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Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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lapidar.
    Der Beduine nickte enttäuscht, steckte den Ohrring wieder zurück in seine Tasche und stiefelte davon.
    Keine fünf Schritte weiter stand eine alte Frau vor ihr. Ihre dunklen Augen blitzten aufgebracht unter dem blauen Kopftuch. „Wer stiehlt mein Brot?“, fragte sie. „Es ist immer weg, immer weg!“
    Ich nicht!, dachte Annit. Was soll das denn? Woher soll ich das wissen? Sie zuckte die Achseln. „Ich hab wirklich keine Ahnung, vielleicht die Vögel“, stieß sie genervt hervor.
    „Vögel“, wiederholte die alte Frau, drehte sich um und schlurfte davon.
    Kopfschüttelnd guckte Annit ihr nach. Dann wandte sie sich um und suchte weiter nach Mannito. Sie entdeckte ihn schließlich neben dem Zelt von Yussuf.
    „Ey, Mannito! Weißt du, warum die heute alle so schräg drauf sind? Ich werde ständig komische Dinge gefragt. Ob ich das wüsste oder jenes ... Die sind völlig durchgedreht seit dem Sturm.“
    Mannito blickte sie ernst an. „Ach da fällt mir ein: Was ich dich auch schon immer fragen wollte, Annit: Werde ich reich und schön, wenn ich groß bin?“
    Schmunzelnd knuffte Annit den Freund in die Seite. „Wenn du mir nicht gleich erklärst, was hier los ist, wirst du nicht mal groß“, drohte sie, halb im Scherz, halb im Ernst.
    „Also gut“, willigte Mannito lachend ein und klärte die staunende Annit auf.

 
Wirbel um Habib
    Am späten Nachmittag saß Annit an der Feuerstelle. Neben ihr Ilia und deren Eltern. Annit schloss die Augen und streckte die Arme von sich. Dabei murmelte sie die paar lateinischen Wörter vor sich hin, die sie noch aus ihrem Lateinunterricht in der Schule wusste. Immer wieder. Ilia und ihre Eltern lauschten fasziniert ihren Worten, die übersetzt in etwa hießen: Die Sklavinnen des Cäsars putzen das Haus und kochen etwas zum Essen.
    Mannito hockte neben Annit und hatte die größte Mühe, nicht loszuprusten. Seit Annit die Beduinen vor dem gefährlichen Sturm gewarnt hatte, glaubten alle, sie besitze hellseherische Fähigkeiten, und fragten sie um Rat. Wie auch Ilias Eltern. Sie wollten ihre Tochter demnächst verheiraten und nun von Annit wissen, welcher Beduine der geeignetste Mann für ihre llia wäre.
    Annit hatte zunächst abgelehnt, da sie ja keine Weise  war. Aber Ilias Eltern hatten derart lange auf sie einge redet - durch die Archäologen konnten auch sie etwas  Deutsch dass Annit schließlich versprochen hatte, es  zu versuchen. Schließlich will ich ja auch nicht, dass Ilia  unglücklich wird, dachte sie.
    Aber ohne Ritual ging es nicht, das war Annit klar. Daher wiederholte sie nun mehrmals den völlig unbedeutenden lateinischen Satz. Ilias Mutter war so ergriffen, dass sie nach der Hand ihres Mannes tastete.
    Annit schlug die Augen auf. Schüttelte sich so, als würde sie gerade aus tiefer Trance erwachen, und blickte der Reihe nach alle an. Ilia, ihren Vater, ihre Mutter.
    „Kannst du uns was sagen?“, stieß Ilias Mutter nervös hervor. „Siehst du was?“
    Dafür kassierte sie einen strafenden Blick von Ilias Vater. „Sei nicht so ungeduldig, Frau!“
    „Ich sehe ...“, begann Annit mit salbungsvoller Stimme. „Ich sehe ... es ist noch undeutlich.“
    Mannito legte die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen.
    „Ja ... das Bild wird immer deutlicher.“
    „Was?“, hakte Ilias Mutter sofort nach. „Was?“
    „Da ist ein junger Mann. Schön, groß, mit schwarzen Haaren und tief dunklen Augen“, tat Annit mit feierlicher Stimme kund.
    „Wer ist es? Wie heißt er? Kannst du uns das sagen?“, fragte Ilias Vater.
    „Noch nicht!“ Annit streckte ihre Arme gen Himmel und wiederholte ihren lateinischen Vers.
    Mannito beugte sich zu Ilias Familie. „Sie bittet den Himmel gerade, ihr den Namen zu verraten“, erklärte er ernst. „Mit Namen ist das nämlich nicht so einfach.“
    Gebannt beobachtete Ilias Mutter das Mädchen. Dann seufzte sie tief. „Wahrscheinlich kann sie uns eh nicht weiterhelfen.“
    Annit bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Ilias Mutter aufstehen wollte. Sie stieß einen leisen Schrei aus. Ilias Mutter zuckte zusammen und setzte sich gleich wieder hin.
    „Es funktioniert!“, rief Annit theatralisch. „Ja ... der Name ... er beginnt mit...“ Verflixt! Wie heißt noch mal dieser Typ, in den Ilia verliebt ist? Annit überlegte fieberhaft.  Irgendwas mit H? Habib? Nee, bestimmt nicht! Annit konzentrier dich! Sag jetzt bloß nichts Falsches! H wie ... Sie

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