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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht im Sinn gehabt,
Schriftstellerin zu werden. Aber sie ist umso viel besser als viele andere,
dass ich mich frage, ob das denn noch stimme. So gut schreibt man nicht einfach
aus Zufall.
    »Die Klinge
der Vernichtung« zeigt, wie ein Charakterzug, der als die größte Schwäche eines
Menschen erscheinen mag, in Wirklichkeit seine größte Stärke sein kann. – MZB

ELISABETH
WATERS
     
    Die Klinge der
Vernichtung
     
    Alyssa kniete, einen der seltenen
Momente der Stille genießend, in der Kapelle, als der Hausverwalter hereinkam
und meldete: »Fräulein Alyssa, in der Großen Halle wartet eine Königliche
Gesandtschaft. Du musst sie augenblicklich begrüßen.«
    »O nein!«,
rief Alyssa, die doch so ungern Besuch empfing und es überhaupt nicht schätzte,
dass sie als das einzige derzeit anwesende Mitglied ihrer Familie diese Aufgabe
wieder einmal zu übernehmen hatte. Sie musste nun wegen der Abwesenheit ihrer
Eltern, über die diese vornehmen Gäste nicht entzückt wären, um Entschuldigung
bitten … Aber sie war ein gehorsames, ein pflichtbewusstes Kind, und so eilte
sie auf dem Pflastersteig zur Halle.
    Dort wurde sie
von drei Fremden erwartet: einem älteren Herrn, einer Dame mittleren Alters –
alle beide in die bei Magiern so beliebte dunkelblaue Robe gehüllt – sowie von
einem jüngeren Herrn, der an die fünf Jahre älter war als Alyssa und die
erlesenste Kleidung trug, die sie je gesehen. Bei ihnen stand der
Haushofmeister und plauderte höflich mit ihnen übers Wetter, derweil ein Page
Wein einschenkte und ein zweiter ihnen die Reiseumhänge abnahm.
    »Fräulein
Alyssa, begrüße deine Gäste, den Herrn Großmagier Logas, Frau Magierin Sarras
und Herrn Robert Fitzroy«, gebot der Haushofmeister, entfernte sich darauf auf
einen Wink von Logas und nahm die Pagen mit.
    Sie machte
ihren Knicks und fragte sich dabei, was so hohen Besuch in die kleine,
abgelegene Burg ihrer Eltern führte … Ihre Familie gehörte zum niederen Adel,
und Großmagier Logas war, wie Alyssa trotz ihres Desinteresses für alle
Vorgänge außerhalb ihrer Burg wusste, das Oberhaupt des Zaubererordens und
Königlicher Rat. Was Herrn Robert anging, über den hatte sie noch nichts gehört
… aber dem Nachnamen nach musste er eines der natürlichen Kinder des Königs
sein.
    »Ich bedaure,
dass meine Eltern durch Abwesenheit verhindert sind, Euch zu empfangen«, sagte
sie.
    »Das ist nicht
schlimm«, erwiderte Logas. »Unser Besuch gilt dir.«
    »Mir?«, rief
sie perplex. »Seid Ihr sicher?« fügte sie hinzu, und ihr blieb der Mund einen
Moment lang vor Erstaunen offen stehen.
    »Völlig
sicher«, versetzte Frau Sarras. »Ich habe es nämlich … gesehen. Du bist die
neue Hüterin.«
    »Die Hüterin …
wovon?«, fragte Alyssa, mit dem unangenehmen Gefühl, dass ihr die Antwort nicht
gefallen würde.
    »Die Hüterin
der Klinge der Vernichtung«, verkündete der Großmagier in feierlichem Ton und
fügte, da sie ihn verblüfft und fragend ansah, hinzu: »Du hast doch schon davon
gehört, oder?«
    Alyssa
schüttelte den Kopf: Sie wagte nicht, etwas zu sagen. Ein allzu vertrautes
Gefühl überkam sie – das Gefühl, dumm und hässlich, unhöflich und ganz und gar
unbrauchbar zu sein … So fühlte sie sich gemeinhin in Gegenwart ihrer Mutter,
und die verstärkte das, indem sie ihr sagte, wie dumm und zu gar nichts zu
gebrauchen sie sei. Ihre Eltern hatten ihr niemals verziehen, dass sie nicht
der Sohn geworden war, den sie sich gewünscht hatten und noch immer mit aller
Macht und Kraft zu bekommen versuchten. Gerade deshalb befanden sie sich auch
derzeit auf Pilgerfahrt zu einem weiteren Heiligtum, das in dem Ruf stand,
Frauen Fruchtbarkeit zu schenken. Ja, sie waren mit ihr als einzigem
Nachkömmling nicht zufrieden und versuchten wohl schon seit dem Jahr ihrer
Geburt, sie zu ersetzen …
    Hilfe kam ihr
aber von einem, von dem sie sie nicht erwartet hätte. »Die Klinge der
Vernichtung …«, deklamierte Fitzroy, »ist eine heilige Reliquie, ein Gabe der
Älteren Götter. Ich schreibe eben ein Epos über dieses Thema … ich bin ja, wie
du vielleicht weißt, Dichter.«
    Nein, das hatte
sie nicht gewusst, es beeindruckte sie auch nicht besonders. Außerdem schien
ihr, dass etwas, was »Klinge der Vernichtung« hieß, eher als unheilig zu gelten
hätte.
    »Ich werde
dich«, fuhr er fort, »bei deiner Suche begleiten, um dabei Material für mein
Epos zu sammeln.«
    »Suche?«,
japste Alyssa.
    »Das ist nicht
so dramatisch, wie es

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