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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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respektieren.“ – „Ich fühle mich respektiert. Er gibt sich wirklich Mühe mich zu verstehen. Ich glaube, er mag mich, und ich mag ihn auch, obwohl einige Dinge schwer zu akzeptieren sind. Wir sollten einfach alles auf uns zukommen lassen. Wenn es nicht funktioniert, können wir immer noch ausziehen.“ – „Du bist eine tolle Frau, Rúna. Habe ich dich wirklich verdient? Wo ich doch auch ständig versuche, mehr Kontrolle über dich zu gewinnen.“ - „Wie der Vater, so der Sohn.“ Er wirkte zerknirscht. „Du musst es mir sagen, wenn ich übertreibe.“ – „Keine Sorge, ich lass mir nicht alles bieten. Ich werd’ schon fertig mit euch beiden.“ Ihre Augen blitzten wild entschlossen.

    Sie widmeten sich wieder den diversen Köstlichkeiten. Rúna balancierte ein Häppchen Lammfleisch auf dem Naan-Brot. Gar nicht so einfach, wenn man bloss die rechte Hand benutzen durfte. Auf halbem Weg zum Mund fiel das Lamm vom Brot. Heiðars Fladenbrot eilte zum Glück rechtzeitig zu Hilfe. „Du sollst doch nicht mit Essen um dich werfen.“ Er täuschte an, den Bissen selbst zu essen. „Was fällt dir ein! Gib mein Fleisch her!“ Von einem verführerischen Blick begleitet, wanderte das gerettete Häppchen über den Tisch und stoppte vor ihrem leicht geöffneten Mund. Er strich mit dem Zeigefinger ganz zart über die rosige Oberlippe, bevor er ihr Brot und Fleisch in den Mund schob. „Ich sollte dich füttern. Du bist ein bisschen ungeschickt.“ – „Na warte, ich werd’ dich gleich füttern!“ Überm Tisch kassierte er einen empörten Blick, darunter einen zärtlichen Tritt ans Schienbein.

    Nachdem sie ohne weitere Zwischenfälle alles aufgegessen hatten, wurden Teller und Schüsseln abgeräumt. Mit dem Nachtisch wollten sie sich etwas Zeit lassen. „Ich muss mal.“ Rúna stand auf und suchte nach dem Wegweiser zur Toilette. Ein diskretes Schild wies auf den Flur. Bevor sie das Restaurant verliess, warf sie einen Blick über die Schulter. Heiðars verliebtes Lächeln begleitete jeden ihrer Schritte. Draussen hing ein weiteres Schild an der Wand, das sie ans Ende des schummrig beleuchteten Flurs lotste, wo eine steile Treppe nach unten führte. Rúna fand es etwas unheimlich, allerdings konnte sie Heiðar schlecht bitten, sie aufs Klo zu begleiten. Zum Glück war sie nicht allein in dem hell erleuchteten Toiletten-Verliess. Im Vorraum stand eine streng kostümierte Frau vorm Spiegel und brachte ihre Frisur in Ordnung. Ganz in dunkelblau wirkte sie wie eine gestrenge Internatsleiterin. Rúna warf ihr trotzdem ein Lächeln zu, das andeutungsweise erwidert wurde, dann verschwand sie flink in einer Kabine um ihr dringendes Bedürfnis zu erledigen. Sie hörte die klackenden Absätze der Dunkelblauen, die Tür öffnete sich und fiel kurz darauf leise ins Schloss.

    Als sie wieder aus der Kabine trat war es um sie herum ganz still. Als wäre diese Toilette in Watte gepackt, als läge sie abseits der Welt. Sie wusch sich die Hände an einem der runden Waschbecken und betrachtete sich im Spiegel. Die hochgesteckten Locken sassen tadellos, aber das dezente Rosa hatte sich von ihren Lippen verabschiedet. Also kramte sie in der Handtasche nach dem Lippenstift und konzentrierte sich darauf, die Farbe sorgfältig aufzutragen.

    Die Tür öffnete sich, dennoch blieb es still im Klo-Universum. Sie spürte bloss einen leichten Luftzug. Rúna schrie auf und liess den Lippenstift ins Waschbecken fallen. Im Spiegel blickte ihr ein Mann entgegen. Er hatte extrem blasse Haut und halblanges, schwarzes Haar, das im Nacken zusammengebunden war. Sein Blick aus dunkelgrauen Augen war gefährlich und stechend. Ein teuflisches Grinsen entblösste tödliche Eckzähne. Ohne Zweifel ein Unsterblicher. Nichts wie weg! Ihr Fluchtinstinkt setzte ein, doch vergeblich, er packte sie grob und hielt sie mit beiden Armen umschlungen. Rúna fühlte eine eisige Kälte, die von ihm ausging, und die unbändige Kraft, die er rücksichtslos einsetzen würde. Im Spiegel blickte ihr eine vor Angst erstarrte Frau entgegen. Sah man so aus, wenn man Todesangst ausstand? War sie das wirklich selbst? Sie schloss die Augen und hoffte auf diese Weise entfliehen zu können. Wünschte sich, in einem ihrer Alpträume gefangen zu sein, aus dem Heiðar sie gleich behutsam befreien würde. „Nicht so eilig ma Chère, wir wollen uns heute Nacht etwas amüsieren.“ Die kalten Worte in gepflegtem Englisch mit einem Hauch Französisch waren leider absolut

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