Silberband 116 - Der Auserwählte

zurück. Er kannte die Nachricht und verstand sie, denn er lag mit den Loowem auf einer Wellenlänge.
    Sein Metamorphoseinstinkt hatte ihn derart verformt, dass ihm manche Erlebnisse mit den Terranem auf einmal unverständlich erschienen. Durch die Verwandlung war auch seine Erinnerung beeinträchtigt, und vieles entschwand allmählich aus seinem Gedächtnis. Was zurückblieb, war wie die Erinnerung an einen kurzen, flüchtigen Traum.
    Es war ein schöner Traum.
    Alkyra-II war die Wirklichkeit.
    Bald würde die Neunturmanlage wieder funken und die Monaden durch ihre sechsdimensionalen Impulse aufscheuchen. Dompteur würde versuchen, sie mit seinem Schnüffelsinn zu beruhigen. Das war keine leichte Aufgabe und konnte nicht von heute auf morgen gehen. Aber er war sicher, dass er die Monaden zähmen konnte.
    Und wenn das geschehen war?
    Dompteur stieg in das subplanetare Höhlensystem hinab, in dem einst die telepathisch veranlagte Duade gelebt und geglaubt hatte, die Loower zu beherrschen. Dabei dachte er an den immer mehr verblassenden Traum zurück.
    Was würde sein, wenn er eines Tages die Monaden gezähmt hatte?

19.
    Es war still in der Zentrale der Space-Jet. Der Mann, der steif im Pilotensessel saß, hatte einmal Gefährten gehabt, doch sie waren tot, verschwunden, verschollen.
    Seit langer Zeit war er allein.
    Wozu?
    Um den Plan zu erfüllen, den andere, Größere, ersonnen hatten? Um ein Werk zu vollenden, das nicht beendbar erschien, unendlich in seiner Größe war und unauslotbar in der Wirkung?
    Nichts war ihm unmöglich erschienen, als der Ruf an ihn und seinesgleichen ergangen war. Doch längst hörten andere den Ruf.
    Der Mann hatte eine volltönende, wohlklingende Stimme. Wenn er redete, konnte sie bezaubern und schmeicheln, sie konnte jedoch ebenso grollen und strafen.
    Die Wiedergabe auf den Holoschirmen der vielfältigen Kontrollen und Ortungen verriet dem Mann, dass er falsch kalkuliert hatte. Sein Plan war nur zum Teil erfolgreich gewesen.
    Er hatte die andere Space-Jet aus der Feme beobachtet und darauf gewartet, dass sie jenen Weg nahm, der ihm noch verschlossen war. Aber die TARTUS war nur auf einem unbedeutenden Planeten gelandet.
    Der Mann wartete Stunde um Stunde. Schließlich kam er zu der Erkenntnis, dass sein Warten vergeblich bleiben würde. Er entfernte sich von dem Planeten und begab sich selbst auf die Suche nach der Materiequelle.
    Seine Erinnerung trug ihn bis zu jener Stunde zurück, da der Ruf erstmals an ihn ergangen war. Damals war er erwacht, und seitdem lebte er in der geistigen und körperlichen Vollkommenheit, die ihn immer noch auszeichnete.
    Ein Früher hatte es für ihn nie gegeben. Er wusste nicht, ob er leibliche Eltern hatte oder künstlich erzeugt worden war. Seine Erinnerungen, glaubte er, waren manipuliert. Gerade deshalb empfand er ein tiefes Bedürfnis danach, sich über seine Herkunft klar zu werden. Nur wenn er wusste, woher er kam, konnte er sinnvoll ins Auge fassen, wohin er gehen sollte - sofern ihn seine Auftraggeber gehen ließen. Noch fühlte er sich ihnen verbunden und verpflichtet.
    Die Space-Jet jagte mit hoher Geschwindigkeit durch den Weltraum.
    Stunden vergingen, in denen der kleine terranische Diskus absonderliche Flugmanöver ausführte. Dann endlich schlugen die Taster an; sie hatten einen festen Körper erfasst.
    Sofort verlangsamte der Pilot sein Schiff, denn in der Nähe einer Materiequelle konnte jedes Ding bedeutungsvoll sein.
    Die Messungen bewiesen, dass jenes Gebilde eine beachtliche Masse aufwies - allerdings zu wenig für einen Planeten oder Mond. Zudem emittierte der Gegenstand einwandfrei anmessbare Hyperstrahlung.
    Immer deutlicher wurde das Objekt auf den Schirmen. Seine Konturen waren zu regelmäßig, zu geformt, um nur ein Spiel der Natur zu sein.
    Eine Kosmische Burg?
    Die Ähnlichkeit war in der Tat vorhanden. Doch dieses Gebilde war entschieden größer, geradezu gigantisch in seinen Abmessungen. Der Mann spürte eine wachsende Erregung. Er war - hoffentlich - am Ziel und würde bald Antworten auf seine Fragen erhalten.
    Wer bin ich?
    Kemoauc hatte er bislang geheißen.
    Was bin ich?
    Er war einer von sieben Mächtigen gewesen.
    Sehr viel mehr wusste er nicht. Aber vielleicht erfuhr er nun bald, wer und was er wirklich war.
    Mit einem Mal, geradezu schmerzhaft, überfiel ihn Angst vor der Antwort.
    Neerad dehnte sich und strich mit dem Borstenkamm der rechten Hand die über Nacht ausgefallenen Schuppen vom linken Arm. Das Klima