Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberflügel: Roman (German Edition)

Silberflügel: Roman (German Edition)

Titel: Silberflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
wässrigen Mäuse fressen. Denk daran.“
    Er hatte Throbb nichts von seinem Plan gesagt und würde das auch nicht tun.
    Alles war ihm so deutlich geworden, nachdem es ihm einmal gelungen war, die Bedeutung des Traums zu entschlüsseln.
    Er würde mit Schatten und Marina ziehen, bis sie zu den Silberflügeln kamen. Dann würde er sie überreden, mit in den Dschungel zu kommen. Sie sollten glauben, dass sie eine Armee aufstellen wollten.
    Wenn sie aber erst seine Heimat erreichten, würden alle Silberflügel zu Sklaven seiner Familie werden. Jahr für Jahr sollten sie sich vermehren und einen endlosen Vorrat an lebendigem Fledermausfleisch zum Verzehr schaffen.
    Sie würden ewige Opfergaben für Zotz werden, der seinen Diener Goth nach Norden gesandt hatte, damit er sich dort bewähre und die Silberflügel in den Dschungel brächte.
    Schatten hatte seine Absicht nicht erraten, es war so einfach gewesen. Dieser Junge war forsch, jawohl, auch intelligent, aber er war auch auf Ruhm und Ehre scharf – als ob er die je erlangen könnte, der jämmerliche Wicht.
    Aber Marina … bei der hatte er mehr Bedenken. Sie misstraute ihnen, das merkte er. Es sah so aus, dass Schatten jetzt ganz auf seiner Seite war, aber er fragte sich, wie treu er zu seiner Gefährtin von den Glanzflügeln halten würde. Er konnte es sich nicht leisten, Schatten zu verlieren, und wenn sie ihn umstimmen sollte …
    Er wandte sich an Throbb.
    „Du gierst doch nach Fledermausfleisch? Such das Glanzflügelmädchen und töte sie.“
    „Marina!“
    Schatten fing an sich Sorgen zu machen. Er hatte eine halbe Stunde lang allein gejagt, und sie war immer noch nicht zurückgekommen. Sie sollte nicht ohne Begleitung unterwegs sein, nicht ausgerechnet jetzt. In der Nähe könnten Wachposten der Eulen lauern, eine Horde Krähen …
    Er flog an ihrem Rastplatz am steinernen Sims vorbei. Er hatte auch Goth oder Throbb nicht gesehen. Panik flatterte durch seinen Körper. Hatte etwa eine Staffel Eulen zugeschlagen, ohne dass er es bemerkt hatte? Und sie alle erwischt?
    Er wollte laut rufen, wusste jedoch, dass ihn das nur verraten würde, wenn Eulen in der Nähe wären. Er setzte zu einem weiten Kreis um den Rastplatz an, dabei blieb er hoch genug über den Bäumen, äugte aber mit dem Klang-Sehen in den Wald hinab. Er führte die erste Runde zu Ende und begann eine zweite größere.
    In den Ästen einer Eiche entdeckte er Throbb in gekrümmter Haltung mit dem Rücken zu ihm. Erleichtert flog er tiefer und näher und hörte die rohen, klebrigen Fressgeräusche, als etwas zerrissen und gekaut wurde. Auf einer Seite von Throbbs Schultern und Kopf konnte er den Umriss eines leblos ausgebreiteten Flügels erkennen.
    Der normale Abscheu machte plötzlichem Entsetzen Platz. Sein Klang-Sehen flackerte an den Rändern, er wurde von einer schrecklichen Schwäche erfasst und fürchtete, er würde das Bewusstsein verlieren.
    Der Flügel hatte keine Federn.
    Er hatte glänzendes Fell an den Rändern, war lederartig, hatte die Erhebungen langer Finger unter der Oberfläche.
    Throbb fraß gerade eine Fledermaus, einen Glanzflügel.

– 14 –
Die Flucht
    Schatten wirbelte herum und tauchte zwischen die Bäume ab, aber es war zu spät.
    „Schatten? Bist du das, Schatten?“
    In sein Versteck geduckt konnte er Throbb sehen, der sich langsam umdrehte und mit seinen Klangstrahlen nach ihm suchte. Der Kopf des Glanzflügels fiel ihm aus dem Maul und kippte auf eine Seite, sodass Schatten das Gesicht sehen konnte. Er schrie fast auf vor Erleichterung. Nicht Marina. Er musste sie finden. Er löste seinen Griff, breitete die Flügel aus und flog los.
    „Schatten!“
    Er würde sich unterhalb der Baumwipfel halten. Throbbs Flügel waren zu breit, um ihm dorthin folgen zu können. Er flitzte durch das dichte Laub hindurch, kippte von der einen Seite auf die andere, manchmal fast auf den Rücken, um zu verhindern, dass er von einem spitzen Zweig aufgespießt wurde oder mit dem Kopf gegen einen Stamm prallte.
    Er konnte hören, wie weiter oben Throbb fluchte und dann Klang aussandte, der durch die Blätter und Äste drang, um ihn zu lokalisieren. Mit angespannten Flügeln jagte er geradeaus und versuchte dabei, Throbbs Position nicht zu verlieren. Lautlos und ohne auch nur ein einziges Blatt zu berühren flog er eine scharfe Kurve und sauste die Strecke zurück, die er gekommen war. Danach wechselte er noch zweimal schnell die Richtung, bis er Throbbs raschelnde Flügelschläge nicht

Weitere Kostenlose Bücher