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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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Problem mit dem Linksverkehr.“ Heiðar nahm augenrollend den Schlüssel entgegen, natürlich die Marke mit dem Stern. „Danke. Ich werd’ dir schon keine Beule machen. Ciao, bis später.“ Die Wohnungstür wurde sanft hinter ihnen ins Schloss gedrückt, der Aufzug war auch schon da, sie brauchten bloss noch einzusteigen und nach unten zu fahren. „Du siehst bezaubernd aus, mein Schatz. Was habe ich doch für ein Glück, dass du heute Abend mit mir ausgehst.“ Er zog sie an sich, fuhr mit den Händen über das rosenholzfarbene Strickleid, liess dann die Finger dem reizvollen Ausschnitt entlanggleiten, um das leise Pochen am Schlüsselbein zu fühlen, küsste ihren Nacken und das kunstvoll hochgesteckte Haar. „Sei vorsichtig“, mahnte sie, „hat lange gedauert, meine Frisur hinzukriegen.“ – „Darf ich dir später dabei helfen, das Haar zu lösen?“ - „Ich bestehe darauf. Wahrscheinlich bin ich auch viel zu ungeschickt, um meine Sachen auszuziehen.“ Er knurrte leise, streifte mit den Lippen ihre Kehle. „Heb dir das für später auf.“ Sie verwuschelte seine Locken und schubste ihn zärtlich von sich. Die Aufzugskabine hielt mit leisem Ruck, die Türen öffneten sich. Sie mussten wohl oder übel aussteigen. Hand in Hand durchquerten sie die schwach beleuchtete Lobby. Während der Feiertage war der Empfang nicht besetzt, Edward hatte also etwas Zeit, seine Füsse hochzulegen.

    „Sieh dir das an!“ Heiðar pfiff anerkennend. Rúna wusste nicht, was er so toll fand. War natürlich ein schicker Wagen, der da am Strassenrand parkte, etwas anderes war von Fionn auch nicht zu erwarten. PS und Schnickschnack interessierten sie nicht besonders, Heiðar offensichtlich schon. „Weisst du, was das ist? Ein S65 AMG!“ Er ging einmal um den Wagen herum, strich dabei ehrfürchtig über den schwarzglänzenden Lack. Rúna wartete geduldig auf dem Gehsteig. „Entschuldige.“ Er betätigte die Fernöffnung und zog die Beifahrertür auf, um ihr höflich beim Einsteigen zu helfen. Zwei Sekunden später sass er an ihrer Seite. Nach einem kurzen Moment des Innehaltens und Geniessens startete er den Motor, fuhr mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht los und reihte sich problemlos in den abendlichen Verkehr ein. Die Fahrt dauerte für seinen Geschmack nicht lange genug.

    Das indische Restaurant in einem gepflegten Viertel nahe der Themse war sehr elegant eingerichtet. Stilvolle indische Dekoelemente und eine raffinierte indirekte Beleuchtung sorgten für angenehme Atmospähre. Rúna wurde der Mantel abgenommen, dann geleitete man sie zu einem schön gedeckten Zweiertisch. Sie wählten im Tandoor-Ofen gegrilltes Lamm und frischen Fisch, auf einer heissen Eisenplatte gebraten, dazu Dal aus roten Linsen, ein Kartoffel-Blumenkohl-Curry und ein würziges Tomaten-Chutney.

    „Was hältst du von Morten?“ Heiðar lud etwas von dem köstlichen Dal auf sein Fladenbrot. Rúna überlegte einen Moment, während sie einen Bissen von dem gebratenen Fisch runterschluckte. „Ich glaube, er ist ganz okay und anders als Fionn.“ – „Ich finde, er ist ziemlich normal. Vielleicht liegt es daran, dass er jünger ist als Fionn.“ – „Gut möglich. Er ist jedenfalls ziemlich locker drauf, nicht so förmlich. Morgen hast du Gelegenheit, ihn besser kennenzulernen. Bist du gespannt?“ – „Und wie. Mal sehen, wie wir uns verstehen.“ Rúna zupfte ihr Fladenbrot in Stücke. „Ich glaube, dass es gut ist für dich. Es wäre schön, wenn sich eine Freundschaft ergibt.“ - „Das ist lieb von dir.“ – „Fionn hat ihn bestimmt ganz bewusst eingeladen.“ – „Er denkt wohl, ich brauche einen Freund, der ähnlich tickt. Fionn sieht sich klar in der Vaterrolle, obwohl er für mich eher so etwas wie ein Bruder ist. Es fällt mir schwer, den Vater in ihm zu sehen. Die Lücke ist zu gross, um die verlorenen Jahre aufzuholen.“ – „Das kann ich verstehen. Fionn wird es wohl oder übel akzeptieren müssen.“ – „Er legt grossen Wert auf Respekt, was nicht bloss damit zu tun hat, dass er mein Vater ist. Ich möchte ihm diesen entgegenbringen, ohne mich total von ihm vereinnahmen zu lassen. Man muss höllisch aufpassen, dass er nicht versucht, zuviel Kontrolle zu übernehmen.“ – „Glaubst du, es wird heikel, wenn wir erst in seinem Haus wohnen? Setzt er voraus, dass wir tun, was er für angemessen hält?“ – „Das kann er nicht. Er muss Verständnis für unsere Lebensweise aufbringen. Und er muss dich

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