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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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wortlos entgegen, drehte ab und stöckelte eingeschnappt in Richung Ausgang.

    Hoppla! Ein ausgesprochen attraktiver, blonder Typ kam genau auf sie zu. Was für eine nette Entschädigung für die erlittene Schlappe! Er musterte sie schamlos von Kopf bis Fuss und schenkte ihr ein anzügliches Lächeln, das Sigrið freudig erwiderte und durch einen lasziven Augenaufschlag ergänzte. Wäre sie nicht mit ihrer Clique verabredet, würde sie sich die Zeit nehmen, diesen scharfen Kerl abzuschleppen. Vermutlich wäre ihr dann aufgefallen, dass er dieselben Augen hatte wie Heiðar.

    Rúna erwartete „den scharfen Kerl“ mit fragendem Blick. Sie hatte gleich Feierabend und Heiðar sollte sie eigentlich abholen. Der Fliesenleger hatte vesprochen, heute Abend vorbeizukommen, damit sie die Plattenbeläge für Küche und Badezimmer aussuchen konnten.

    „Gibt es Probleme mit dieser Frau? Möchtest du, dass ich mich mit ihr verabrede?“, erkundigte sich Fionn sanft. „Nein, auf gar keinen Fall!“, zischte sie warnend. „Vermutlich wäre Heiðar nicht erfreut, aber das nehme ich gerne in Kauf, wenn ich dir damit das Leben erleichtern kann“, meinte er fürsorglich. Rúna verdrehte genervt die Augen.

    „Heiðar hat mir erlaubt dich abzuholen. Seine Besprechung mit dem Bauleiter dauert etwas länger. Wenn du einverstanden bist, erwarte ich dich am Personalausgang“, fuhr Fionn fort. Sie zögerte einen Moment, bevor sie nickte. Langsam entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis zwischen ihnen. Fionn würde sie sicher zu Heiðar bringen. Er war grausam, aber er war kein Lügner.

    „Ich geh dann mal. Schönen Abend!“ Rúna winkte Dóra und Ilka zum Abschied und ging nach hinten, um ihre Jacke und die Handtasche zu holen. Als sie ins Treppenhaus trat, sah sie, dass Fionn sich direkt vor der gläsernen Eingangstür postiert hatte. War das nicht ein bisschen übertrieben? Glaubte er etwa, sie könnte keine drei Schritte allein machen? Bevor sie den Ausgang erreichte, drehte sich der Knopf der Verriegelung von selbst zweimal und die Tür wurde von aussen geöffnet. „Sag mal, spinnst du! Du kannst doch nicht einfach die Tür aufbrechen!“, schimpfte sie so leise wie möglich. „Keine Sorge, mein Liebes, der Schliessmechanismus funktioniert weiterhin einwandfrei. Ich habe sehr geschickte Finger.“ Mit triumphierendem Lächeln demonstrierte er die Unversehrtheit des Schlosses. „Lass uns gehen.“ Er drückte die Tür ins Schloss, wandte sich ab und schritt geschmeidig vor ihr her zu Heiðars Wagen, der hinter der Buchhandlung parkte. Selbstverständlich hatte er – genau wie Heiðar – das volle Programm im Angebot, was das Einsteigen in ein Auto anging. Tür öffnen, Gurtschnalle reichen, Tür ganz leise schliessen. „Möchtest du Musik hören?“, erkundigte er sich höflich, bevor er den Motor startete. „Nicht nötig, wir sind ja gleich da“, erwiderte sie, erwartete fast, dass er anbot, ihr etwas vorzusingen. Tat er zum Glück nicht, fuhr stattdessen ohne zu ruckeln los und reihte sich in den Feierabendverkehr ein.

    Heiðar stand schon ungeduldig vorm Haus, als sie in die kiesbestreute Einfahrt einbogen. Seine Besprechung mit dem Bauleiter war offensichtlich zu Ende. Er flitzte dem Auto entgegen, um ihr die Tür zu öffnen, kaum dass Fionn geparkt hatte, zog sie ungestüm in seine Arme und küsste sie zärtlich. „Ich hab dich schrecklich vermisst. Komm und sieh dir alles an.“

    Sie betraten gemeinsam das Haus. Die Umbauarbeiten kamen gut voran: Überall neue Fenster, die man richtig öffnen konnte, die alten Küchenmöbel waren herausgerissen, die Plattenbeläge weggespitzt und in den Badezimmern war ebenfalls alles demontiert. Der Fliesenleger hatte verschiedene Musterplatten vorbeigebracht, damit sie gleich vor Ort aussuchen konnten. Rúna fuhr mit der Hand über eine der Platten, die auf einem Tapeziertisch ausgelegt waren. „Was sagst du zu diesem dunklen Schiefer?“ Sie legte die Platte probehalber auf den nackten Küchenboden. „Die Oberfläche ist etwas rauh, ein echter Sockenkiller“, wandte Heiðar ein. „Du rennst doch sowieso immer barfuss herum, und ich nehme an, deinen Füssen macht die rauhe Oberfläche nichts aus.“ – „Ich sorge mich um deine zarten Füsse. Am besten, ich trage dich, wenn du barfuss bist.“ Sie boxte ihn zärtlich in den Oberarm. „Dunkler Schiefer sieht toll aus, den sollten wir nehmen. Passt prima zu deinem schönen Holztisch.“ – „Einverstanden. Dafür

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