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Silberband 116 - Der Auserwählte

Silberband 116 - Der Auserwählte

Titel: Silberband 116 - Der Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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schloss das Schott. Kemoauc beobachtete das Messinstrument an seinem Handgelenk. Sobald der Luftdruck genügend stark war, lieferte das Kombigerät eine erste Analyse. Der ehemalige Mächtige hatte ein gutes Gedächtnis - die Zusammensetzung der Atmosphäre war bis auf ein Zehntelprozent exakt die Gasmischung wie in den Kosmischen Burgen.
    Kemoauc öffnete den Helmverschluss und schob die schlaff werdende Folie des Transparenthelms in den Nacken zurück.
    »Ich danke...« Kemoauc stutzte verwundert. Wo war sein Gesprächspartner geblieben?
    »Hier bin ich«, sagte Neerad. »Hast du noch nie einen Vilthaner gesehen?«
    »Du bist der erste«, gab der Zeitlose zu.
    Neerad war in den wenigen Sekunden seit dem Einströmen der Atemluft um fast die Hälfte geschrumpft. Aus der imponierenden Gestalt des Vakuumläufers - so hatte Kemoauc den Vilthaner getauft - war eine zierliche hüfthohe Echse geworden, deren Haut sich grau verfärbt hatte.
    »So sind wir halt«, sagte Neerad. »Mich wundert, dass du nie einen Vilthaner gesehen hast. Wo kommst du her?«
    Kemoauc schwieg zu dieser Frage. Was hätte er auch antworten sollen. Er streifte den Raumanzug ab und hängte ihn in eine dafür vorgesehene Wandnische. Seine Waffen behielt er vorsichtshalber am Gürtel.
    »Was willst du damit?«, fragte der Vilthaner. »Hier braucht man keine Waffen.«
    »Wer lebt in der Burg? Und wer befiehlt hier?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Neerad. »Mich geht das nichts an. Aber ich weiß immer noch nicht, wer du bist und was du hier suchst.«
    »Ich bin Kemoauc«, sagte der Mächtige.
    Neerad reagierte nicht darauf. Kannte der kleine Vakuumläufer den Namen nicht? Gab es tatsächlich eine Kosmische Burg, in der man mit dem Namen Kemoauc nichts anzufangen wusste? Es tat dem Zeitlosen weh, diese Demütigung ertragen zu müssen.
    »Man nannte meine Gefährten und mich die Mächtigen«, sagte er leise, und es klang fast wie eine Entschuldigung.
    Neerad machte eine heftige Geste. »Verzeihung«, schrie der Vakuumläufer erschrocken. »Verzeih, Mächtiger, dass ich dich nicht erkannt habe. Dein Name wurde selten genannt in dieser Station, und mein Hirn ist kümmerlich.«
    Kemoauc lächelte leicht. Eine unbedeutende kleine Panne, dieser Subalterne hatte ihn nicht erkannt. Was war schlimm daran? Noch zeigte der Name Wirkung, also war nicht alles verloren.
    »Willst du mein Diener sein und mich begleiten, wenn ich diese Burg kennenleme?«, fragte Kemoauc.
    »Das werde ich gerne tun«, sagte Neerad. »Nur... Mächtiger, verzeih, ich habe Familie, und die Burg ist groß.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Kann ich meine Sippe mitnehmen? Sie lebt hier in der Nähe, in den Außenbezirken der Station.«
    »Mach, was du willst. Ich möchte bald aufbrechen und das Zentrum der Burg sehen.«
    »Ich eile, Mächtiger!« Der Vilthaner huschte davon.
    Kemoauc lehnte sich gegen eine Wand. Er hielt die Augen offen, die tief und schwarz und zeitlos waren wie Zeitbrunnen. Er dachte nach und bemerkte zugleich seine wachsende Nervosität. Irgendeine Saite in ihm wurde von den Ereignissen angeschlagen - eine Saite, von deren Existenz Kemoauc vor Kurzem noch nichts geahnt hatte.
    Er dachte an die Gefährten, an Ariolc, Murcon, Ganerc und die anderen. Sie waren tot. Er, der sich von Beginn an als Leiter der Gruppe der Mächtigen gefühlt hatte, war allein geblieben. Seine Brüder hatten sich früher oder später besonderen Anwandlungen ergeben, waren verrückt geworden oder hatten Dinge getan, die sich mit dem Auftrag eines Zeitlosen nicht vereinbaren ließen.
    War nun die Zeit an ihm, schwach zu werden?
    »Mächtiger, hier ist meine Sippe!« Neerad kam und zog eine Kette von Leibern hinter sich her, offenbar sein Weib und eine große Anzahl seiner Kinder. »Dies ist mein Weib, Ladee genannt«, verkündete Neerad stolz. »Hier unser ältestes Kind Becca ...«
    »Lass uns gehen!«, sagte Kemoauc. »Die Zeit drängt.«
    Kemoaucs Empfinden, dass er vor entscheidenden Stunden seines Lebens stand, wurde immer größer; gleichzeitig wollte er sichergehen, dass er tatsächlich erkannt und identifiziert worden war und nicht nur durch puren Zufall die Landung geschafft hatte.
    Hinter dem Zeitlosen trotteten die Vilthaner, leise in ihrer zischenden Sprache redend. Neerad hatte sichtlich Mühe, seine Sippe im Zaum zu
    halten. Die Echsen wesen platzten schier vor Stolz, einen Mächtigen begleiten zu dürfen.
    Kemoauc hatte sich in allen Kosmischen Burgen ausgekannt. Wenn ihn seine

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