Silberstern Sternentaenzers Sohn 07 - Das magische Amulett
wusste, was sie wollte, freute sie sich dennoch über seine Reaktion von eben.
Yussuf beschäftigte schon wieder das für ihn ungewöhnliche westliche Frauenproblem. „Und machen Männer bei euch auch Frauensachen?“
„Du meinst Kinder kriegen?“, kicherte Annit.
Yussuf bekam einen knallroten Kopf und winkte ab. „Nee, so was geht doch nicht. Aber ...“
„Alles andere geht“, nickte Annit. „Frauen fliegen sogar schon ins All.“
Etwas furchtsam richtete Yussuf seinen Blick zum Himmel. „Da rauf?“ Energisch schüttelte er den Kopf. „Nee, das würde ich nie machen.“
„Ich schon“, behauptete Annit lachend. „Siehst du, Frauen sind also auch tapferer als Männer.“
Als der Abend dämmerte, gab der Stammesfürst das Zeichen zur Rast. Die Karawane hielt an, und die Beduinen schlugen ihr Lager auf. Anschließend verspeisten sie ein karges Mahl, etwas Brot, dazu harten Käse und verschiedenes Obst. Schon bald darauf legten sich alle zum Schlafen.
Annit krümelte sich unter ihrer Decke zusammen und wälzte sich hin und her. Aber sie schloss kein Auge. Zu viele Gedanken wirbelten wie Sandkörner bei einem Wüstensturm durch ihren Kopf. Was, wenn wir auf dem Basar niemanden finden, der uns etwas zu dem Amulett sagen kann? Was, wenn uns niemand weiterhelfen kann? Was, wenn ich das Geheimnis des Amuletts niemals lösen werde? Vielleicht wäre das ja auch besser? Puh!
Sie wischte sich über ihre heiße Stirn. Die Nächte in der Wüste waren eigentlich eher kühl. Doch Annit hatte das Gefühl, als würde sie glühen. Sie schlug die Wolldecke zur Seite und stand auf. Alisha neben ihr schlummerte tief und fest. Auch sonst war nichts zu hören. Alles war ruhig. Annit lief zu der Stelle, wo die Pferde und Kamele angebunden waren.
Da sah sie im Mondschein plötzlich die Silhouette einer Gestalt. Ganz in Weiß. Der Stammesfürst!, dachte Annit.
Der alte Beduine stand ganz nah neben Falak, hatte seine Hand auf ihren Hals gelegt und strich zärtlich über ihr Fell. Offenbar redete er mit ihr. Dann bückte er sich nach einem Striegel und fuhr damit in großen Kreisen über das Fell des Schimmels. Falak stand ganz ruhig da, hielt den Kopf gesenkt und bewegte sich nicht vom Fleck. Auf einmal schlang der Stammesfürst seine Arme um den Hals der Stute und liebkoste sie.
Genau wie in meinem Traum, schoss es Annit durch den Kopf. Der Stammesfürst putzt und striegelt tatsächlich selber sein Pferd, obwohl er dafür eigentlich seine Leute hat, die das tun. Aber genau so hab ich es auch in meinem Traum erlebt. Unglaublich! Aber ... hä? Annit stutzte. Wie kann das denn sein7 Dann hätte Silberstern ja irgendwie in die Zukunft ge sehen?! Genau wie Sternentänzer das kann. Wenn ihre Freundin Carolin in Vollmondnächten auf ihrem magischen Schimmel ausritt, konnte sie mithilfe einer Vision in die Zukunft blicken. Kann Silberstern das jetzt etwa auch? Kann er mir auch die Zukunft aufzeigen? Vielleicht hat Silberstern ja zwei magische Gaben, und ich weiß davon noch gar nichts?, überlegte sie und beobachtete den Stammesfürsten, der sich weiterhin liebevoll um sein Pferd kümmerte. Jedenfalls muss es einen Grund geben, warum mir Silberstern diesen Traum geschickt hat. Bisher hat er mich in meinen Träumen stets vor Gefahren gewarnt. Aber was soll daran gefährlich sein?, grübelte sie weiter. Sie beschloss, den Stammesfürsten bei passender Gelegenheit zu fragen, warum er Falak selbst versorgte. Warum er diese Aufgabe nun selbst übernahm. Vielleicht hilft mir das ja weiter!
Sie warf noch einen letzten Blick zu Falak und dem Stammesfürsten, dann wandte sie sich ab. Um die beiden nicht zu stören, schlich sie leise und auf Zehenspitzen zurück zu ihrem Lager. Immer noch total in Gedanken versunken kuschelte sie sich in ihre Decke.
Der Boden war uneben, und es war unangenehm, darauf zu liegen. Annit schlug die Decke zurück und versuchte, den Sand so zu verteilen, dass er einen einigermaßen ebenen Untergrund bildete. Doch das war gar nicht so einfach. Irgendwann gab sie es auf und sank erschöpft zurück.
Da fiel ihr wieder das Amulett ein. Sie streckte den Arm aus und holte es aus ihrem Rucksack. Im hellen Schein des Mondlichtes hielt sie das Amulett hoch und betrachtete es von allen Seiten. Hm, es sieht einfach nur aus wie ein ganz normales Schmuckstück, dachte sie. Nur warm fühlte es sich immer an. Irgendwie beinahe heiß. Aber das konnte sie sich auch nur einbilden. Welches Ge heimnis umgibt dich? Hast du etwa
Weitere Kostenlose Bücher