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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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am allerbesten können). Zum Glück hatte Petro eine Amphore Albaner, den er besonders schätzte, heraufgeschleppt. Er hockte sich auf eine Bank, lehnte sich an die Wand, streckte die Beine aus, hob die gestiefelten Füße auf die Tischkante und balancierte seinen Weinbecher fortan auf dem Bauch. Es war lange her, seit ich zum letzten Mal gesehen hatte, wie Petronius es sich gemütlich macht. Er warf nur einen kurzen Blick auf meine ausgemergelte Erscheinung und fragte dann: »Schlimm?«
    Ich rieb mir die Rippen und lieferte ihm eine zusammenfassende Darstellung der letzten vier Monate: »Schlimm.«
    Er wäre durchaus bereit gewesen, die ganze Geschichte über sich ergehen zu lassen, aber er wußte, daß ich in diesem Augenblick vor allem eines brauchte, einen kräftigen Schluck neben einem geruhsamen Freund. Seine braunen Augen funkelten: »Und wie lief es mit der Klientin?«
    Es hatte Petronius schon immer fasziniert, wie mich ganze Scharen von feurigen Frauen umlagerten. Meistens tue ich ihm den Gefallen und liefere die wollüstigen Einzelheiten, selbst wenn ich sie mir ausdenken muß. Wie erschöpft ich in diesem Augenblick sein mußte, erkannte er daran, daß ich nur herausbrachte: »Da gibt es nichts erzählen. Bloß ein ganz normales Mädchen.«
    »Hat sie dir Schwierigkeiten gemacht?« erkundigte er sich begierig.
    Ich rang mir ein trauriges Lächeln ab. »Ich habe ihr schon gezeigt, wo es langgeht.«
    Er glaubte es nicht; ich auch nicht.
    Wir tranken seinen roten Albaner ganz aus, ohne Wasser. Danach bin ich wohl eingeschlafen.

XL
    Am nächsten Tag besuchte mich Helena Justina in meinem Büro. Es war mir höchst peinlich, denn auf meinem Schoß rekelte sich in einer kurzen roten Tunika gerade eine junge Dame, die ihre Beine abwechselnd spreizte und in die Luft streckte; wir frühstückten zusammen, und die junge Dame stellte sich dabei ziemlich albern an. Sie war hübsch, die Szene intim und Helena die letzte, die ich erwartete hätte.
    Gepflegt und gelassen, in wehendem Weiß, stand Helena da, und mir war es äußerst unangenehm, daß sich dieses vornehme Geschöpf bis zu meiner finsteren Bude sechs Treppen hochbemüht hatte, während ich noch nicht mal rasiert war.
    »Ich hätte nach unten kommen können –«
    »Warum denn? Ich wollte einmal sehen, wie Sie hier oben residieren!« Sie sah mich prüfend an und schnupperte die stickige Luft. »Es sieht jedenfalls sauber hier aus. Kümmert sich jemand um Sie? Ich hatte Spinnweben erwartete und Hinweise auf Ratten.«
    Jemand – meine Mutter – hatte sich schon früh am Morgen hier zu schaffen gemacht. Deshalb waren die Spinnen vorübergehend zu den Tauben unters Dach gezogen. An die Ratten wollte ich lieber nicht denken.
    Ich schob das Gekicher in meinen Armen auf die Bank neben mir.
    »Geh auf den Balkon und warte dort.«
    »Aber da ist dieser Mann! Er stinkt! «
    Der Kellner; er mußte endlich weg. Ich seufzte. Helena lächelte mich an – zum Verrücktwerden.
    »M. Didius Falco: noch im Halbschlaf, aber schon hält er sich an einem Becher Wein fest. Ein bißchen früh, Falco, sogar für Sie, finden Sie nicht?«
    »Heiße Milch«, krächzte ich.
    Es klang wie eine Lüge; Helena beugte sich über den Tisch und sah nach: es war heiße Milch.
    Im unfreundlichen Glanz ihrer parfümierten Herablassung setzte sich die Tochter des Senators auf den Stuhl, den ich für meine Klienten bereithalte, und starrte auf meine sich windende Gespielin. Schließlich gab ich nach.
    »Das ist Marcia, meine beste Freundin.« Marcia, drei Jahre alt, schmiegte sich an mich, als wollte sie mich nie mehr loslassen, und sah Helena mit finsterer Miene an. Ich faßte sie am Halsausschnitt ihrer Tunika und versuchte, sie so zu bändigen.
    Da streckte die Tochter des Senators zu meinem Entsetzen Marcia die Arme entgegen und hob sie mit der Zuversicht eines Menschen, der mit Kindern stets gut ausgekommen ist, über den Tisch. Mir fiel das adrette, artige Mädchen ein, das ich in Londinium auf ihrem Schoß gesehen hatte. Wie ein Sack purzelte ihr nun auch Marcia in die Arme, sah nachdenklich zu ihr hoch, sabberte absichtlich ein bißchen und machte dann Blasen mit ihrer Spucke.
    »Benimm dich«, mahnte ich schwach. »Wisch dir den Mund ab.«
    Marcia wischte sich den Mund mit dem nächstbesten Stück Stoff ab, nämlich mit dem bestickten Ende von Helenas langem weißem Umschlagtuch.
    »Ist das Ihre?« fragte Helena vorsichtig.
    Wenn ich mich als Kinderverwahranstalt ausnutzen ließ, war

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