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Silberlicht

Silberlicht

Titel: Silberlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Whitcomb
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und ihre lackierten Nägel krabbelten wie kleine blutrote Käfer über sein Knie. Er nahm ihre Hand und legte sie auf ihr eigenes Bein, als wäre sie eine tote Ratte. Sie lächelte ihm zu und gab ihm einen spielerischen Klaps auf das Handgelenk, als hätte er mit ihr geflirtet und nicht umgekehrt.
    Die anderen aßen, lachten und rauchten. James war so weit wie möglich von Libby abgerückt und kauerte am äußersten Rand der Nische.
    Libby streckte sich, so dass sich der Drache über ihren Brüsten zu einem stummen Brüllen dehnte. »Gehen wir tanzen?«, fragte sie. »Ich will mich amüsieren.«
     
    Nach einer angeregten Diskussion über Filme herrschte Aufbruchstimmung. James und die anderen sechs gingen zur Tür, um sich die Jacken überzuziehen.
    »Könnt ihr Libby mitnehmen?«, sagte Rayna zu Mitch. »Sonst müssen wir uns zu fünft ins Auto quetschen.«
    Ich folgte ihnen in einiger Entfernung zum Parkplatz. Die Männer begutachteten Jacks neuen Truck, die Frauen umringten James, der sich gegen das Auto seines Bruders lehnte.
    »Wie geht es Mitch damit, dass Jill ihn abgesägt hat?«, fragte Dawn.
    »Ganz gut, glaube ich«, antwortete James.
    »Wer ist Jill?«, fragte Libby.
    »Ex-Freundin.«
    »Was ist das für eine Prellung?«, fragte Rayna und drehte James’ Gesicht ins Licht der Straßenlampe.
    »Nichts.«
    Libby musterte Mitch über den Parkplatz hinweg, als wolle sie sein Gewicht abschätzen.
    Auf dem Weg zum Kino saß Libby auf dem Vordersitz neben Mitch, James hatte auf der Rückbank Platz genommen. Ich ließ mich neben ihm nieder. Er war so erleichtert, dass er sich erschöpft in die Lehne fallen ließ.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Mitch, der ihn im Rückspiegel beobachtete.
    »Soll ich mich zu dir nach hinten setzen?«, bot Libby an, während sie sich umdrehte und ihm zuzwinkerte.
    »Nein!«, wehrte James ab. »Danke.«
    Während wir unter dem Spalier aus Straßenlampen hindurchfuhren, ruhte James’ Hand auf dem Griff der Autotür und bohrte ein Loch in das Futter. Irgendetwas, das aussah wie ein Stück Papier, schien seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er zog daran und hielt den Papierfetzen wenig später in der Hand. Trojaner stand darauf zu lesen. James lachte, tastete das Loch ein weiteres Mal ab und zog einen kleinen Umschlag hervor. Er erbleichte.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    James öffnete den Umschlag, warf einen kurzen Blick hinein und schloss entsetzt die Augen. Rasch sah er in den Rückspiegel, doch Mitch schien nichts gemerkt zu haben.
    »Du wirkst angespannt«, bemerkt Libby und legte eine Hand in Mitchs Nacken. »Ich kann toll Rücken massieren.« Ihre Hand strich seinen Arm hinunter außer Sichtweite. »Und auch sonst noch viel.«
    Das Auto begann Schlangenlinien zu fahren, und Libby kicherte.
    »Verdammt«, sagte Mitch. »Was tust du da?«
    James versuchte, den Umschlag wieder in das Loch in der Türpolsterung zurückzuschieben, doch er ließ sich nicht mehr weit genug hineindrücken. Eine Sirene ertönte. Auf der Gegenfahrbahn flammten Lichter auf.
    »O Scheiße«, stöhnte Mitch und verlangsamte die Fahrt, den Kopf in die Nackenstütze gelehnt.
    »Nein«, flüsterte James.
    »Ist das wegen uns?«, fragte Libby bestürzt.
    Mitch parkte am Bordstein und legte das Gesicht in die Hände.
    »Keine Angst, Schätzchen«, sagte Libby, »ich rede mit denen, ich kann sehr überzeugend sein.«
    Das Polizeiauto stellte sich frontal vor Mitchs Wagen. Das Blaulicht flackerte durch die Windschutzscheibe wie die Warnscheinwerfer eines Leuchtturms.
    »Mach ihn nicht wütend«, warnte Mitch und rollte das Fenster herunter.
    »Guten Abend«, sagte der Police Officer. James duckte sich hinter den Vordersitz. »Ist alles okay bei euch?«
    »Klar«, erwiderte Mitch. »Bin ich zu schnell gefahren?«
    »Nein, Sir. Könnte ich bitte Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere sehen?«
    James winkte mich zu sich und flüsterte: »Sag mir Bescheid, wenn er oder sein Kollege mal kurz wegschauen.«
    Ich schwebte durch die Tür und sah einen zweiten Mann in dem Polizeiwagen.
    »Könnten Sie bitte aussteigen?«, forderte der erste Officer Mitch auf.
    »Was habe ich denn gemacht?«
    »Steigen Sie bitte einfach aus.«
    Ich glitt zu dem Streifenwagen und beobachtete den Polizisten, der Kaugummi kaute und ein Formular auf einem Klemmbrett ausfüllte. Mitch stieg aus, und der Officer leuchtete ihm mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen.
    »Haben Sie etwas getrunken?«
    »Ein Bier«, antwortete Mitch.
    »Wer

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