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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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vorstellen, sich in Fionns Gesellschaft geborgen zu fühlen. Abgesehen davon, dass er Menschen tötete, mochte Rúna ihn eigentlich ganz gut leiden. Seine direkte Art konnte verletzend sein, aber man wusste zumindest, woran man war. Sie durfte darauf vertrauen, dass er sie immer beschützen würde, sie gehörte zur Familie. Jetzt gerade blickte er liebevoll zu ihnen rüber, lächelte beinahe zärtlich. Er freute sich aufrichtig für sie und gönnte ihnen ihre Liebe. Natürlich hing Rúnas momentanes Wohlbefinden zu einem grossen Teil davon ab, dass Heiðar bei ihr war. Er hatte sein Gesicht in ihrem Haar vergraben, um ihren Duft einzuatmen, küsste immer wieder zärtlich die blonden Locken, die rosigen Wangen, den süssen Mund. Streichelte gedankenverloren ihre Hand, fühlte ihr Blut, das durch die feinen Gefässe floss. „Lass uns schlafen gehen, du bist müde, mein Schatz“, schlug er vor, als sie sich mühsam ein Gähnen verkniff.

    Fionn stand auf, er wollte noch die Küche in Ordnung bringen. „Gute Nacht, meine Lieben.“ Während er das Geschirr spülte lauschte er den Vorgängen im Gästezimmer. Im Bad rauschte Wasser in die Wanne. Das Tosen aus dem Hahn begleitete innige Küsse und ungeduldige Hände, die Kleidungsstücke abstreiften. Rúna kämpfte mit Heiðars Jeansknöpfen. Konnte er das nicht selbst erledigen? Es schickte sich nicht, die Geliebte mit solchen Unannehmlichkeiten zu belästigen. Man hörte ein helles Kichern, dann ein leises Platschen, bald darauf wurde das Wasser abgedreht.

    Nachdem auch der letzte Topf sauber im Schrank stand polierte Fionn den Herd und die Spüle und liess zum Schluss prüfend den Blick durch die Küche schweifen. Auf einer der schwarzglänzenden Schranktüren waren Rúnas Fingerabdrücke zu sehen. Begleitet von gemurmelten Liebesbezeugungen und beschleunigten Atemzügen machte er sich ans Werk und rieb gründlich über die glatte Oberfläche. Rúna und Heiðar fanden zusammen, er spürte förmlich die besondere Magie dieser Verbindung.

    Heiðar schien gewisse Liebhaber-Qualitäten geerbt zu haben. Nicht jeder Unsterbliche war automatisch ein guter Liebhaber, schon gar nicht, wenn es darum ging, Sterbliche zu beglücken und sie dabei am Leben zu lassen. Sie waren furchtbar zerbrechlich und im Vergleich zu weiblichen Unsterblichen ziemlich ungeschickt. Die extreme Wärme, das dünnflüssige Blut und der hämmernde Herzschlag waren eine grosse Herausforderung, vor allem wenn es sich um die Eine handelte, die man am meisten begehrte.

    Heiðar ging Rúna an die Kehle, was nicht ohne Folgen blieb. Sie wimmerte lustvoll, als er sie erneut zum Höhepunkt brachte. Fionn versuchte, nicht ständig zu lauschen. Er ging ins Wohnzimmer hinüber und machte sich am Weihnachtsbaum zu schaffen. Einige der Kugeln hingen nicht am richtigen Ort. Flink sorgte er dafür, dass die roten und silbernen Schmuckstücke ein harmonisches Bild abgaben.

    Das Plätschern im Bad wurde lauter, Herz- und Atemfrequenz der Liebenden erhöhten sich weiter. Jetzt. Ein erstickter Schrei, gefolgt von einem tiefen Knurren. 37 Minuten hatte der Akt gedauert - nicht schlecht für ein Halbwesen. Fionn hob anerkennend die Augenbrauen.

Bescherung

    Als Rúna am Weihnachtsmorgen aus dem Schlafzimmer trat, empfing sie ein köstlicher Duft nach frisch gebrühtem Kaffee und ofenfrischen Rosinenbrötchen. Aus der Küche drang leises Geschirrklappern. Prima, die Luft schien rein zu sein. Auf Zehenspitzen schlich sie ins Wohnzimmer, um ihre Geschenke unter den Baum zu legen. Es lagen bereits einige Päckchen darunter, und die Strümpfe am Kamin waren ebenfalls gefüllt. Rúna verkniff es sich, das Papier zu befühlen. Schliesslich war sie kein kleines Kind mehr und konnte wohl bis nach dem Frühstück warten!

    Heiðar war in der Küche damit beschäftigt, einen Apfel ins Müsli zu raffeln. Als sie im Türrahmen erschien, hielt er inne und drehte sich nach ihr um. Heute Morgen sah sie besonders hübsch aus! Sie trug ihr neues blaues Kleid mit dem runden Ausschnitt, der einen wunderbaren Blick auf ihre Schlüsselbeine und die darunter liegende Mulde gewährte, dazu dunkle Seidenstrümpfe und flache Ballerinas. Die honigblonden Locken umrahmten ihr leicht geschminktes Gesicht.

    „Frohe Weihnachten, Heiðar!“ Er nahm sie in die Arme, hob sie hoch und wirbelte sie einmal herum. „Frohe Weihnachten mein Schatz!“ Während sie engumschlungen zwischen Herd und Küchentisch standen und die Welt um sich herum

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