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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Das täte mir leid, entgegnete ich, aber er hat wohl bemerkt, daß meine Stimme nicht ganz aufrichtig klang.
    Manchmal grübelte ich über Sosia; das machte nichts besser.
     
    Dann kehrte ich nach Glevum zurück. Hilaris und ich nahmen uns Triferus jetzt gemeinsam vor. Die Beschäftigung tat mir gut, und wir waren ein starkes Team. Gaius saß auf seinem offiziellen Amtssessel, einem Klappstuhl mit Elfenbeinfüßen, der ihm, wie er erzählte, den Rücken kaputtmachte. Ich ging unterdessen drohend auf und ab.
    Triferus war ein britisches Großmaul, über und über mit Halsketten aus Elektron behängt. Seine Füße steckten in engen, spitzen Schuhen. Er trug die Toga, zu der man römische Bürger seines Schlages ermuntert hatte, aber auf einen Wink von uns rissen die Soldaten, die ihn hereinschleppten, sie ihm vom Leib. Wir packten ihn auf einen Schemel, zwischen die muskulösen Oberschenkel zweier Angehörigen der Hilfstruppen in Kettenpanzern – zwei mürrischen spanischen Kavalleristen, die seine Witzeleien nicht verstanden. (Nur ihre Offiziere sprachen Latein; deshalb hatten wir die beiden als Bewacher für ihn ausgesucht.)
    Von den Halsringen unter seinem gedunsenen britischen Gesicht abgesehen, hätte er ein Karrenschieber in jeder x-beliebigen Stadt der Welt sein können. Er nannte sich mit Vornamen Tiberius Claudius – vielleicht ein Freigelassener, der nach dem alten Kaiser benannt war, aber eher wohl ein Würdenträger irgendeines Stammes, den man irgendwann mal zum Bundesgenossen ernannt hatte. Ich bezweifelte, daß er eine Urkunde vorlegen konnte, die sein Bürgerrecht bewies.
    »Wir wissen, wie ihr vorgegangen seid: also spuck die Namen aus!« schnauzte ich ihn an.
    »Moment mal, Falco«, murmelte Gaius in der Rolle des Älteren, der sich von Rom hoffnungslos überfahren fühlt. »Wir sind hier in Britannien, hier machen wir das anders. Triferus, ob ich dir helfen kann, hängt allein von dir ab. Dieser Mann ist ein Beauftragter des Kaisers –«
    Triferus versuchte zu bluffen. »Maße und Gewichte? Sicherheitsvorschriften? Wo drückt der Schuh, Meister?«
    Ich prüfte mit dem Daumen die Spitze eines Dolches. Ich sah zu Gaius hinüber; er nickte.
    »Über die Bleigruben brauchst du uns nichts erzählen, Triferus«, begann ich. »Ich bin selbst dort gewesen und habe mir den Laden genau angesehen.«
    Sein Gesicht glänzte schweißnaß; ich hatte ihn überrumpelt. »Dein System stinkt – von den Schächten bis zu den Öfen. Sogar die Bäcker im Dorf benutzen Silberkörner als Kleingeld –«
    »Hat es etwa Ärger wegen der Transportunterlagen gegeben?« winselte er mit unschuldigem Zwinkern. »Verstöße gegen die Vorschriften des Schatzamtes? Irgendwelche Beanstandungen?«
    Ich warf meinen Silbernugget auf einen dreibeinigen Tisch, wo er ein paarmal vor der Nase von Triferus kreiselte. Selbst Gaius machte ein erstauntes Gesicht.
    »Drei Wochen an den Blasebälgen der Treibherde – und das war meine Ausbeute! Gibt einen hübschen Ring für ein nettes Mädchen in Rom.«
    Plötzlich wurde Triferus frech: »Steck ihn dir in den Arsch!«
    Ich strahlte ihn freundlich an: » Oh, da war er schon! «
    Gaius fuhr zusammen.
    Ich ging auf Triferus zu, packte einen seiner dünnen Halsringe und preßte ihn so gegen seine Kehle, daß er sich verbog.
    »Ein geschickter Sklave kann sich die Überfahrt nach Gallien kaufen, falls er deinen mörderischen Aufseher Cornix überlebt. Auch Cornix schafft seinen Teil steuerfrei auf die Seite; die Sklaventrupps bekommen ihren traurigen Anteil; und du organisierst den ganzen Schwindel von oben. Wie sind die Verschwörer in Rom ausgerechnet auf dich gekommen – haben sie gedroht, dich auffliegen zu lassen, wenn du sie nicht beteiligst?«
    »Ihr Büromenschen habt keine Ahnung, wie so was läuft!« Verzweifelt bot Triferus jetzt seine letzten Verstellungskünste auf. »Der Bergbau ist ein besonderes Geschäft. Das ist nicht, wie wenn man Bier und Austern an die Truppe verschachert –«
    »Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit mit ihm, Prokurator! Ich nehme ihn mit nach Rom. Wir haben dort die richtige Ausstattung; er wird singen. Und danach: Vatikanischer Circus – Löwenfutter!« Ich ließ den Halsring los, so als wäre ich seines Besitzers überdrüssig, und rief Gaius ärgerlich zu: »Fragen Sie ihn mal nach den Stempeln! Die Barren, die er stiehlt, sind viermal gestempelt, wenn sie noch Silber enthalten – aber das ist nur einer von vieren. Den anderen ist es entzogen, aber dieser

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