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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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unzeremoniellen Krachen im
Gästezimmer von Havermail Castle auftauchte.
    Erschrocken wandte Roxanne sich von
Aidans Lager ab. Sie war eine boshafte kleine Dirne, die so etwas wie Treue
oder Loyalität nicht kannte, und Valerian verachtete sie deshalb.
    »Mr. Tremayne hat es gewagt, die
Bruderschaft herauszufordern«, erwiderte sie, als sie sich von ihrer
Verblüffung erholt hatte. »War das Ihre Idee, Valerian?«
    Er näherte sich dem Bett und schaute
auf den schlafenden Aidan herab. Das Zimmer war dunkel, weil die Fenster versiegelt
waren: hohe, dünne Kerzen verbreiteten ein flackerndes, gespenstisches Licht.
Sanft legte der ältere Vampir eine Hand auf Aidans Schulter.
    »Aidan«, sagte er leise,
verzweifelt, und ohne die Frau zu beachten.
    »Er ist noch sehr schwach«, meinte
Roxanne seufzend. »Aber wenn er die entsprechende Pflege hat, wird er sich bald
erholen.«
    Valerian löste seinen Blick von
Aidan und richtete ihn auf Roxanne. »Die Bruderschaft hielt ihn gefangen, und
Sie haben ihn gerettet?«
    Roxanne nickte. »Sozusagen. Die
Bruderschaft glaubte, Aidans Willen durch Bestrafung brechen zu können, aber
das ist ihnen nicht gelungen. Niemand hat versucht, mich aufzuhalten, als ich
zu ihm ging.«
    »Bestrafung? Welche Art von
Bestrafung?« fragte Valerian gereizt.
    »Der arme Aidan ... Er war in einem
winzigen Verlies eingesperrt und halb verhungert.« Roxanne ging um das Bett
herum und ergriff Aidans reglose Hand. Sanft ließ sie die Daumen über seine
Fingerknöchel gleiten. »Es war seine eigene Schuld, daß er fast verhungerte —
er verweigerte die Ratten, die sie ihm anboten.«
    Als er das hörte, wurde Valerian von
einer überwältigenden Abscheu erfaßt, nicht nur Roxanne gegenüber, sondern auch
der gesamten Bruderschaft. »Ratten!« stieß er hervor. »Sie haben ihm Ratten gegeben?«
    Roxanne zuckte die Schultern. »So
schlimm ist das gar nicht. Die meisten von uns haben sich hier und da schon
einmal von Ungeziefer ernährt«, sagte sie. »Falls irgend etwas unseren Aidan
zugrunde richtet, wird es seine eigene sture Weigerung sein, die Regeln zu
befolgen.«
    Valerian spürte, daß die
Morgendämmerung sich näherte; sie würden zwar in diesem dunklen Gewölbe alle
vor den Sonnenstrahlen sicher sein, aber er wollte nicht an diesem Ort in
Schlaf versinken. Er traute den Havermails nicht, nicht einmal den Kindern.
    Rasch wickelte er Aidans reglosen
Körper in die Bettlaken und hob ihn auf seine Arme.
    »Was soll das?« rief Roxanne
erzürnt. »Ich habe ihn genährt, ich habe ihn gefunden und hierher
gebracht. Er gehört mir!«
    Valerian streckte eine Hand aus,
spreizte die Finger und preßte sie auf Roxannes schaurig-schönes Gesicht.
»Schlafen Sie«, sagte er in leisem, beschwörendem Ton, und sie glitt besinnungslos
zu Boden.
    Valerian senkte den Kopf, bis seine
Stirn Aidans berührte, und gemeinsam verschwanden sie aus dem dunklen Gemach.
    Aidan träumte, daß er ein Wikinger war,
tapfer im Kampf gefallen, und seine Kameraden seine Leiche im Bauch eines
Drachenschiffs aufgebahrt hatten. Sie bedeckten sie mit Stroh, das jemand mit
einer Pechfackel in Brand setzte, und dann wurde das kleine, brennende Schiff
auf die stille blaue See hinausgeschoben. Es ging in Flammen auf, ein
majestätischer Scheiterhaufen, und Aidan verbrannte mit ihm. Doch er verspürte
keinen Schmerz, nur Freude und ein überwältigendes Gefühl der Freiheit ...
    Als er die Augen öffnete und merkte,
daß er nur geträumt hatte und noch immer in dem unsterblichen, marmorkalten
Körper eines Ungeheuers steckte, erfaßte ihn eine maßlose Enttäuschung.
    Er lag an einem dunklen Ort, den er
nicht wiedererkannte, und war so durstig, daß er sich innerlich ganz wund
vorkam. »Neely«, wisperte er rauh.
    Und da sah er Valerian auf sich
zukommen, das Gesicht verzerrt vor Unruhe und Besorgnis. Zuerst schien er
etwas sagen zu wollen, dieser geheimnisvolle Dämon mit dem Aussehen und der
Haltung eines Engels, doch dann bückte er sich nur stumm, bohrte seine Fänge in
Aidans Hals und spendete ihm Blut.
    Aidan stöhnte in einer Mischung aus
Ekstase und Ekel; er wollte sich wehren gegen diese Rettung, doch sein
Überlebenswille war stärker. Er glaubte Valerians Tränen auf seinem Gesicht zu
spüren.
    »Wo ... sind wir?« keuchte er, als
das frische Blut durch seine Adern schoß, vital, warm und berauschend wie ein
guter Brandy in einer kalten Winternacht.
    »Das ist unwichtig«, erwiderte
Valerian brüsk. »Deine Gedanken sind im

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