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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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den Tatort verlassen hat und in einen bunten Käfer gestiegen ist.«
    »Warten Sie mal…«
    »Das ist ein Mordfall, Dresden. Es ist mir egal, wie wichtig Ihnen die Vertraulichkeit gegenüber Ihrem Klienten ist. Da ist jemand gestorben.«
    Frustriert biss ich die Zähne zusammen. »Ich wollte es Ihnen ja sagen, aber ich hatte furchtbar viel zu tun.«
    »Zu viel, um mit der Polizei über einen Mord zu reden, dessen Zeuge Sie wurden?«, fragte Murphy. »So was wird hier und dort gern als Beihilfe ausgelegt. Beispielsweise vor Gericht.«
    »Das schon wieder«, murmelte ich und ballte die Hände zu Fäusten. »Ich weiß genau, wie das läuft. Sie hauen mir aufs Kinn und verhaften mich.«
    »Das sollte ich tatsächlich tun.«
    »Bei den Toren der Hölle, Murph!«
    »Ruhig.« Sie seufzte. »Wenn ich das vorhätte, dann würden Sie längst im Wagen sitzen.«
    Mein Zorn löste sich in Luft auf. »Oh. Warum sind Sie dann hier?«
    Murphy starrte mich finster an. »Ich habe Urlaub.«
    »Wie bitte?«
    Ihr Unterkiefer zuckte, und sie knirschte mit den Zähnen. »Sie haben mich von dem Fall abgezogen. Als ich Einwände erhob, sagte man mir, ich könne entweder Urlaub nehmen oder Arbeitslosengeld beziehen.«
    Herrje. Warum hatten die Polizeioberen Murphy von ihrem Fall abgezogen?
    Sie beantwortete die Frage, die ich nicht laut gestellt hatte. »Weil Butters nach der Untersuchung der Leiche im Hafen zu der Ansicht kam, die Frau sei mit derselben Waffe getötet worden wie das andere Opfer, das ich Ihnen am Abend zuvor gezeigt hatte. Er war sich seiner Sache ziemlich sicher.« Ich dachte darüber nach und entwirrte die Knoten in der Kette logischer Gedanken. »Ich brauche ein Bier. Sie auch?«
    »Ja.«
    Ich holte zwei braune Flaschen aus der Kochnische, öffnete sie und kehrte zu Murphy zurück, die voller Misstrauen die Flasche beäugte. »Es ist warm.«
    »Es ist ein neues Rezept. Mac würde mich umbringen, wenn er erführe, dass ich sein Braunbier kalt serviere.« Ich trank einen Schluck. Das Ale hatte einen vollen, süffigen Geschmack, ein wenig nussig, und hinterließ einen angenehmen Nachgeschmack im Mund. Sie können über Hausbrauereien sagen, was Sie wollen, Mike verstand sich auf sein Handwerk.
    Murphy schnitt allerdings eine Grimasse. »Bäh, ist das stark.«
    »Immer diese zimperlichen Amerikaner«, sagte ich.
    Sie lächelte leicht. »Die Mordkommission hat irgendwie Wind davon bekommen, dass zwischen dem Mord in Italien, dem am Flughafen und dem von heute Morgen ein Zusammenhang besteht. Deshalb machten sie Druck und zogen den ganzen Fall an sich.«
    »Wie haben die es überhaupt herausgefunden?«
    »Rudolph«, fauchte Murphy. »Ich kann nichts beweisen, aber ich möchte wetten, das kleine Wiesel hat mein Telefonat mit Butters gehört und ist sofort zu ihnen gerannt.«
    »Können Sie denn gar nichts tun?«
    »Offiziell schon. Im wirklichen Leben werden die Leute allerdings versehentlich Berichte, Formulare und Anfragen, die für mich wichtig sind, verlieren oder vergessen. Als ich meinerseits Druck ausüben wollte, lief ich gegen eine Wand.« Zornig trank sie einen Schluck. »Ich könnte sogar meinen Job verlieren.«
    »Was für eine miese Tour.«
    »Das können Sie laut sagen.« Sie runzelte die Stirn und sah mich fragend an. »Harry, ich will, dass Sie sich aus dem Fall zurückziehen. Um Ihrer selbst willen. Deshalb bin ich hergekommen.«
    »Warten Sie mal – wollen Sie etwa behaupten, die Leute drohen Ihnen mit mir? Das ist mal eine nette Veränderung.«
    »Das ist kein Witz«, erwiderte Murphy. »Sie sind bei der Polizei bekannt, und nicht alle sind Ihnen wohlgesinnt.«
    »Sie meinen Rudolph.«
    »Nicht nur den. Nicht wenige halten Sie für einen Scharlatan. Außerdem waren Sie in der Nähe des Tatortes und wurden vielleicht Zeuge eines Verbrechens. Damit könnte man Sie einbuchten.«
    Offensichtlich war mein Leben bisher viel zu unbeschwert verlaufen. Ich nahm noch einen Schluck Bier. »Egal ob Cop, Ganove oder Ungeheuer, es spielt keine Rolle. Ich kneife nicht, bloß weil irgendeinem Mistkerl nicht gefällt, was ich tue.«
    »Ich bin kein Mistkerl, Harry. Ich bin Ihre Freundin.«
    Ich zuckte zusammen. »Trotzdem bitten Sie mich darum.«
    Sie nickte. »Ganz lieb und freundlich und mit Zuckerguss obendrauf.«
    »Mit Zuckerguss. Oh Murph.« Ich trank wieder einen Schluck und beäugte sie. »Wie gut wissen Sie überhaupt Bescheid?«
    »Einige Akten haben sie mir weggenommen, ehe ich sie einsehen konnte, aber ich kann

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