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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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sterben, hier und jetzt, George war einfach zu stark für ihn. Hoffentlich waren Fionn und Morten bald hier. Zu Zweit gelang es ihnen vielleicht, George zu besiegen. Hauptsache Rúna wurde gerettet. Sein Vater würde sich um sie kümmern. Damit sie überlebte, musste er noch ein Weilchen durchhalten. „Lass es uns zu Ende bringen.“ Mit überlegenem Grinsen bereitete George sich darauf vor, ihn ein letztes Mal anzuspringen. „Lächle, sie sieht dir beim Sterben zu!“ Es spielte nicht wirklich eine Rolle, wen er zuerst tötete. Sollte halt die kleine Sterbliche dabei zusehen, wie er erst dem Bastard und anschliessend Fionn den Garaus machte. War doch gar nicht übel, sich das Mädchen zum Dessert aufzusparen.

    Heiðar rappelte sich nur mühsam auf. George schien es richtig auszukosten, ging langsam auf ihn zu. Es war höchst unwahrscheinlich, dass er den nächsten Angriff überlebte. Dazu war er viel zu geschwächt. Wie sollte er weiter gegen George’s rohe Gewalt ankommen? Rúnas Körper war taub, die Kehle zugeschnürt. Sie sah, wie George sich geschmeidig vom Boden abstiess und mit der Grazie eines Tänzers in die Luft sprang. Er bewegte sich extra langsam, um sie in quälerischer Absicht am Schauspiel teilhaben zu lassen.

    Unfähig, etwas dagegen zu unternehmen, sass sie bebend auf dem kalten Boden. Gleich musste sie mitansehen, wie George Heiðars Kehle herausriss. Die weissen Krallen nach seinem Opfer ausgestreckt, die tödlichen Zähne gefletscht, hielt er direkt auf ihn zu. Heiðar hob kraftlos die Arme, um ihn abzuwehren. Das würde ihm nichts nützen. Gleich war es vorbei.

    Sie reagierte nicht, als ein Luftzug die Rolltreppe heraufwehte und sie streifte. Er fegte in ungeheurem Tempo über den Platz, erfasste George und schleuderte ihn mehrere Meter weit weg. Ein zweiter Luftzug stob dicht an ihr vorbei und wurde zu einer kleinen schwarzgekleideten Gestalt, die sich schützend vor Heiðar stellte. Im Schein der Lampen sah sie einen Schlieren blondes Haar. Fionn und Morten waren gekommen, um sie zu retten! Rúna fand ihre Stimme wieder. „Heiðar!“ Sie musste sofort zu ihm, hatte aber keine Kraft, die unsichtbaren Fesseln zu lösen, die sie an den schwarzen Asphalt banden. Sie konnte nicht aufhören zu zittern, und ihr war eiskalt.

    Fionn hatte George so weit wie möglich von Heiðar weggeschleudert, damit Morten an ihn herankam. Der kleine Arzt drehte sich blitzschnell zum Schwerverletzten um. Heiðars Kleidung war blutgetränkt, er hielt sich nur mühsam auf den Beinen und schwankte bedrohlich. „Rúna!“ Verzweifelt schrie er ihren Namen und versuchte zu ihr hin zu stolpern. Morten fing ihn auf. „Ich bringe dich zu ihr. Dann muss ich deine Wunden behandeln.“ Der zierliche Unsterbliche lud ihn sich auf die Arme und trug ihn mühelos zur Kuppel.

    „Heiðar! Heiðar!“ Rúna schrie in einem Fort seinen Namen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Morten den schützenden Schatten erreichte und den Verletzten behutsam neben ihr absetzte. „Rúna...“ Heiðar umfing sie mit seinem unverletzten Arm und drückte sein Gesicht in ihr zerzaustes Haar, das nicht mehr kunstvoll hochgesteckt war. Dieses miese Schwein hatte sie überall angefasst. Er wünschte sich, aufspringen zu können, um ihm auf der Stelle den Kopf abzureissen.

    „Heiðar...“ Rúna klammerte sich schluchzend an ihn. Sie war leichenblass und bebte vor Angst und Kälte. „Hier. Du erfrierst mir sonst noch.“ Morten zog flink seine schwarze Wolljacke aus und steckte das zitternde klatschnasse Bündel hinein, nicht ohne den Reissverschluss bis oben zuzumachen. In der nächsten Sekunde öffnete er seine Arzttasche, die er im vorbeihuschen hier abgestellt hatte. „Erst mal müssen wir deine Sachen ausziehen“, informierte er mit ruhiger Stimme und begann, Heiðars zerfetztes Jackett und das blutgetränkte Hemd auseinanderzureissen, um ihn möglichst schonend davon zu befreien. Das dickflüssige Blut verklebte den Stoff mit den Wunden. Heiðar stöhnte vor Schmerz, als Morten behutsam die Überreste seines Hemdes von Arm und Schulter ablöste. Beides war übel zugerichtet. Sein Herz raste im Duett mit Rúnas Pulsschlag, der Atem ging stossweise. „Du musst still halten, damit ich die Blutungen stoppen kann“, mahnte Morten sanft, aber bestimmt.

    Während er blitzschnell die tiefen Wunden desinfizierte und anschliessend fachgerecht verband, behielt er ständig die Kämpfenden im Auge. Wenn Fionn in arge Bedrängnis geriet,

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