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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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deine Tochter bilden wir zur
Heilerin aus.«
    »Ich werde
bleiben«, flüsterte Rabin und reichte Winter die Hand, um ihr Wort zu
besiegeln.

HEATHER ROSE
JONES
     
    Heather Rose Jones arbeitet bei uns im
Büro … und an ihrer Dissertation in Linguistik an der University of California
in Berkeley. Sie schreibt auch ausgezeichnete Lieder, betont aber, dass dieses
Hobby bis nach ihrem Studium weitgehend auf Eis gelegt sei. Und gerade noch
erzählt sie mir, ihr erster Roman sei eben erschienen – ein Liebesroman in
historischem Gewand.
    Die Story hier
verfolgt die Abenteuer der Heldin weiter, die wir aus den beiden vorangehenden
Bänden dieser Reihe kennen, und erörtert auch Fragen der Ethik von
Gestaltwandel und von Freundschaft, Loyalität. Mir gefällt sie dennoch, obwohl
ich ja eigentlich meine, ernste philosophische Dispute hätten in der
Belletristik nichts zu suchen. – MZB

HEATHER ROSE
JONES
     
    Die fremde
Haut retten
     
    »Habe ich dir erzählt, wie ich
Balgsängerin wurde, gelernte Balgsängerin?«
    Ich sah
Ashólis Mundwinkel zucken, meinte fast zu hören, wie sie dachte: O nein! Bitte
keine alten Geschichten mehr! Aber sie breitete ihren Umhang aus Katzenfell
neben dem Feuer aus und hörte mir zu, während die Flammen Funken ins zunehmende
Dunkel sprühten. Mir entging aber nicht, dass sie bei meiner Erzählung mit
ihren Gedanken immer wieder woanders war! Drei Jahre lang hatte sie immer begierig
aufgenommen, was ich sie lehrte; nun wurde sie ruhelos und war oft nicht mehr
bei der Sache.
    Als sie
plötzlich hochfuhr, fragte ich mich, womit ich ihre Aufmerksamkeit
wiedererlangt hätte. Aber nun hörte auch ich, was sie den Kopf heben, lauschen
hatte lassen: Irgendwo oben am Berg hetzte jemand ein vor Erschöpfung
strauchelndes Pferd durch die hereinbrechende Nacht.
     
    Wir hatten unsere kleine Hütte auf
eine Lichtung am Pfad zum Pass gebaut … so nahe zu Ashólis Dorf, dass man uns
von dort mühelos Nahrung und Nachrichten bringen konnte, aber so weit weg, dass
man uns nicht ständig stören kam. (Und so weit, dass die Besuche meines
Verehrers Goalnen – Ashólis Vetter – eine angenehme Unterbrechung blieben und
nicht zur Plage wurden.) Ein paar Mal im Jahr kamen Händler über den Berg, mit
Waffen, Werkzeugen, edlen Tuchen und anderen Gütern, die selbst herzustellen
wir nicht für der Mühe wert hielten. Des Öfteren aber zogen auch Ashólis Leute
mit Pelzen, Schnitzereien und allem anderem, was sie für den Verkauf gefertigt
hatten, hinüber.
    Aber das war
kein Händler mit langsamen, trittsicheren Maultieren: Erstaunlich, dass er in
diesem Galopp den steilen Bergpfad geschafft, sich nicht den Hals gebrochen
hatte! Der Hufschlag kam näher, unregelmäßiger nun. Da sprangen Ashóli und ich
wie eine Frau auf und warfen uns unsere Tierbälge um die Schultern, um für
alles bereit zu sein, was da geschehen mochte.
    Da kam sie in
den Lichtkreis unseres Feuers gewankt, schwang sich, nein, sackte von der
schaumbedeckten grauen Stute, die sie getragen hatte. Wie jung sie doch war,
wohl jünger als Ashóli. Und sie glich so gar nicht jenen Reisenden, die sonst
diesen Weg nahmen: Kleiner war sie und dunkelhaarig … Sie sah wild von einer
zur anderen und rief etwas in einer mir fremden Zunge. Als sie merkte, dass wir
sie nicht verstanden, versuchte sie es in der Sprache der Händler: »Bitte, ihr
müsst mir helfen! Er folgt mir … und wird mich töten. Aber ich habe es nicht
getan. Es war doch nicht meine Schuld, aber er will mir einfach nicht glauben!«
    Ich weiß
nicht, was ich sie als Erstes gefragt hätte – denn in diesem Augenblick ließ
ihre Stute ein seltsames Wiehern hören und fiel darauf um wie ein Sack. Die
junge Frau ahmte ihren Klagelaut nach, stürzte zu ihr, um ihren Kopf in ihren
Schoß zu nehmen –, aber die großen dunkelbraunen Pferdeaugen wurden schon
glasig. Da begann sie, rau und herzzerreißend zu schluchzen. Und ich stand nur
töricht da und wusste nicht, was ich tun sollte. Ashóli aber kauerte sich neben
sie, streichelte dem Tier den Kopf und summte dazu das Todeslied, das wir
singen, um die Seelen derer freizugeben, deren Balg wir uns nehmen. Ich weiß
nicht, ob sie in diesem Augenblick an Fell oder Umhang dachte. Es war wohl
einfach die einzige Form, die ihr einfiel, Kummer und Trauer dieser jungen Frau
über den Tod ihres Pferdes zu teilen. Später … nun, aber das war später.
    Als Ashóli mit
ihrem Lied zu Ende kam, hatte auch die Fremde zu weinen aufgehört und war

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