Silberband 116 - Der Auserwählte
diesmal aber schon mit hörbar ungeduldigem Unterton.
»MEMPHIS an BASIS! Warum meldet ihr euch nicht? Was ist los bei euch?«
Dantons Aufmerksamkeit war in dem Moment geweckt. In der Holowiedergabe sah er eine hochgewachsene schlanke Frau. Ihr Gesicht wurde von markanten Wangenknochen geprägt, der Blick ihrer dunklen Augen wurde in dem Moment ärgerlich.
Der Funker verstand Dantons knappen Wink und machte ihm sofort Platz. Als Perry Rhodans Sohn den energetischen Mikrofonring mit einem Finger zu sich heranzog, verzog sich Lyn Degas’ Gesicht zu einem spöttischen Grinsen.
»Aha, ich verstehe!« Sie seufzte. »Ihr seid da drüben einfach eingeschlafen. Wie wär’s mit einem Peilsignal?«
Nichts an ihrem Verhalten ließ darauf schließen, dass sie die Antwort der BASIS überhaupt wahrgenommen hatte. Danton überflog die Kontrollanzeigen und nahm zur Kenntnis, dass sie allesamt Normalwerte zeigten.
»Lyn Degas, hier ist Roi Danton! Die Verbindung ist gestört. Sie bekommen Ihr Peilsignal auf dem schnellsten Weg. Inzwischen hätte ich gern Ihre Positionsdaten. Außerdem interessiert mich brennend, ob Sie in Ihrer Umgebung ungewöhnliche Beobachtungen gemacht haben.«
»He, wach auf, Bruder!«, rief Degas. »Ich komme sonst zu spät zu meinem Stelldichein! Wollt ihr uns hier draußen versauern lassen, oder was ist los?«
Der Funker stand mit offenem Mund da und schüttelte verwirrt den Kopf. Etwa dreißig Sekunden verstrichen, dann fuhr Lyn Degas erschreckt auf. Ihr Blick wirkte plötzlich schuldbewusst.
»Oh, Verzeihung! Ich wusste nicht, dass Sie an dem Gespräch teilnehmen, Roi. Standort? Kommt sofort. Ungewöhnliche Beobachtungen? Keine.«
»Sie merken, was hier los ist, Lyn, nicht wahr?«, sagte Danton. »Die Verbindung wird durch äußere Einflüsse um mehr als eine halbe Minute verzögert. Es ist, als unterhielten wir uns per Radio über eine Distanz von fünf Millionen Kilometern. - Hier haben Sie Ihr Peilsignal!«
Nach einer Weile verschwand die Frau aus der Wiedergabe, das Holo zeigte mehrere Datenkolonnen. Roi Danton sorgte dafür, dass die Koordinaten der MEMPHIS an den Kontrollrechner übertragen wurden.
Kurze Zeit später war Lyn Degas’ Abbild wieder da.
»Verstanden«, sagte sie. »Der Vorgang ist mir unerklärlich; aber schließlich bin ich auch nur eine Beibootkommandantin.« Sie wandte sich zur Seite und redete mit jemandem, der nicht von der Übertragung erfasst wurde. »Meine Zweite Pilotin kann Ihr Peilsignal nicht erkennen«, stellte sie fest.
»Es liegt wahrscheinlich nicht auf der Standardfrequenz«, vermutete Danton. »Lassen Sie sie die benachbarten Bänder absuchen. Nachdem wir schon eine zeitliche Verzögerung haben, kann es durchaus auch zu Frequenzverschiebungen kommen.«
Während der halben Minute, die er auf die Antwort der MEMPHIS warten musste, musterte er die Frau nachdenklicher als zuvor.
»Verstanden«, reagierte Lyn Degas endlich. »Sie haben recht, die Peilfrequenz erscheint um zwölf Megahef blau verschoben. Wir kommen heim, BASIS. Die MEMPHIS schaltet ab!«
Am 13. Oktober 3587 befand sich die BASIS im stemenarmen Raum zwischen zwei Spiralarmen der Galaxis Errantemohre. Das terranische Femraumschiff bewegte sich mit nur geringer Fahrt.
Eine Zeit lang hatte Perry Rhodan noch auf Kemoauc gewartet - doch der Zeitlose war und blieb spurlos verschwunden. Über sein Schicksal war nichts bekannt. Laire nahm an, dass der ehemalige Mächtige die Materiequelle gefunden hatte. Ob Kemoauc womöglich den Durchgang durch die Quelle geschafft oder aber den Tod gefunden hatte, vermochte niemand zu sagen.
Das war die Lage an Bord und in der Umgebung der BASIS, als die Ereignisse sich urplötzlich überstürzten.
Payne Hamiller hatte die Koordinatensätze zu einer grafischen Darstellung umrechnen lassen. Mithilfe der Abbildung führte er seinen Zuhörern vor Augen, dass scheinbar voneinander unabhängige Ereignisse doch irgendwie ineinandergriffen.
In dem leeren Holo leuchtete ein roter Punkt auf.
»Unser aktueller Standort, achtundsiebzig Lichtjahre vom nächsten nennenswerten Himmelskörper entfernt«, erläuterte Hamiller.
Aus dem roten Punkt wuchs eine blaue Linie waagerecht nach links über den Holoschirm, in Richtung eines Ausläufers von Erranternohre.
»In dieser Richtung ist das hyperenergetische Vakuum zu suchen, das den Autotaster angezapft und zur Explosion gebracht hat.«
Eine zweite, leuchtend grüne Linie drang aus dem roten Punkt hervor.
»In dieser
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