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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sich und war jetzt bereit, dem Ruf seines Gefolges zu folgen, aber zur Eile drängte er mich dennoch nicht.
    »Das ist ein Menschenschlag, der mir fremd ist«, versuchte ich zu erklären. »Ich kann einen Raubmörder oder einen Dieb ausfindig machen und mit einer Schlinge um den Hals Ihnen vor die Füße werfen, tot oder lebendig, ganz nach Belieben. Aber für dies hier fehlt mir die Finesse.«
    Titus Cäsar lächelte boshaft.
    »Ein in die Enge getriebener Verräter hält sich sehr wahrscheinlich nicht an die Hofetikette. Didius Falco, mein Vater hat einen Brief von Flavius Hilaris bekommen, in dem er Ihr Durchhaltevermögen und Ihre geistige Beweglichkeit in den höchsten Tönen lobt – drei Seiten lang, auf erstklassigem Pergament! Bisher sind Sie auf Ihre Weise mit jedem zurechtgekommen, der Ihnen in die Quere kam, und jetzt wollen Sie auf einmal nicht mehr?«
    »In Ordnung. Ich werde meinen Vertrag einhalten und herausbekommen, wer die Verschwörung organisiert hat –«
    »Und die Silberschweine finden!«
    »Sosia Camillina hatte einen Verdacht, wo sie sein könnten. Ich glaube, sie hatte von Anfang an recht.«
    »In der Granatgasse?«
    »In der Granatgasse!«
    »Falco«, fuhr Titus auf, »ich kann meine Leute nicht länger in der Granatgasse halten! Sie haben noch anderes zu tun. Das Lagerhaus ist praktisch mehrmals abgetragen und wieder aufgebaut worden. Der Wert der dort gelagerten Gewürze macht dem verantwortlichen Offizier seine Aufgabe nicht leichter. Der Dame, die Sie vertreten, ist versprochen worden, daß meine Leute das Gebäude bald räumen –«
    »Dann geben Sie den Befehl dazu«, schlug ich mit verhaltenem Lächeln vor. »Und lassen Sie mich Helena Justina sagen, daß Ihre Männer von morgen, vom Tag des Triumphes an zu anderen Aufgaben abberufen werden. Es könnte nützlich sein, wenn sich diese Nachricht in ihrer Familie herumspricht …« Ich erklärte ihm nicht, warum, aber wie jeder intelligente Mensch schätzte er eine Unterhaltung, die ihm das Mitdenken nicht ersparte.
    »Sie meinen, solange meine Soldaten auf den Silberschweinen hocken, wird nichts geschehen? Ich bin einverstanden. Sagen Sie Helena Justina, das Lagerhaus stehe zu ihrer Verfügung. Ich werde die Prätorianer bitten, hin und wieder dort vorbeizuschauen – aber, Falco, ich verlasse mich auf Sie!«
     
    Ich verließ den Palast auf der Nordostseite und stieg auf dem Clivus Victoriae zum Forum hinunter. In den Straßen, die nachts sonst in tiefer Dunkelheit liegen, flackerten unzählige Fackeln und Lichter, und überall waren schemenhafte Gestalten damit beschäftigt, die Fassaden mit Girlanden zu schmücken. Arbeitertrupps errichteten Zuschauertribünen. In den Rinnsteinen gurgelte unablässig das Wasser und spülte Schmutz und Abfälle von einem Häuserblock zum nächsten. Eine Militäreinheit nach der anderen marschierte vorüber, dem großen Sammelplatz am Marsfeld entgegen. Bürger, die sich an anderen Tagen nach Einbruch der Dunkelheit in ihre Häuser und Läden einschlossen, wanderten in Grüppchen herum und hatten keine Lust, der erwartungsvollen Atmosphäre den Rücken zu kehren. Schon summte die ganze Stadt.
    Ich schickte einen meiner Neffen mit einer Nachricht zu Helena Justina. Ich schrieb, die Gewürze gehörten nun ihr, aber ich könnte an dem geplanten Ausflug in das Lagerhaus leider doch nicht teilnehmen. Ich erklärte ihr nicht, warum. Sie würde es noch früh genug verstehen; bis dahin würde sie wohl annehmen, ich hätte beschlossen, ihr aus dem Weg zu gehen.
    Und vielleicht hätte ich das tun sollen.
    Ich hatte Helena noch nie zuvor geschrieben. Und dieses erste würde wahrscheinlich auch das letzte Mal sein. Denn sobald sie erfuhr, was ich auf dem Palatin getan hatte, würde die erlauchte Helena Justina mir nur zu gerne aus dem Weg gehen.
    Ich sagte meinem Neffen, er solle auf Antwort warten, aber sie schickte keine.
    An diesem Abend besuchte ich Petronius zu Hause. Seine Frau, die in den günstigsten Augenblicken nicht viel von mir hält, war keineswegs erbaut; sie wollte, daß er die Zeit mit den Kindern verbrachte, zum Ausgleich für die Überstunden, die er am nächsten Tag machen mußte, wenn er in der Via Ostiensis Jagd auf Einbrecher machen würde.
    Ich berichtete Petro, was wohl demnächst geschehen werde, und er versprach, mit mir das Lagerhaus zu durchsuchen, sobald ich ihm eine Nachricht schickte. Als ich ging, kroch er auf Händen und Füßen herum, ein Elefant, auf dem drei kleine Reiterinnen

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