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Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume

Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume

Titel: Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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die Annit in der Hand hielt. Wie angewurzelt war er stehen geblieben. Das Lächeln, das vorher auf seinem Gesicht gelegen hatte, war verblasst. Schließlich war er zu seiner Tochter gegangen, hatte sie unbeholfen umarmt und sie mit einem unendlich traurigen Blick angesehen. „Ich wusste, dass dieser Tag einmal kommen würde“, hatte er gesagt. „Setz dich bitte.“ Dann hatte er seiner Frau kurz zugenickt, die völlig verzweifelt schien.
    Annit hatte sich irritiert aus den Armen ihres Vaters gelöst. „Was soll das heißen? Du wusstest, dass dieser Tag kommen würde?“ Sie hatte gespürt, dass hinter diesen  Worten ein bedrohliches Geheimnis lauerte. Etwas, von  dem sie nichts hatte erfahren sollen. Weil es vielleicht zu  schrecklich war! Doch es hatte kein Zurück mehr gege ben. Denn diese Widmung, die in der Bibel stand, hätte  ihr doch keine Ruhe mehr gelassen. „Ich will wissen, was  das zu bedeuten hat“, hatte sie zum wiederholten Male  gefragt.
    Ihr Vater hatte sie einen Moment schweigend betrachtet. „Bitte vergiss nie, dass wir dich sehr lieb haben“, hatte er schließlich begonnen - und dann stockend erzählt, dass Annit nicht ihr leibliches Kind war, sondern dass sie sie wenige Monate nach ihrer Geburt adoptiert hatten.
    Annit hatte die Worte gehört, doch sie wollte sie nicht begreifen. Sie war total schockiert. „Aber das kann doch nicht sein“, hatte sie gerufen. „Ihr seid doch meine Eltern. Das habt ihr immer gesagt.“ Annit hatte die Tränen in den Augen ihrer Mutter gesehen und gemerkt, wie verzweifelt diese war. Da hatte sie gewusst, dass es stimmte, was ihr Vater gesagt hatte. Sie war adoptiert worden.
    Annit hatte laut aufschreien wollen, doch keinen Ton über die Lippen gebracht. Nur eine unendliche Leere war in ihr gewesen. Eine Leere, die alles ausgelöscht hatte. Plötzlich hatte es für sie nichts mehr gegeben. Nicht ihre Eltern, nicht ihr Zuhause, in dem sie vierzehn Jahre sehr glücklich gewesen war. Nichts mehr. Es war ihr vorgekommen, als hätte sie mit einem Schlag alles verloren.
„Aber wer sind meine Eltern?“, hatte sie irgendwann mit hohler Stimme gefragt.
    „Wir wissen es nicht“, hatte ihr Adoptivvater geantwortet. „Die Bibel ist das Einzige, was sie für dich zurückgelassen haben. Wir haben sie für dich aufbewahrt und wollten dir an deinem achtzehnten Geburtstag alles erzählen.“
    Annit hatte auf das Buch in ihren Händen geblickt. Dann war sie langsam zur Tür gegangen, die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sie wusste nicht, wie lange sie schon auf ihrem Bett gelegen hatte, bis die ersten Tränen geflossen waren. Sie hatte nicht einmal gespürt, dass sie hemmungslos weinte. Sie hatte nur gespürt, dass sich von einer Sekunde auf die andere alles verändert hatte.
    „So ist das gewesen, und das ist jetzt ungefähr ein Jahr her“, schloss Annit. Nachdem sie Mannito die Geschichte erzählt hatte, war sie total aufgewühlt. Sie empfand wieder die gleiche Verzweiflung wie damals, als ihre Welt so plötzlich aus den Fugen geraten war. Sie wandte sich einen Augenblick ab und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Es tut so verdammt weh, nicht zu wissen, wer meine richtigen Eltern sind. Warum haben sie sich nie bei mir gemeldet? Werde ich sie überhaupt jemals kennenlernen?
    In eigene Gedanken versunken schüttelte Mannito den Kopf. „Ich stelle mir gerade vor, mir wäre das passiert. Meine Mutter mag ich sehr, gar kein Zweifel. Mein Verhältnis zu meinem Vater kennst du auch. Trotzdem fände ich es schrecklich, wenn sich plötzlich herausstellen sollte, dass er gar nicht mein Vater ist.“ Mitfühlend sah er Annit an. „Du hast doch ein paar Mal mit deinen ... äh ... Adoptiveltern telefoniert. Was sagen sie denn dazu, dass sie ... ich meine, sie hätten dir doch die Wahrheit nicht vorenthalten dürfen.“
    Annit nickte. Sie spürte, dass Mannito ihren Schmerz verstand. „Sie haben sich große Vorwürfe gemacht, weil sie mir nicht schon früher die Wahrheit gesagt haben. Aber sie hatten eben schreckliche Angst, mich zu verlieren.“ Annit starrte vor sich hin - unfähig, weiterzureden.
    Die Erinnerung hatte sie wieder völlig in ihren Besitz genommen. Nachdem sie erfahren hatte, dass sie adoptiert worden war, hatte sie ein paar Tage lang nicht mit ihren Adoptiveltern geredet. Sie war total schockiert gewesen über diese Neuigkeit. Bis ihre Adoptivmutter eines Tages in ihr Zimmer gekommen war. „Bitte

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