Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
Vom Netzwerk:
überhaupt nicht verbittert und schien seiner toten Mutter gegenüber keinerlei Wut zu verspüren.

    Morten wollte wissen, wie gut Heiðars Sinne ausgebildet waren, fragte nach Krankheiten und Verletzungen, studierte nebenbei seinen Atemrhythmus und zählte seine Herzschläge.

    Als sein Wissensdurst gelöscht war, wandte er sich ungeniert an Rúna: „Wie ist es für dich, eine Beziehung zu einem Halbwesen zu haben? Kannst du mir davon erzählen?“ Ganz schön neugierig, dieser kleine Vampir, fand Rúna, zog ein unwilliges Gesicht und warf ihre Locken mit einer schwungvollen Bewegung nach hinten. „Tut mir leid Morten. Ich möchte nicht über solch persönliche Dinge sprechen, dazu kenne ich dich nicht gut genug.“ Er schien überrascht, fasste sich aber gleich wieder: „Natürlich nicht, verzeih bitte meine Neugierde. Es war unhöflich, dich danach zu fragen.“ Er schien es ihr nicht übel zu nehmen. Rúna schenkte ihm ein halbes Lächeln, bevor sie zum Gegenangriff überging: „Wirst du die Gesellschaft der Unsterblichen über Heiðar informieren?“ - „Nein, auf keinen Fall. Ich bin zwar ein Mitglied des Rates, so wie Fionn auch, aber ich stelle keine Nachforschungen an. Ich verstehe und respektiere, dass Fionn seinen Sohn so lange geheim gehalten hat, und schätze es sehr, dass er mir davon erzählt hat, als ein guter Freund. Es ist nicht in meinem Interesse, euch in irgendeiner Weise zu schaden, das musst du mir glauben.“ Rúna glaubte ihm, wollte ihm aber dennoch keine Intimitäten anvertrauen, dafür kriegte er noch die zweite Hälfte des Lächelns.

    Heiðar hob die Augenbrauen, um Mortens Aufmerksamkeit zu erlangen: „Auf welche Weise ernährst du dich?“ - „Ich trinke täglich Spenderblut und versuche, die Jagd auf ein absolutes Minimum zu beschränken.“ Er erntete zwei irritierte Blicke, die sein Gesicht amüsiert aufhellten. „Natürlich jage ich keine Menschen, schon seit Langem nicht mehr. Das liesse sich schlecht mit meiner Arbeit als Arzt und dem Hippokratischen Eid vereinbaren, den ich geleistet habe. Am liebsten jage ich unter Wasser, Robben und Seehunde sind meine Leibspeise.“ Rúna versuchte sich vorzustellen, wie er, gleich einem Hai durchs Wasser schoss, Robbe oder Seehund hätten keine Chance. Sie beugte sich vor und nahm sich einen Cupcake aus der Schachtel. Schmeckte köstlich, nach Veilchen und Vanille. „Probier mal.“ Sie liess Heiðar abbeissen. „Was grinst ihr denn so blöd?“ Heiðar beugte sich zu ihr hinüber: „Ich finde dich auch ohne Buttercrème süss genug“, und küsste sachte das weisse Häubchen von ihrer Nasenspitze. „Hey, ich bin doch kein Cupcake!“ Fionn schien das ziemlich lustig zu finden. „Keine Sorge, Rúna. Er wird dich schon nicht verspeisen. Heiðar ist heute ganz brav.“ - „Alles hat seine Grenzen. Du kannst dir die blöden Sprüche sparen.“

    „Fionn sagte mir, dass du ebenfalls nicht auf traditionelle Weise jagst. Wenn du magst, könnten wir einmal gemeinsam losziehen. Ich kenne einige sehr gute Jagdgebiete in Norwegen“, schlug Morten vor. „Klar, das klingt gut. Macht bestimmt Spass, zu Zweit zu jagen.“ – „Meine Hütte steht dir ebenfalls zur Verfügung. Fionn hat einen Zweitschlüssel, dann brauchst du nicht wieder die Tür aufzuhebeln.“ Sie grinsten beide. „Vielen Dank. Bist du noch eine Weile in der Stadt? Ich wollte eigentlich in der Umgebung von London jagen, bevor wir wieder nach Island fliegen.“ Heiðar blickte prüfend zu Rúna hinüber, doch sie nahm seine Ankündigung locker. Seit ihrer offenen Aussprache konnte sie sich schon viel besser mit seinem Jagdtrieb arrangieren. Es störte sie auch nicht weiter, dass die beiden sich so ungezwungen darüber unterhielten. „Ich begleite dich gern, falls deine Gefährtin damit einverstanden ist.“ Rúna wirkte überrascht. War das auch wieder so eine komische unsterbliche Regel? Nur mit Zustimmung der Gefährtin darf ein Unsterblicher oder Halbwesen mit einem fremden Unsterblichen oder Halbwesen auf die Jagd gehen? Unsterblicher und Halbwesen blickten sie erwartungsvoll an, sie sollte also ihren Segen geben. „Kein Problem, du darfst Heiðar gerne begleiten.“ Morten schenkte ihr ein höfliches Nicken, wandte sich dann wieder an Heiðar: „Prima. Was hältst du von morgen Abend?“ Heiðar schüttelte den Kopf. „Morgen Abend führe ich meine Gefährtin zum Essen aus. Vielleicht übermorgen?“ – „Abgemacht. Wir sollten gegen Elf losziehen.“ Rúna

Weitere Kostenlose Bücher