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Silberlinge

Silberlinge

Titel: Silberlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wie der Rest meiner Hände.
    Das McAnnally’s ist eine Kneipe. Keine Bar, kein Pub, sondern eine echte europäische Kneipe. Drinnen ging es erst mal drei Stufen hinunter bis zum Hartholzboden. An der Theke standen dreizehn Hocker, und dreizehn Säulen aus dunklen Holz, mit handgeschnitzten Ranken, Blättern und den Abbildern aus Märchen und Legenden geschmückt, stützten die Decke. Dreizehn Tische waren, genau wie die Säulen und Hocker, unregelmäßig im Raum verteilt, um versehentliche Entladungen von magischer Energie aufzulösen und zu verstreuen. Die Anordnung des Mobiliars dämpfte die Ausbrüche erboster Magier und ahnungsloser Neulinge, die noch nicht richtig mit ihren Kräften umgehen konnten. Mehrere Deckenventilatoren drehten sich träge. Sie hingen so niedrig, dass ich mir jedes Mal Sorgen um meine Augenbrauen machte. Es roch nach Holzrauch, alten Whiskyfässern, frischem Brot und gebratenem Fleisch. Ich mochte diesen Duft.
    Mac stand hinter der Theke. Ich wusste nicht viel über ihn. Er war groß, normal gebaut, kahlköpfig und von undefinierbarem Alter. Er hatte große, jedoch keine klobigen Hände und kräftige Handgelenke. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich ihn immer nur in dunklen Hosen, einem weiten weißen Hemd und einer Schürze gesehen, die wie durch Zauberei frei von Fettspritzern, Tropfen von verschütteten Getränken und all den anderen Dingen blieb, die er für seine Gäste zubereitete.
    Mac fing meinen Blick ein, als ich die Kneipe betrat, und nickte nach links. Dort hing ein Schild an der Wand: NEUTRALES GEBIET NACH DEM ABKOMMEN. Dabei zog er eine Schrotflinte ein Stück hinter der Theke hervor, damit ich sie sehen konnte. »Kapiert?«
    »Kein Problem«, antwortete ich.
    »Gut.«
    Der Raum war leer, obwohl um diese Uhrzeit gewöhnlich mindestens zwei Dutzend Angehörige der einheimischen magischen Gemeinde herumsaßen. Natürlich keine voll ausgebildeten Magier, aber viele Menschen besaßen eine kleine magische Begabung. Außerdem gab es Wicca-Gruppen, Wechselbälger, Gelehrte der arkanen Wissenschaften, eine Bande von Werwölfen, die Gutes taten, Mitglieder von Geheimgesellschaften und was weiß ich noch alles. Anscheinend hatte Mac bekanntgegeben, dass ein Treffen stattfinden sollte. Wenn ein Kampf zwischen einem Mitglied des Weißen Rates und einem Kriegsherrn des Roten Hofs droht, will niemand in der Nähe sein. Der Beweis für meine geistige Gesundheit war die Tatsache, dass ich ebenfalls nicht hier sein wollte.
    Ich ging zur Theke. »Bier.« Mürrisch stellte Mac uns zwei Flaschen Braunbier hin. Ich schob ihm das Geld hinüber, doch er schüttelte den Kopf.
    Shiro stand neben mir an der Theke, blickte aber in die andere Richtung. Er öffnete den Verschluss mit einer Hand, nahm einen kleinen Schluck und stellte die Flasche wieder ab. Dann betrachtete er sie nachdenklich, hob sie wieder und trank bedächtig. »Yosh.«
    »Danke«, brummelte Mac.
    Shiro sagte etwas in einer Sprache, die ich für Japanisch hielt, Mac antwortete einsilbig. Er ist ein schweigsamer Mensch mit vielen Begabungen.
    Zwei Schluck später ging die Tür auf.
    Kincaid kam in der Kleidung herein, in der ich ihn am Morgen gesehen hatte, allerdings ohne Baseballmütze. Sein dunkelblondes Haar war jetzt zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zurückgebunden. Er nickte Mac zu. »Alles klar?«
    »Hm«, machte der Wirt.
    Kincaid schlenderte umher, spähte unter Tische und hinter Säulen, überprüfte die Toiletten und sah auch hinter der Theke nach. Mac schwieg, doch ich gewann den Eindruck, dass er diese Vorsichtsmaßnahmen für überflüssig hielt. Schließlich ging Kincaid zu einem Tisch in einer Ecke, schob ihn noch ein Stück weiter von den Nachbartischen fort und stellte drei Stühle auf. Dann nahm er eine Waffe aus dem Schulterhalfter und legte sie auf den Tisch, ehe er sich setzte.
    »Hi«, sagte ich zu ihm. »Es freut mich auch, Sie zu sehen. Wo ist Ivy?«
    »Sie musste früh ins Bett«, erwiderte Kincaid, ohne eine Miene zu verziehen. »Ich bin ihr Stellvertreter.«
    »Oh«, sagte ich. »Ist schon Schlafenszeit?«
    Kincaid sah auf die Uhr. »Sie hält es für sehr wichtig, dass Kinder früh ins Bett gehen.«
    »Haha, haha.« Amüsiertes Kichern zu imitieren gelingt mir meistens nicht besonders gut. »Wo steckt Ortega?«
    »Ich habe ihn gerade draußen auf dem Parkplatz gesehen«, erklärte Kincaid.
    In diesem Moment öffnete sich auch schon die Tür, und Ortega trat ein. Er trug einen bequemen schwarzen

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