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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Bluttrinker, der eine Verwandlung verlangt
— wußten Sie das, Aidan? Nur deshalb stehen Sie jetzt nicht draußen an einem
Pfahl in der Wüste und warten darauf, von der Sonne nach und nach zerstört zu
werden. Weil Sie eine Ausnahme sind. Eine Rarität.«
    Aidan war darauf bedacht, sich seine
Angst nicht anmerken zu lassen, obwohl die Vorstellung, den grausamen Einwirkungen
der Sonnenstrahlen ausgesetzt zu werden, das Schlimmste war, was ein Vampir
sich vorstellen konnte. »Haben die Ältesten schon andere auf diese Art
zerstört?« fragte er.
    »0 ja, natürlich. Über die
Jahrhunderte hinweg hat es immer wieder Aufstände gegeben, die niedergeschlagen
werden mußten«, erwiderte Tobias. »Diesen speziellen Trick haben wir von
Nemesis gelernt.«
    Ein Frösteln erfaßte Aidan.
    »Gibt es einen Weg zurück?« wisperte
er rauh. »Ist es möglich, daß ich wieder das werde, was ich einmal war?«
    Zum erstenmal seit ihrer Ankunft an
diesem unterirdischen Ort erschien ein Anflug von Mitleid auf Tobias' täuschend
jugendlichen Zügen. »Einige der Ältesten wollten es versuchen, der Wissenschaft
zuliebe, aber es war bisher immer verboten. Denn schließlich würde jene, denen
die Verwandlung nicht gelänge, vor dem Ewigen Gericht erscheinen müssen. Und
wenn Nemesis ist, wie er ist, können Sie sich dann vorstellen, wie sein Herr
sein muß?«
    Aidan schloß für einen Moment die
Augen und nickte. »Ja — ja, ich kann es mir vorstellen. Und trotzdem ürde ich
lieber vor Ihn treten, als weiterzuleben als das, was Lisette aus mir gemacht hat!«
    »Dann sind Sie entweder ein Vampir
von ganz außergewöhnlichem Mut, oder Sie sind schlicht verrückt! Was ist es,
Aidan?«
    Er seufzte und fuhr sich mit der
Hand durchs Haar. »Ich weiß es nicht«, bekannte er. »Ich weiß es wirklich
nicht.«
    »Warum wünschen Sie sich die
Verwandlung so sehr?«
    Aidan wußte, daß er Neelys Bild
nicht vor dem anderen Vampir verbergen konnte, und deshalb versuchte er es erst
gar nicht. »Ich liebe eine menschliche Frau.«
    »Das muß aber eine große Liebe
sein«, bemerkte Tobias verwundert, »wenn Sie ein solches Risiko eingehen
wollen wie das, was Ihnen nun bevorsteht.« Nach dieser letzten Feststellung
betrachtete er Aidan eine Weile besorgt, um dann wieder zu verschwinden.
    Aidan schlief, träumte von Neely und
erwachte mit der Illusion, daß sie zusammen waren. Seine Verzweiflung über die
Entdeckung, daß er noch immer allein war und außerdem noch ein Gefangener, war
unerträglich.
    Vierundzwanzig Stunden später, als
Aidan halb wahnsinnig war vor Durst, wurden ihm in einem Picknickkorb drei ausgewachsene
Ratten überreicht.
    Aidan brach ihnen das Genick, einer
nach der anderen, und schleuderte ihre blutbespritzten Körper durch die
Gitterstäbe.
    Als weitere vierundzwanzig Stunden
vergangen waren, kauerte er an der Zellenwand, fiebernd und in seinem Delirium
nicht fähig, auch nur einen einzigen vernünftigen Gedanken zu fassen.
    Die Umrisse einer schlanken Gestalt
tauchten vor ihm auf. »Geh«, stöhnte er und wandte den Kopf ab.
    »Wie eigensinnig«, sagte eine
weibliche Stimme vorwurfsvoll, und der Ton war wie Balsam für Aidans wundes
Hirn. »Neely«, keuchte er.
    Sie lachte ihn aus. »Nein,
Dummchen.« Er fühlte ihre kalten Lippen am brennenden Fleisch seiner Kehle und
zuckte zusammen, als ihre Fänge sich hineinbohrten. Blut floß in Aidan, belebendes,
nahrhaftes Blut, und er konnte nicht mehr widerstehen. Gierig trank er, und
durch seine ausgetrockneten, leeren Venen sprudelte neues Leben. Als es endlich
vorbei war und er wieder imstande war, zu sehen, stellt er fest, daß es Roxanne
Havermail war, die neben ihm kniete.
    Sie strich mit den Fingern durch
sein schmutziges Haar, und er spürte den klebrigen Druck ihrer Lippen auf
seiner Stirn, wo sie zweifellos einen blutigen Fleck hinterließen.
    »Wie sind Sie hierher gekommen?«
fragte Aidan heiser und unterdrückte den Impuls, sie fortzustoßen.
    Roxanne lächelte und küßte ihn sanft
auf den Mund. »Ist das wichtig? Ich bin durchaus in der Lage, wieder zu
entkommen, und ich werde Sie mitnehmen.« Sie legte ihre Hand auf sein Gesicht,
und er spürte ihre Härte und ihre Kälte. »Schließen Sie die Augen, Aidan.
Denken Sie an Kerzenschein und sanfte Musik und ...«
    Aidan verlor das Bewußtsein, ihre
Worte und die sanften Zärtlichkeiten hypnotisierten ihn.
    Als er erwachte, lag er auf seidenen
Laken, ohne die rauhe Kutte, die die Ältesten ihm gegeben hatten, und

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