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Silberflügel: Roman (German Edition)

Silberflügel: Roman (German Edition)

Titel: Silberflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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würden. Schatten untersuchte sorgfältig den Boden.
    „Was machst du da?“, fragte Goth.
    „Ich schaue nach Eulenlosung. Um sicher zu sein, dass hier keine genistet haben.“ Marina hatte ihm das beigebracht. Eulen würgten ihre Beute ganz hinunter, sie kauten nicht, und ihre Losung enthielt all die Knochen und Zähne von dem, was sie gefressen hatten. Er hatte Angst, dass er eines Nachts einen Teil eines Flügels oder eines Kiefers einer Fledermaus finden würde. Aber dieser Ort war sauber.
    „Du lebst in ständiger Furcht vor ihnen, nicht wahr?“, sagte Goth.
    „Wir sind zu klein, um uns gegen sie verteidigen zu können.“
    „Aber wenn fünf von euch eine Eule angriffen …“
    Schatten hatte daran nie gedacht. „Vielleicht“, sagte er.
    „Wir können es nicht zulassen, dass unsere Brüder und Schwestern unter den Fledermäusen so behandelt werden“, sagte Goth heftig und blickte Schatten an. Zunächst dachte dieser, Goth hielt ihn für einen Feigling und wäre deshalb wütend auf ihn. Er schlug die Augen nieder.
    „Kommt mit uns in den Dschungel“, sagte Goth, „ihr und deine ganze Kolonie, und ich werde meine Familie zu Hilfe rufen.“
    „Das willst du tun?“ Das war mehr, als Schatten zu hoffen gewagt hatte.
    „Wir können eine Armee aufstellen und nach Norden zurückkehren, um gegen die Eulen zu kämpfen.“
    „Das würdet ihr wirklich tun, an unserer Seite kämpfen?“
    „Es wäre eine große Ehre, euch dabei zu helfen, ans Tageslicht zurückzukehren, so wie Nocturna es versprochen hat.“
    „Alles ohne die Hilfe der Menschen?“, fragte Marina.
    Schatten blickte sie überrascht an. Sie hatte fast die ganze Nacht kein Wort gesagt. Er wusste, sie war wütend auf Goth und auf ihn. Sie starrte Goth herausfordernd an.
    „Ich würde mich nicht auf irgendwelche Hilfe von den Menschen verlassen“, schnaubte Goth. „Sie sind mehr daran interessiert, uns einzusperren als uns freizulassen.“
    Schatten spürte, wie Marina ihn grimmig anstarrte, aber er konnte ihr nicht ins Gesicht sehen. Die Menschen … Er wusste einfach nicht, was er jetzt von ihnen halten sollte. Sie waren anscheinend unzuverlässig. Marina glaubte, sie seien gut. Goth und Throbb glaubten, sie seien böse. Und was die Ringe anbetraf, so gab es solche wie Friedas und es gab andere, die Fledermäuse bei lebendigem Leibe verbrannten. Wie konnten sie da auf die Menschen zählen?
    „Vielleicht hat Goth Recht“, sagte er und wich immer noch Marinas Blick aus. „Vielleicht werden die Menschen uns tatsächlich nicht helfen.“
    „Was weißt denn du?“, sagte sie kurz angebunden und verbittert. „Du bist noch nicht einmal beringt.“
    Schatten blickte sie verletzt an.
    „Vielleicht bin ich das nicht, aber …“
    „Nein. Du weißt nicht, wie es gewesen ist. Wie es sich angefühlt hat. Es war etwas Besonderes, egal was einer von euch sagt. Es bedeutet etwas.“ Sie schwieg. „Und dein Vater hat das auch geglaubt, Schatten.“
    Er war sich bewusst, dass Goth ihn genau beobachtete.
    „Ich weiß, was mein Vater geglaubt hat“, entgegnete er kühl. „Aber vielleicht hat er sich geirrt.“
    „Also willst du ihn einfach aufgeben? Ab in den Dschungel, ohne nach ihm zu suchen?“
    „Natürlich werde ich nach ihm suchen …“
    „Also willst du nur mich aufgeben.“
    Bevor er auch nur nach Worten suchen konnte, flog sie aus der steinernen Höhle in die Nacht hinaus.
    „Marina!“, rief er und wollte ihr nach, aber Goth breitete einen seiner gewaltigen Flügel aus.
    „Mach dir keine Sorgen. Sie wird zurückkommen. Lass sie sich nur erst beruhigen.“
    „Ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen.“
    „Das hast du auch nicht. Sie hat zu große Hoffnungen auf diese Ringe gesetzt. Nun ärgert sie sich und kommt sich dumm vor. Sie kommt darüber hinweg.“
    „Ja doch“, sagte Schatten und blickte ihr nach. Eigentlich hätte er nun überschwänglich glücklich sein müssen, wo er wusste, dass Goth und Throbb ihm helfen würden eine Armee aufzustellen. Aber stattdessen fühlte er die ganze Last der Enttäuschung im Bauch.
    „Wir kennen die Sterne jetzt gut genug“, sagte Throbb. „Was für einen Nutzen haben diese Fledermäuse noch? Wollen wir sie nicht fressen?“
    „Sprich leise“, zischte Goth, während er über die Baumwipfel schaute, wo Schatten allein nach Insekten jagte. Er wandte sich wieder Throbb zu. „Du tust, was ich sage und wenn ich es sage. Ohne mich wärst du immer noch in diesem Gefängnis und würdest diese

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