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Silberflügel: Roman (German Edition)

Silberflügel: Roman (German Edition)

Titel: Silberflügel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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mehr über sich hören konnte.
    Er blickte durch die Blätter nach oben und sah kleine Stücke des Himmels. Wo mochte sie sein? Der Morgen dämmerte fast, sie konnte nicht viel länger draußen bleiben. Sie würde zum Rastplatz zurückkehren.
    Er schnappte keuchend nach Luft, als er aus der Deckung der Bäume brach und auf die Felshöhle zujagte. Er warf ein schnelles Klangnetz aus. Von Goth kein Anzeichen – er musste noch unterwegs auf Jagd sein. Trotzdem wandte er sich im letzten Moment vom Eingang zurück und kreiste. Was wäre, wenn Throbb vor ihm zurückgekehrt war? Was wäre, wenn er drinnen wartete?
    „Marina?“, fragte er leise.
    „Hier drinnen“, kam ihre Stimme vom Schlafplatz.
    Er hatte Glück. Er schoss durch den Tunnel und in die steinerne Höhlung. Da war sie und putzte die Flügel. Er war dankbar sie zu sehen, obwohl sie ihn kalt und immer noch wütend anblickte.
    „Marina, wir müssen …“ Er bekam eine Gänsehaut.
    Im Hintergrund der Höhle hing schweigend Goth und nagte noch an einem Knochen. Schatten konnte kaum glauben, dass er sich noch vor Stunden bei dieser Fledermaus in Sicherheit gefühlt hatte. Nun wurde ihm schlecht, als er ihn kauen sah. Fleischfresser. Fledermausfresser.
    „Ihr müsst was?“, fragte Goth.
    Schatten zwang sich dazu, zu landen und ein paar Mal tief Luft zu holen. Er war mit Schweiß und Staub bedeckt. „Oh, ich wollte Marina sagen, sie sollte mitkommen und sich diesen großen Eiszapfen am Bach anschauen.“
    „Ich bin müde“, sagte Marina und gähnte. „Und ich habe schon früher Eiszapfen gesehen, Schatten.“
    „Keinen so großen.“ Er starrte sie an und sie blickte mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck zurück, bevor sie schnell nickte.
    „In Ordnung, in Ordnung, zeig mir diesen Eiszapfen. Dann wollen wir schlafen.“
    „Okay. Wir bleiben nicht lang“, sagte er zu Goth.
    „Ich komme mit.“
    Schatten bemühte sich darum, dass sich seine Miene nicht verkrampfte. „Prima.“ Er hatte versucht, etwas zu wählen, wofür Goth sich nicht interessierte, und Schatten wusste, dass er für Eis nur Verachtung übrig hatte und es für eine Art persönlicher Beleidigung hielt. Goth musste also Bescheid wissen.
    Wie gelähmt vor Angst führte er sie aus dem Tunnel.
    „Da drüben ist es“, sagte Schatten, als sie draußen waren. Wenn er sie vom Rastplatz wegführte, hätte er wenigstens mehr Zeit, bevor Throbb sie fand. Zeit, um vielleicht eine Flucht zu bewerkstelligen und Goth im Unterholz abzuhängen. Bis zum Sonnenaufgang waren es höchstens noch zwanzig Minuten.
    „Hört ihr das?“, fragte Goth.
    „Ja doch“, sagte Marina. „Klingt wie ein Schwarm Insekten.“
    Das Geräusch wurde lauter, aber es hatte eine mechanische Regelmäßigkeit, sodass Schatten glaubte, dass es keineswegs Insekten waren, sondern irgendeine Maschine der Menschen. Was es auch war, es näherte sich ihnen.
    „Da ist Throbb“, sagte Goth.
    Schatten schaute hin. Throbb kam angeprescht, sehr schnell sogar. In weniger als einer Minute würde er hier sein.
    „Was ist das?“, keuchte Marina.
    Was sich da auf Throbb stürzte, war eine Art menschlicher Flugmaschine mit verschwimmenden Flügeln und strahlenden Lichtern. Throbb begann zu brüllen, aber die Maschine flog über ihm und übertönte seine Stimme. Schatten starrte entsetzt hin, als die Maschine direkt auf ihn zuflog und sich über ihm in die Höhe schraubte.
    Wind explodierte um ihn herum.
    Ein Pfeil pfiff durch die Luft, streifte seinen Schwanz und schlug in einen Ast ein. Ein zweiter Pfeil bohrte sich in Goths Brust. Vor Wut brüllend taumelte die Riesenfledermaus in Spiralen hinab und warf sich hin und her, um sich von dem Geschoss zu befreien.
    „Lass uns verschwinden!“, rief Schatten Marina zu.
    Sie schwenkten weg von der Flugmaschine und schossen wieder nach unten in den Wald. Schatten flog knapp über dem Boden, obwohl er wusste, dass das gefährlich war. Waschbären, Wildhunde, sogar Schlangen konnten hochspringen und nach ihnen schnappen. Eulen, die auf den Ästen lauerten, konnten wie ein gezackter Blitz auf sie herabstürzen. Über den Bäumen wären sie jedoch eine leichte Beute für die Menschen und ihre tödlichen Pfeile.
    Vögel begannen sich bereits aus ihren Nestern zu erheben und ein Dämmerungschor durchschnitt die eisige Morgenluft.
    „Wohin?“, fragte er dringlich. Marina war die Expertin.
    Zu seinem Schrecken landete sie auf dem Boden.
    „Was tust du da?“
    Am Fuß einer Ulme befand sich ein

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