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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Priester, Nonnen und Mönche. Dreitausend Männer, Frauen und Kinder. Und das jetzt sind nur diejenigen, die auf den Seiten erscheinen, die wir aus den zerstörten Archiven retten konnten. Lediglich zwei Ritter haben bislang die Begegnung mit ihm überlebt.«
    Endlich fiel der Groschen. »Shiro ist einer von ihnen, deshalb war Nikodemus auch bereit, mich laufenzulassen.«
    Forthill nickte und schloss einen Moment die Augen. »Wahrscheinlich trifft das zu. Die Macht der Denarier wächst, indem sie anderen Schmerzen und Leiden zufügen. Sie werden so immer besser darin, die Kraft zu nutzen, die der Gefallene ihnen gibt. Am meisten gewinnen sie, wenn sie diejenigen verletzen, die sich gegen sie stellen.«
    »Er foltert Shiro«, sagte ich.
    Forthill nahm einen Moment meine Hand und beruhigte mich. »Wir dürfen nicht den Glauben verlieren. Vielleicht kommen wir noch rechtzeitig, um ihm zu helfen.«
    »Ich dachte, es sei die Aufgabe der Ritter, für Gerechtigkeit zu sorgen«, sagte ich. »Die Faust Gottes oder so.
    Warum kann Nikodemus sie dann reihenweise abschlachten?«
    »In etwa aus dem gleichen Grund, aus dem ein Mensch einen anderen töten kann«, erklärte Forthill. »Er ist klug und vorsichtig, geschickt und rücksichtslos. Wie sein Schutzherr, der gefallene Engel.«
    »Badassiel?«, riet ich.
    Forthill lächelte beinahe. »Anduriel. Er war nach dem Fall ein Hauptmann Luzifers. Anduriel führt die dreißig Gefallenen an, die den Münzen innewohnen. Nikodemus ist allerdings nicht durch Verführung unter Anduriels Herrschaft geraten. Vielmehr ist es eine Partnerschaft. Nikodemus arbeitet als beinahe Gleichgestellter und aus freiem Willen mit den Gefallenen zusammen. Kein Angehöriger der Priesterschaft und kein Ordensritter konnte ihm jemals auch nur einen Kratzer zufügen.«
    »Die Schlinge«, überlegte ich. »Das Seil. Es hat eine ähnliche Macht wie das Grabtuch, nicht wahr?«
    »Wir vermuten es. Es ist das Seil, das der Verräter in Jerusalem benutzt hat.«
    »Wie viele Denarier arbeiten mit ihm zusammen? Ich nehme an, sie verstehen sich nicht besonders gut.«
    »Da haben Sie Gott sei Dank recht. Nikodemus schart selten mehr als fünf oder sechs andere Denarier um sich, soweit wir wissen. Normalerweise sind es nicht mehr als drei.«
    »Der Schlangenmann, das Dämonenmädchen und Ursiel.«
    »Ja.«
    »Wie viele Münzen sind noch in der Weltgeschichte unterwegs?«
    »Derzeit wissen wir nur von neun Münzen, mit Ursiels Stück sind es zehn.«
    »Dann könnten Nikodemus theoretisch noch neunzehn weitere Gefallene zur Verfügung stehen, dazu ein paar Rowdys als Garnierung.«
    »Rowdys?«
    »Normale Auftragskiller. So haben sie jedenfalls ausgesehen.«
    »Ah – nein, die sind nicht normal«, widersprach Forthill. »Nach allem, was wir wissen, bilden sie fast so etwas wie einen Staat im Staate. Sie sind Fanatiker, und die Zugehörigkeit vererbt sich vom Vater auf den Sohn, ebenso von der Mutter auf die Tochter.«
    »Das wird ja immer schöner«, sagte ich.
    »Harry«, fuhr Forthill fort, »ich weiß nicht, wie ich taktvoll danach fragen soll, daher will ich mal ganz direkt sein. Hat er Ihnen eine der Münzen gegeben?«
    »Er hat mir eine angeboten, aber ich habe abgelehnt.«
    Forthill betrachtete mich noch einen Moment, dann atmete er erleichtert aus. »Ich verstehe. Erinnern Sie sich noch an das Symbol auf der Münze?«
    Ich brummte bejahend, nahm ein Donut mit Schokoladenüberzug und zeichnete das Symbol mit dem Zeigefinger in die Glasur.
    »Lasciel«, murmelte Forthill mit schief gelegtem Kopf.
    »Lasciel?« Ich sprach undeutlich, weil ich mir die Schokolade von den Fingern leckte.
    »Die Verführerin«, murmelte Forthill. Er verschmierte das Siegel mit einem Finger. »Lasciel wird auch die Weberin und die Verlockende genannt«, sagte er. »Seltsam, dass Nikodemus sie freisetzen will. Normalerweise folgt sie Anduriel nicht.«
    »Eine Rebellin unter rebellischen Engeln?«
    »Gewissermaßen«, sagte Forthill, »aber es ist besser, im Augenblick nicht weiter darüber zu reden.«
    Susan kehrte mit einem schnurlosen Telefon am Ohr aus dem Arbeitszimmer zurück. »Alles klar«, sagte sie und ging an uns vorbei. Dabei winkte sie uns mit einer Hand zu sich. Vater Forthill zog die Augenbrauen hoch, doch wir folgten ihr ins Wohnzimmer der Carpenters.
    Es war ein recht großer Raum, in dem mehrere Gruppen von Möbeln verteilt waren. Der Fernseher befand sich inmitten der kleinsten Gruppe und wirkte etwa drei Nummern zu

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