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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ihm?«
Neely raffte mit zitternder Hand den Morgenrock vor ihrer Brust.
    Valerian nickte grollend. »Ziehen
Sie sich vernünftig an.«
    Neely wandte sich ab und hastete in
das Schlafzimmer des kleinen Hauses, wo sie rasch Jeans, Turnschuhe, einen
weiten rosa Pullover und ihren Mantel anzog.
    Wieder im Wohnzimmer, schaute sie
mit großen Augen zu Valerian auf. »Wird es wie bei Superman sein — ich meine,
werden Sie mich unter einen Arm nehmen und mit mir fliegen?«
    Valerian schüttelte nur den Kopf,
trat einen Schritt näher und zog Neely unter sein weites Cape. Sie verlor das
Bewußtsein, doch schon Sekunden später erwachte sie und fand sich an einem Ort
wieder, der so finster war, daß sie befürchtete, erblindet zu sein.
    »Einen Moment«, brummte Valerian
mürrisch, als hätte sie sich beklagt. Ein zischendes Geräusch, dann flackerte
Kerzenlicht auf.
    Neely war entsetzt, als sie sah, daß
sie sich in einer Krypta befand, einer sehr alten, dem Aussehen der
halbverfallenen Särge und herumliegenden Knochen nach zu urteilen.
    Mitten in all diesem Durcheinander,
auf einer römischen Liege, die mit verblichenem altem Samt gepolstert war, lag
Aidan, still und bleich wie eine Leiche.
    »Er wird bald erwachen«, sagte
Valerian. »Wenn Sie ihn lieben, dann machen Sie ihm klar, daß es keine Zukunft
für Sie beide geben kann. Sollte es ihnen mißlingen, ihn davon zu überzeugen,
wird er den Plan verfolgen, der ausschließlich zu seiner Zerstörung führen
kann. Er würde hingerichtet werden, Neely, als Beispiel für alle anderen
Vampire. An einen Pfahl gebunden, würde er der prallen Sonne ausgesetzt werden
und unter unvorstellbaren Qualen zugrunde gehen. Wünschen Sie sich das für
ihn?«
    Neely vergaß ihre schaurige Umgebung
und lief zu Aidan. Nein, lieber würde sie selbst den von Valerian beschriebenen
Tod sterben, als Aidan einer solchen Folter ausgesetzt zu wissen!
    Sanft berührte sie sein geliebtes
Gesicht. »Aidan?«
    Er öffnete die Augen, und es
versetzte ihrem Herzen einen süßen Stich, als er sie ansah, sie zuerst ganz
offensichtlich für eine Erscheinung hielt und dann begriff, daß sie wirklich
bei ihm war. »Neely!« sagte er und griff nach ihrer Hand.
    Sie drückte sie und verschränkte
ihre Finger mit seinen. »Was ist geschehen?« flüsterte sie.
    Aidan starrte sie an, sprachlos und
stumm von einem Schmerz, der nicht mit Worten auszudrücken war.
    Neely küßte ihn zärtlich auf die
Stirn, dann auf den Mund, und fühlte, wie sein Fieber ihre eigene Hand
versengte. Als sie den Kopf auf seine Brust legte, hörte sie keinen Herzschlag,
kein Atem strömte in seine Lungen und aus ihnen heraus.
    Aidan schob seine Hände unter ihr
Haar und zog sie an sich.
    Nachdem eine lange Zeit verstrichen
war, hob Neely den Kopf und schaute geradewegs in Aidans Seele. Was sie sah,
war glitzernd und verschwommen, als ob sie durch geschmolzene Diamanten schauen
würde. Sie konnte ihn unmöglich verlassen, jetzt, wo er so gebrochen war, und
doch wußte sie tief in ihrem Innersten, daß Valerian recht hatte. Indem sie
Aidan liebte und sich einem unmöglichen Traum hingab, würde sie ihn
letztendlich nur zerstören.
    Und das war unausdenkbar.
    Resigniert, mit wehem Herzen, stieg
Neely zu Aidan auf die hohe Couch, streckte sich neben ihm aus und zog ihn
liebevoll in die Arme. Bald schon, sehr bald, würden sie sich trennen müssen,
für alle Zeiten, für immer und ewig, bis an das Ende ihrer Tage.
    Doch in diesem Augenblick gab es
nichts, was sie trennen konnte.
    Valerians Schmerz heulte in ihm wie ein
Sturmwind, aber er wagte nicht, ihn in der Krypta zu äußern, egal, wie
selbstversunken Neely und Aidan auch erschienen. Getrieben von seiner
unendlichen Qual, floh Valerian in ein anderes Zeitalter, ins achtzehnte
Jahrhundert, und verbarg sich in einem abgelegenen Versteck.
    Es war nicht viel mehr als ein
Mäusenest, dieses Versteck, eine hohle Stelle in der Mauer einer alten Abtei.
Zusammengekauert hockte er in diesem Loch wie ein Küken in seiner Eierschale
und ließ seinen bitteren Tränen endlich freien Lauf.
    Er konnte es Aidan nicht verübeln,
er hatte ihn gewarnt, mehr als einmal, daß es keine Hoffnung gab. Aber Valerian
hatte immer nur gehört, was er hören wollte und den Rest vergessen. Doch nun
war ihm die Verbundenheit zwischen Aidan und Neely bewußt geworden.
    Irgendwie, selbst ohne den
geheiligten Austausch von Blut, hatte das Paar das intimste und unzerstörbarste
aller Bande zwischen sich

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