Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
Vom Netzwerk:
verwandelte. Er sprang auf, schlang seine Arme um seine Gefährtin und küsste sie stürmisch, bemühte sich dabei angestrengt um menschliches Verhalten. Der zärtliche Kuss von Snorri und Palli fiel etwas dezenter aus.

    „Lass uns gleich Fionn Bescheid geben, er kann es doch auch kaum erwarten“, schlug Rúna vor, als sie sich gegen Mitternacht auf den Heimweg machten. „Gibst du mir dein Telefon? Ich ruf ihn an.“ – „Warum die Eile, nachdem du dich so lange geziert hast?“ foppte Heiðar grinsend, zog sein Telefon aus der Tasche und wählte die Nummer an, bevor er es ihr reichte. „Guten Abend Rúna. Was verschafft mir die Ehre deines Anrufs?“ Er hatte sie am Herzschlag und an der Atemfrequenz erkannt. „Hallo Fionn. Wir haben dir etwas mitzuteilen. Kommst du auf einen Sprung bei Heiðar vorbei?“ – „Selbstverständlich. Bis gleich, mein Liebes.“

    Als sie die Wohnung betraten, stand Fionn bereits mit gespannter Miene im Wohnzimmer. „Dass Nachwuchs zu erwarten ist, kann ich definitiv ausschliessen, bleibt also bloss noch die Ankündigung eurer Heirat oder aber der Entscheid, dass ihr in mein Haus einziehen wollt.“ Rúna wurde ein bisschen rot. Fionn hatte natürlich gerochen, dass sie gerade ihre Tage hatte. „Heiraten will sie mich wohl nicht, aber immerhin hat sie eingewilligt, mit mir zusammenzuziehen – in dein Haus, falls du uns noch als Untermieter willst.“

    Rúna erlebte zum ersten Mal, wie sehr ein richtig unsterbliches Honigkuchenpferd strahlte. Man hätte glatt das Licht ausmachen können. „Ich freue mich ausserordentlich über eure Zusage. Wir sollten gleich den Umbau in Angriff nehmen.“ – „Die Kosten für die Renovierung unserer Wohnung kann ich selbst tragen. Es wäre eine sinnvolle Verwendung für mein Erbe“, bot Heiðar an. „Auf keinen Fall. Es ist mein Haus, also übernehme ich sämtliche Kosten. Du könntest das Geld in die Schweiz transferieren, um es dort verwalten zu lassen.“ – „Du weisst doch, dass das zur Zeit nicht möglich ist – Kapitalkontrolle.“ – „Keine Sorge, wir finden einen Weg. Wozu haben wir besondere Fähigkeiten?“ Heiðar schüttelte entschieden den Kopf. „Kommt nicht in Frage. Das Geld bleibt in Island.“ – „Wie du willst.“

    Fionn bückte sich nach einem dicken Stoss Papiere, Dokumentationsmappen und Broschüren, der auf dem Couchtisch lag. „Hier. In weiser Voraussicht habe ich schon mal diese Unterlagen mitgenommen. Seht euch in Ruhe die Prospekte an. Rúna soll in jedem Fall ihre Traumküche bekommen, und die Badezimmer werden auch alle erneuert. Ich lasse sämtliche Böden und Wände auffrischen, und es werden moderne, doppelt verglaste Fenster eingebaut, mit Flügeln, die man richtig öffnen kann. Diese isländischen Fenster sind nicht gemacht für einen Unsterblichen meiner Grösse..“ – „Zeig her!“ Rúna war Feuer und Flamme für das Umbauprojekt. Sie riss Fionn den Papierstoss förmlich aus den Händen und warf sich aufs Sofa, um die Kataloge zu studieren. Heiðar fläzte sich kopfschüttelnd neben sie. „Sieh mal. Eine Kochinsel wäre toll! Oder dieser rote Kühlschrank! Lichtgraue Küchenmöbel würden gut dazu passen, das ist zeitlos. Und wir stellen deinen Tisch hinein, das wird urgemütlich!“

    Nach Planung der Küche wurde die Badezimmereinrichtung erörtert: „Wir sollten eine grosse Dusche einbauen, damit...“ Rúna biss sich ertappt auf die Unterlippe. Sie hatte komplett vergessen, dass Fionn mitten im Raum stand und ihr amüsiert dabei zusah, wie sie in fünf Minuten den ganzen Umbau plante. „Eine grosse Dusche ist prima, aber wir sollten auf jeden Fall eine runde Badewanne haben, dann können wir zu zweit baden“, schlug Heiðar schamlos vor. „Bitte streitet euch nicht. Die budgetierte Summe für die Erneuerung der drei Badezimmer findet ihr auf der Offerte für den Umbau meiner Wohnung. Solange ihr diesen Betrag nicht überschreitet, ist alles erlaubt“, beruhigte Fionn mit einem verschmitzten Augenzwinkern. Rúna suchte nach dem Kostenvoranschlag für Fionns Badezimmer, schluckte und wurde blass: „Wow, damit könnten wir uns glatt goldene Wasserhähne leisten! Du bist ganz schön verrückt!“ – „Etwas mehr Respekt, bitte! Ich bin nicht verrückt, ich lege Wert auf Qualität und Komfort.“ – „Ja, genau. Du bist ein verrückter, qualitätsbewusster Vampir!“

Blutiges Business

    London, 30. November 2010

    George knallte einen Stapel Papier auf den Schreibtisch,

Weitere Kostenlose Bücher