Silberband 116 - Der Auserwählte
aufdrängten.
»Was ist, Joker?«, beharrte der Mausbiber. »Heraus mit der Sprache!«
Ich hatte mich mit Gucky angefreundet, einfach weil mir seine offenherzige Art gefiel. Und weil er redete, wie ihm der Mund gewachsen war.
Da haben wir es! Guckys größter Makel ist seine Schnoddrigkeit, die er auf mich übertragen hat. Aber sonst hatte er fast keinen schlechten Einfluss auf mich, wenn auch Kemoauc anderer Meinung war.
»Warum seht ihr alles immer so negativ?«, antwortete ich auf Guckys Drängen ausweichend. »Hinter Laires Gang zu Pankha-Skrin müssen nicht unbedingt unlautere Absichten stecken.«
»Also weißt du auch nichts«, stellte Gucky fest.
Ich ließ es dabei bewenden, denn er wollte mich wieder nur zu einer unbedachten Äußerung verleiten.
»Ist Kemoauc bei ihm?«, fragte Roi Danton. Das bezog sich wieder auf Laire.
»Nein«, sagte Jentho Kanthall, der die Nachricht iiberbracht hatte. »Blutsbrüder waren sie ja nie.«
»Oder sie haben sich abgesprochen.«
Das war wieder Atlan. Sein Misstrauen war stärker als alles andere, was ich in der Kommandozentrale wahmahm. Er glaubte tatsächlich, alles mit Skepsis beurteilen zu müssen. Zum Teil lag das auch daran, dass er bei der Beurteilung anderer sich selbst als Maßstab sah und darum annahm, dass hinter jeder harmlosen Handlung Taktik stecken musste und leicht hingesagte Worte einen doppelten Boden hatten. Atlan war ein guter Diplomat und Stratege, und ich glaube, ich habe auch von ihm etwas angenommen.
Überhaupt haben mich die Terraner infiziert.
Schon als sie mich auf Drink I ungewollt weckten, haben sie etwas von ihrer Mentalität auf mich übertragen. Das muss schuld daran sein, dass ich Kemoauc kein so guter Diener sein konnte, wie er es wollte. Doch lassen wir das beiseite.
»Wir sollten in Jokers Gegenwart nicht so aus uns herausgehen.« Reginald Bull warf mir unter zusammengezogenen Augenbrauen einen argwöhnischen Blick zu.
»Joker ist schon in Ordnung.« Wenigstens Gucky verteidigte mich. »Auf jeden Fall ist er nicht Kemoaucs Sklave.«
»Können wir herausfinden, was in der Loower-Kolonie vorgeht?«, fragte Danton.
»Die Loower haben ihre Isolation bislang nicht aufgehoben«, antwortete Jentho Kanthall. »Wir haben nicht einmal eine Sprechverbindung. Als ich verlangte, dass sie das Kommunikationsnetz wieder aktivieren sollten, war ihre Antwort, dass sie bei Bedarf den Helk als Boten schicken würden.«
»Baya kommt!«, rief Gucky, der die Gedanken des kleinen Mädchens witterte. »Vielleicht weiß sie mehr.«
Ich hätte dem Mausbiber Vorhalten können, dass er schon alles aus ihren Gedanken abgelesen hatte, wollte dadurch aber nicht die Potenz meines eigenen Schnüffelsinns verraten.
Als Baya erschien, wurde sie sofort mit Fragen bestürmt. »Laire wurde von Pankha-Skrin freundschaftlich empfangen«, sagte sie nur.
»Was besprechen die beiden?«, drängte Atlan.
»Sie haben sich zur Besprechung zurückgezogen. Ich war nicht da* { bei.«’
Baya Gheröl war ein nettes Mädchen. Ich mochte sie. An Bord hielten f zwar alle die Achtjährige, die als einziger Mensch die loowerische Entelechie beherrschte, für »reif« und sogar für »erwachsen«. Aber ich wusste, dass sie trotz allem in ihrem Innersten ein Kind geblieben war < Baya sah zu den Umstehenden mit großen Augen auf, dann huschte ein sanftes Lächeln um ihren Mund. »Ihr braucht nicht zu befürchten, dass es zwischen Laire und Pankha-Skrin wieder zum Kampf kommt Zwischen ihnen herrscht wirklich eine freundschaftliche Atmosphä- § re.«I
»Jetzt fraternisiert Laire auch noch mit dem Quellmeister?«, fragte | Atlan ungläubig.I
»Das gerade nicht«, widersprach Baya. »Freundschaftlich ist viel- | leicht nicht das richtige Wort. Es ist eher so, dass sie ein stillschwei- j gendes Übereinkommen getroffen haben, das zu tun, was getan werden muss.«
»Und was ist das?«, wollte Rhodan wissen.
Baya blickte den Terraner fest an. »Ich habe schon ein paarmal darauf hingewiesen, dass das Problem der Loower gelöst werden muss. Ich f glaube, dass sich Laire und Pankha-Skrin darüber einig geworden | sind.«f
Schweigen breitete sich aus. Die Gedanken der Verantwortlichen f1 rochen nach Besorgnis. Doch zu einem guten Teil waren sie an den zu erwartenden Schwierigkeiten selbst schuld, weil sie die Dinge zu sehr komplizierten. Den Rest der Schuld trug Laire, der jedoch an seine Schweigepflicht gebunden war.(
Und noch einer kochte sein eigenes Süppchen, will sagen, er
Weitere Kostenlose Bücher