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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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was
ich über Bluttrinker weiß? Würde das Dunkle Königreich dann nicht zusammenfallen
wie ein Schloß aus Sand?«
    »Ich brauche Sie nur zu zerstören,
hier und jetzt, um eine solche Tragödie zu vermeiden«, entgegnete Tobias kühl.
Aidan spürte jedoch die innere Anspannung dieses Wesens; er war wie eine zu
fest angezogene Saite an einem Instrument, die jeden Augenblick zerreißen
konnte.
    Aidan lächelte. »Ich bin nur ein
unbedeutender Vampir«, gab er zu, »aber es gibt andere, die mich vermissen und
es sogar wagen würden, meinen Tod zu rächen.«
    »Valerian«, sagte Tobias ruhig. »Und
Maeve.«
    »Sie kennen sie also!« rief Aidan in
einem Ton, der freudige Überraschung verriet, doch eigentlich nur den Zweck
besaß, den anderen Vampir zu irritieren.
    »Sie sind rebellisch. Die Älteren sind
sehr bestürzt darüber.«
    Aidan lächelte, obwohl ihm bewußt
war, daß er sich auf sehr dünnem Eis bewegte. »Ja, ich weiß wirklich nicht,
wohin es mit dem Vampirismus noch kommen soll«, sagte er spöttisch.
    Tobias blickte ihn gereizt an. »Hier
entlang«, knurrte er. Dann wandte er sich ab und ging am Ufer des
unterirdischen Bachs entlang, ins Herz der Finsternis hinein, und Aidan folgte
ihm.
    Irgendwann erreichten sie eine
große, von Pechfackeln erleuchtete Höhle, deren Wände mit uralten Symbolen
bemalt waren, darunter auch Zeichnungen und Gekritzel der ersten
Steinzeitmenschen. Aidan wäre fasziniert gewesen, wenn ihn in diesem Augenblick
nicht folgenschwere Dinge beschäftigt hätten.
    Die Vampire, so schien es ihm,
verkörperten sich aus den Staubpartikeln in der Luft um ihn, die ältesten
Bluttrinker auf Erden, einige von ihnen so jung wie Tobias, andere mit fließenden
silbergrauen Bärten und Gesichtern, die so verwittert waren wie altes Leder.
    »Dieser hier will wieder sterblich
sein«, erklärte Tobias der Versammlung, und es war eindeutig, daß er noch immer
sehr verblüfft über Aidans Ansinnen war. »Er sagt, daß er gegen seinen Willen
verwandelt worden ist.«
    Die Älteren tuschelten miteinander,
als sie Aidan umringten und ihn betrachteten, aber ihre Sprache war ihm
unbekannt.
    Er hielt die Schultern straff und
schaute allen, jedem einzelnen von ihnen, offen in die Augen. Einmal hörte er
den Namen Nemesis im Zuge der Unterhaltung und wußte, daß Tobias seine
Drohung weitergegeben hatte.
    Jetzt werden sie mich
vielleicht zerstören, dachte Aidan und war überrascht, wie wenig es ihm
bedeutete. Nachdem er Neely kennengelernt und daran erinnert worden war, was
ihm entging, wußte er, daß er lieber den schrecklichsten aller Tode sterben
würde, als in alle Ewigkeit zu leben mit dem Wissen, daß sie ihm nie
gehören würde.
    Wenn er seine Menschlichkeit nicht
zurückgewinnen konnte, wenn er Neely niemals frei und ohne Furcht lieben
konnte, wollte er nur noch zugrunde gehen.
    Endlich hörten die Ältesten auf, im
Kreis um ihn herumzuschreiten. Einer von ihnen beugte sich zu Aidan vor und
flüsterte in Englisch: »Sind Sie ein Anhänger von Nemesis?«
    Aidan grinste herausfordernd. »Ich
bin kein Engel«, erklärte er dann.
    Die eisblauen Augen des uralten
Vampirs verengten sich, er machte eine ärgerliche Handbewegung. »Bringt diesen
ungezogenen Welpen dorthin, wo er sich oder uns anderen keinen Schaden zufügen
kann. Wir werden später sein Schicksal entscheiden.«
    Vampire umringten Aidan, ergriffen
seine Arme, und jegliche Gegenwehr war sinnlos. Dennoch bereute er den Weg
nicht, den er eingeschlagen hatte, denn er war bereit, alles aufs Spiel zu
setzen, sich allen denkbaren Torturen auszusetzen, um irgendwann bei Neely sein
zu können.
    Aidan wurde zu einer vergitterten
Kammer gebracht und hineingestoßen. Seine eleganten Kleider wurden ihm ganz
unzeremoniell und ohne ein Wort des Bedauerns ausgezogen, und man überreichte
ihm eine Mönchskutte aus einem harten, groben Stoff. Er zog sie an, seiner
Würde zuliebe, und als seine Wärter sich entfernt hatten, rüttelte er an den
Eisenstäben.
    Sie rührten sich nicht.
    »Ich nehme an, jetzt sind Sie
glücklich«, war eine vertraute Stimme zu vernehmen.
    Aidan drehte sich um. Tobias stand
hinter ihm, im Inneren der Zelle, und betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Überglücklich«,
erwiderte Aidan kühl.
    Tobias schüttelte den Kopf. »Das war
aber auch eine höllische Dreistigkeit!«
    »Ja, es gibt nichts Schlimmeres als
einen unverschämten Vampir«, stimmte Aidan zu.
    Darüber lachte Tobias schallend.
»Wenn Sie meinen. Sie sind der erste

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