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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sie nicht sehr oft tat. Früher hatte sie gedroht und gefordert, damit konnte ich umgehen. Das hier war fast noch schlimmer. Ich bekam Schuldgefühle. Zwar hatte ich zugesagt, nichts zu verraten, aber es gefiel mir nicht, Murphy so etwas anzutun. Sie hatte sich schon viel zu oft sehr für mich eingesetzt.
    Andererseits konnte es nicht schaden, ihr einen kleinen Hinweis auf Informationen zu geben, auf die sie früher oder später sowieso stoßen würde.
    »Hören Sie, Murph, ich habe meinem Klienten ausdrücklich Vertraulichkeit zugesagt, aber… wenn ich mit Ihnen reden dürfte, dann würde ich Ihnen empfehlen, sich bei Interpol nach dem Mord an einem Franzosen namens LaRouche zu erkundigen.«
    Murphy blinzelte überrascht. »Interpol?«
    »Ja. Jedoch nur, falls ich Ihnen etwas verraten würde.«
    »Na gut. Falls Sie etwas verraten würden, Sie schweigsamer Bastard.«
    Ich musste grinsen. »Inzwischen werde ich versuchen, etwas über die Tätowierung herauszufinden.«
    Sie nickte. »Haben wir es denn wieder mit einem Hexer zu tun?«
    »Kann sein«, antwortete ich achselzuckend. »Wenn jemand seinem Opfer mit Hilfe der Magie eine Krankheit anhängt, dann versucht er es für gewöhnlich so aussehen zu lassen, als wäre der Betreffende nicht ermordet worden. Natürliche Todesursachen. Dieses Durcheinander hier… ich weiß nicht. Vielleicht könnte ein Dämon so etwas tun.«
    »Ein echter Dämon? Wie in Der Exorzist?«
    »Nein, das sind die Gefallenen. Ehemalige Engel. Das ist etwas anderes. Dämonen sind einfach nur intelligente Wesen aus dem Niemalsland. Meist ist ihnen die Welt der Sterblichen herzlich gleichgültig, sofern sie uns überhaupt wahrnehmen. Diejenigen, die sich hier einmischen, sind für gewöhnlich die gierigen oder gemeinen Typen, die jemand anruft, um die Schmutzarbeit zu erledigen. Wie dieses Wesen, das Leonid Kravos heraufbeschworen hat.«
    Murphy schauderte. »Ich erinnere mich. Was ist mit den Gefallenen?«
    »Die interessieren sich sehr für unsere Welt, aber sie können nicht frei agieren wie die Dämonen.«
    »Warum nicht?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Je nachdem, mit wem Sie reden, bekommen Sie ganz unterschiedliche Antworten. Von fortgeschrittener magischer Resonanztheorie bis zu ›weil Gott es so will‹ habe ich schon alles Mögliche gehört. Ein Gefallener kann so etwas jedenfalls nicht ohne Erlaubnis tun.«
    »Wer würde schon einwilligen, sich infizieren und zu Tode foltern zu lassen?«, sagte Murphy.
    »Ja, genau.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das wird eine anstrengende Woche. Ein halbes Dutzend Profikiller der Mafia sind in der Stadt. Die Leichenhalle ist überfüllt, und die Stadtverwaltung verlangt, dass wir uns für irgendeinen wichtigen Gast aus Europa besonders anstrengen. Jetzt lässt auch noch dieses Seuchenmonster unidentifizierbare verstümmelte Leichen an der Straße liegen.«
    »Dafür bekommen Sie Ihr Gehalt, Murphy.«
    Sie schnaubte nur. In diesem Augenblick kam Butters wieder herein. Ich verabschiedete mich. Mir wurden allmählich die Lider schwer, und ich hatte Schmerzen in Körperteilen, deren Existenz mir völlig neu war. Ich musste dringend ins Bett, und da so viele verschiedene Dinge im Gange waren, konnte es nicht schaden, wenn ich viel schlief, um so ausgeruht wie möglich mit meiner Paranoia zu kämpfen.
    Ich kehrte auf dem gleichen Umweg zum Ausgang des Krankenhauses zurück, doch ein Flur war von einem Patienten blockiert, der mit irgendwelchen lebenserhaltenden Maschinen samt seinem Bett in ein anderes Zimmer gerollt wurde. So wanderte ich durch die verlassene Cafeteria und kam nicht weit vom Ausgang der Notaufnahme in einer Gasse heraus. Sofort lief es mir kalt den Rücken hinunter. Ich hielt inne, sah mich um und griff gleichzeitig nach meinem Sprengstock. Mit meinen Magiersinnen forschte ich, so gut es ging, und tastete die Umgebung nach der Ursache meines Schauderns ab.
    Ich fand jedoch nichts, und gleich darauf ließ auch das gespenstische Gefühl nach. So ging ich weiter die Gasse hinunter bis zu einem Parkhaus, das einen halben Block vom Krankenhaus entfernt war. Unterwegs sah ich mich weiter aufmerksam um. Ich kam an einem kleinen, alten Obdachlosen vorbei, der sich stark humpelnd auf einen dicken Stock stützte. Ein Stück weiter begegnete mir ein großer junger Farbiger, der einen alten Mantel und einen verknitterten, viel zu kleinen Anzug trug. In einer kräftigen Hand hatte er eine offene Wodkaflasche. Er starrte mich finster an, ich ging

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