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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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fliederfarbenem Sommerkleid.

    Um die Langeweile zu bekämpfen, machte Stellan einen Rundgang durch die grosszügige Wohnung. Küche und Badezimmer interessierten ihn nicht. Es bestand keine Gefahr, dass er die Speisekammer plündern oder das glänzende Bad beschmutzen könnte. Die beiden Kinderzimmer wirkten wie Räume eines Museums. Unordnung war streng verboten, Spiderman und das kleine Pony hatten alles unter Kontrolle. Das Schlafzimmer der Eltern war genauso makellos. Er widmete sich dem grosszügigen Ankleideraum der Frau. Sie roch ausnehmend gut, nach Magnolien und warmem Sommer-Sprühregen. Im begehbaren Schrank hingen feine Kleider aus Mousseline und Bourette auf hölzernen Bügeln. Alles sauber gereinigt, ihr Duft war bloss eine Ahnung zwischen Feinwaschmittel und Pflegespülung. Mal sehen, was sie darunter trug. Er ging zu einer filigranen Kommode aus poliertem Holz und zog zielsicher eine Schublade heraus. Donnerwetter! Sündige schwarze Spitze, Strapse inklusive. Im Schuhgestell daneben hochhackige Pumps in Schwarz, Rot und Dunkelblau. Wie schade, dass sie nicht zu Hause war. Er könnte später hierher zurückkehren, Elizabeth fand vielleicht Gefallen an dem erfolgreichen Ehemann. Die reizenden Kinder würden auf einen Schlag zu Vollwaisen – wie traurig!

    Er kehrte rechtzeitig ins Wohnzimmer zurück. Fionn verliess gerade das Haus. An seiner Seite der dauergrinsende kleine Norweger, zwei Schritte dahinter das komische Mischwesen und die Sterbliche, die sich an den Händen hielten und einander tief in die Augen blickten. Er hing ständig an ihren Lippen. Wusste er etwa nicht, wofür sterbliche Frauen gedacht waren? Natürlich konnte man sich erst etwas mit ihnen amüsieren, bevor man zum Wesentlichen kam. Elizabeth hasste es, wenn er seine Opfer vor ihrem Tod beglückte. Fionn hatte ihr zuliebe selbstverständlich darauf verzichtet. Kein Wunder, dass sein Sohn in dieser Beziehung ein Dummkopf war. Man sollte ihm sagen, dass die zarten Hälse dazu da waren, hineinzubeissen.

    Morten passte perfekt zu dieser seltsamen Truppe mit ihren übertriebenen Moralansprüchen. Der schmächtige Norweger spielte seit Jahren Halbgott in Weiss, um Menschenleben zu retten, anstatt sie zu beenden. Damit war es in Kürze vorbei. Sobald er die kleine Memme ohne den blonden Schutzhund erwischte, durfte er ihn in Stücke reissen. Was für ein Spass! War doch gar nicht so schlimm, seinem Wohltäter einen Gefallen zu tun. Er war es ihm schuldig, nachdem er ihm schon zweimal den Hals gerettet hatte. Die Gesellschaft der Unsterblichen war aber auch furchtbar pingelig. Machten immer gleich ein Aufhebens wegen jeder kleinen Blutlache. Früher hatte das niemanden gekümmert, aber heutzutage schickten die Sterblichen ihre Spezialisten, die aufwendige DNA-Tests machten.

    Stellan liess sich in den rot karierten Sessel vorm Kamin fallen, zog sein Smartphone hervor und tippte eine kurze Nachricht ins Display.

Ein schöner Abend zu zweit

    26. Dezember, abends

    „Dieses Kleid hast du an unserem ersten Date getragen.“ Heiðar zog sie mit leuchtenden Augen über die Schwelle der Schlafzimmertür in die Eingangshalle. Im selben Moment öffnete sich die Haustür und Fionn trat ein. Er hatte freundlicherweise seinen Wagen aus einer nahegelegenen Tiefgarage geholt, damit sie gleich vorm Haus einsteigen konnten. „Heiðar ist wirklich zu beneiden. Mein Kompliment Rúna, dieses Kleid steht dir ausgezeichnet, ganz zu schweigen von der Frisur.“ Er musste schon wieder übertreiben - angedeuteter Handkuss inklusive Verbeugung. „Handküsse sind übrigens bloss angebracht, wenn die Dame bereits über 30 und verheiratet ist“, wehrte Rúna grinsend ab. Fionn blieb davon unbeeindruckt, presste sogar kurz die kühlen Lippen auf ihren Handrücken. „Das mag in der Welt der Sterblichen seine Gültigkeit haben. Vergiss bitte nicht, dass Heirat unter Unsterblichen nicht üblich ist und die meisten weiblichen Unsterblichen die 30 bei weitem überschritten haben, obwohl es ihnen nicht anzusehen ist. Da du mit meinem Sohn verbunden bist, verdienst du selbstverständlich den selben Respekt wie eine Unsterbliche.“ Morten, der sich zu ihnen gesellte, um sie zu verabschieden, hob anerkennend den Daumen: „Schick. Du kannst sowas sehr gut tragen.“ – „Das reicht jetzt“, fand Heiðar und half ihr in den Mantel. „Lass uns gehen, bevor die beiden anfangen ein Rad zu schlagen.“

    „Viel Spass mit meinem Wagen. Ich nehme an, du hast kein

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