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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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niemals ein Opfer verschonen – möglicherweise begegnet man ihm eines Tages wieder...“ Dieses Geplänkel war in Sekundenbruchteilen vorüber, und er wandte sich mit freundlichem Lächeln an Rúna: „Sehr schön – ihr habt also jede Menge erlebt. Gibt es Pläne für den heutigen Abend? Ich könnte Karten für die Oper oder für eines der vielen Theater besorgen.“

    Rúnas Stimmung kippte, als Heiðar sich leise räusperte: „Ich wollte heute Nacht jagen. Kannst du dich um Rúna kümmern?“ – „Ausgezeichnet, du solltest die Gelegenheit unbedingt nutzen. Wenn du erlaubst, werde ich deine Gefährtin ausführen – natürlich vorausgesetzt, dass sie damit einverstanden ist.“ Sie schüttelte betrübt den Kopf. „Das ist lieb von dir, aber ich bin total erledigt. Ich geh früh schlafen.“ Heiðar legte ihr vorsichtig die Hand auf den Rücken. „Essen wir noch gemeinsam? Wir können irgendwohin gehen, wenn du magst.“ – „Nein danke. Ich lass mir etwas aufs Zimmer bringen, und dann mach ich es mir gemütlich. Wann ziehst du denn los?“ – „Auf keinen Fall vor zehn Uhr. Bis dahin bleibt noch etwas Zeit.“ – „Okay, dann lass uns Züricher Geschnetzeltes bestellen, soll ganz lecker sein. Ob du das schaffst – nach soviel Schokolade? Eine der Tafeln, die wir in Luzern gekauft haben, ist auch schon wieder zur Hälfte verschwunden“, bemerkte sie anklagend. „Ich konnte nicht widerstehen, als du auf der Heimfahrt geschlafen hast. Von den übrigen Tafeln lass ich die Finger – versprochen.“

    „Kannst du bitte diese Dokumente unterzeichnen?“, unterbrach Fionn ihre Schokoladen-Diskussion. „Ich brauche zudem deinen Pass, die Bank benötigt eine Kopie davon.“ Rúna studierte skeptisch die diversen Papiere, die er vor ihr auf den Tisch gelegt hatte. „Warum eröffnest du ein Konto für mich? Ich will kein Geld von dir annehmen, Heiðar und ich sind ja nicht mal verheiratet.“ Sein ungehaltenes Stirnrunzeln mahnte sie deutlich. „Da du Heiðars Gefährtin bist, betrachte ich dich als ein Mitglied meiner Familie. In der Welt der Unsterblichen spielt es keine Rolle, ob ihr verheiratet seid, das ist bloss unbedeutender Menschenkram. Als Heiðars Vater fühle ich mich verpflichtet, für dich zu sorgen. Ich diskutiere nicht mit dir, ob du meine Zuwendungen annehmen willst.“ – „Du meinst das Ernst“, stellte sie fest. „Absolut, ich akzeptiere kein Nein.“ – „Hat Heiðar auch so ein Konto?“ – „Selbstverständlich, schliesslich muss ich ihm seinen Anteil zu Lebzeiten vermachen.“ – „Na gut, ich unterschreibe. Da ich den Abend mit dir allein verbringen muss, sollte ich dich wohl nicht provozieren.“ – „Sagte ich schon, dass du ein kluges Mädchen bist?“ Er reichte ihr seinen schwarz-goldenen Füller und wies auf die gekennzeichneten Stellen, wo sie jeweils schwungvoll ihren Namen druntersetzte.

    „Morgen könnten wir uns Bern oder Basel ansehen. Was hältst du davon?“, versuchte Heiðar sie aufzumuntern. „Ja, cool, ich bin dabei“, erwiderte sie lahm und stocherte weiter in ihrem Züricher Geschnetzelten, während Heiðar seinen Teller bereits leer hatte. „Soll ich dir nach dem Essen etwas vorlesen?“ Die Antwort war ein pampiges Nicken. Er seufzte leise und stand auf, um eins der neuen Bücher zu holen, die sie sich gestern gekauft hatten.

    „Mach dir keine Sorgen, ich werde sie schon aufmuntern“, versprach Fionn in lautlosem Gälisch. „Ich will nicht, dass du sie beeinflusst. Sie muss sich damit auseinandersetzen können, dass ich jage.“ – „Das wird sie, es bleibt ihr gar nichts anderes übrig.“

    Um Zehn tauschte Heiðar sein Hemd gegen ein altes T-Shirt und schnürte seine Wanderstiefel. Rúna bemühte sich um ein Lächeln, als er sie zum Abschied liebevoll umarmte. „In zwei Stunden bin ich zurück.“ – „Wahrscheinlich schlaf ich dann schon. Ich mach mir noch eine Tasse Tee, und dann verzieh ich mich.“ – „Schlaf gut, Rúna. Ich liebe dich.“ Sie erwiderte seine Worte nicht. Ihre Lippen berührten flüchtig seinen Mund, dann löste sie sich von ihm und lächelte nochmals angestrengt. Bevor er die Suite verliess, drehte er sich nach ihr um. Sie beachtete ihn gar nicht, weshalb er enttäuscht die Tür hinter sich schloss.

    Eine dampfende Tasse Pfefferminztee stand schon auf dem Couchtisch bereit, als sie sich Fionn gegenüber auf eines der chintzbezogenen Sofas setzte. Sie beschloss, ihn ein bisschen auszufragen, das half

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