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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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arbeitet, macht das genauso.“ – „Verstehe. Schliesslich sagte ich vorhin, dass du auf eigenen Füssen stehen darfst. Dann gibt es also getrennte Kassen und einen strikten WG-Putzplan. Wehe, du hältst dich nicht daran! Und ich werde furchtbar sauer, wenn du von meinem Erdbeer-Skyr naschst!“ – „Spinner! Das möchte ich sehen!“ Sie drehte sich kichernd nach ihm um und brannte ihm einen dicken Schmatzer auf die Lippen, damit er nicht noch mehr Quatsch von sich geben konnte.

    Man hörte die Schritte des Bauleiters auf der Treppe und wie Fionn sich freundlich von ihm verabschiedete. „Störe ich?“ Er stand plötzlich im Raum, also mussten sie wohl oder übel aufhören, sich zu küssen. „Ich halte nicht viel davon, wie du Heiðar ständig daran hinderst, sich um dich zu kümmern. Du glaubst, dass es bloss daran liegt, weil du eine Frau bist, und fürchtest, als schwach abgestempelt zu werden. Weisst du, dass es in Verbindungen zwischen Unsterblichen üblich ist, dass der oder die Ältere sich um den jüngeren Gefährten kümmert? Das Geschlecht spielt keine Rolle.“ – „Das mag bei Unsterblichen so sein. Aber wir beide sind schliesslich weder unsterblich noch unfehlbar, deshalb machen wir es auf unsere Art. Heiðar akzeptiert, dass ich unabhängig bleiben möchte.“ – „In diesem Punkt werden wir uns niemals einig sein, mein Liebes. Für mich war es selbstverständlich, mich um meine Gefährten zu kümmern. Ich hielt sie deshalb niemals für Abhängige und habe sie alle respektiert.“ – „Das freut mich. Unter diesen Umständen sollten wir gegenseitig unsere unterschiedlichen Meinungen respektieren. Einverstanden?“ Sie bekam keine Antwort, bloss ein mildes Lächeln und ein Nicken, dann wechselte er einfach das Thema:

    „Ich muss demnächst nach Zürich reisen, um einige finanzielle Angelegenheiten zu regeln. Habt ihr Lust, mich zu begleiten?“ Ihre grün-goldenen Augen rissen begeistert auf und erhellten das hübsche Gesicht. Unglaublich, wie schnell sie den blöden Disput vergessen hatte. „In der Schweiz war ich noch nie! Das wäre echt cool! Ich frag gleich Dóra, ob ich ein paar Tage Urlaub kriege.“ Heiðar tippte belustigt an ihre Nasenspitze. „Ist dir klar, dass Fionn dich eben um den Finger gewickelt hat?“ Sie wurde kurz rot, wehrte sich dann mit einem sanften Rippenstoss. „Mist, ich bin wohl auf einen dieser fiesen Vampirtricks reingefallen.“ – „Keineswegs. Mein Angebot ist absolut ernst gemeint“, gab Fionn mit verschlagenem Grinsen zurück. „Falls wir übers Wochenende wegfahren, bin ich dabei. Mehr als einen Schultag kann ich unmöglich versäumen“, schränkte Heiðar ein. „Dann schlage ich vor, dass wir uns auf ein Wochenende einigen. Wir reisen Freitagmorgen ab und sind Sonntagabend wieder zurück. Ich brauche lediglich einen Tag für meine Finanzgeschäfte, somit bleibt etwas Zeit, um sich die Stadt und die Umgebung anzusehen.“

    Rúna wurde richtig zappelig bei der Aussicht, bald ein paar Tage in der Schweiz zu verbringen. „Ich muss unbedingt nachfragen, wohin man Fengur verkauft hat!“ Heiðar realisierte, dass sie von einem Pferd sprach, das sie offensichtlich kannte. „Ich durfte beim Anreiten helfen, als ich in Varmahlíð gearbeitet habe. Fengur wurde anschliessend in die Schweiz exportiert. Ich wüsste zu gern, wie es ihm geht! Am besten, ich ruf gleich morgen Haukur an, und frag ihn, wer das Pferd gekauft hat. Vielleicht steht es in der Nähe von Zürich und ich kann es mir ansehen.“ Heiðar hoffte, dass ihm ein Besuch auf dem Ponyhof erspart blieb, was er aber wohlweislich verschwieg. Mit der kleinen Braunen verstand er sich ja ganz gut, Hnota hatte sich mittlerweile an ihn und seinen Raubtiergeruch gewöhnt. Vermutlich lag es daran, dass er Rúnas Duft an sich trug und die Stute ihm deshalb halbwegs vertraute.

    Zwei Tage später war alles klar. „Hast du deine Vertretung?“ – „Eine pensionierte Kollegin übernimmt meine Stunden. Was ist mit dir? War Dóra kooperativ?“ – „Kein Problem, ich kriege den zusätzlichen Tag, vorausgesetzt, ich bringe Schweizer Schokolade mit. Snorri und Palli wollen auch welche.“ Rúna loggte sich an Heiðars Laptop ein, um ihre Mails zu checken. „Hast du Antwort vom Ponyhof?“ Er blickte neugierig über ihre Schulter. „Ja, stell dir vor, wir dürfen gerne vorbeikommen, die freuen sich auf Besuch aus Island.“ – „Wie schön, dann verbinden wir das mit einem Ausflug nach Luzern“,

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