Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse
Südholzen erst nach Lilienthal zu Carolin, Sternentänzer und Silberstern geführt hatte. Von Roccos Zirkus, mit dem sie dann nach Polen gezogen war. Von dem Besuch bei Mannitos Eltern in Rumänien und der Weiterreise nach Griechenland, wo sie in einem Kloster Elenas ältere Schwester gefunden hatten. Von dort waren sie schließlich weiter in die Türkei, nach Dedeli in Ostanatolien, wo ihre leiblichen Eltern heute lebten. Annit erzählte davon, wie sich die ganz junge und wohlhabende Griechin Elena gar nicht standesgemäß in den mittellosen Türken Achmed verliebt hatte. Eine Beziehung, die niemand guthieß. Davon, dass Elena und Achmed durchgebrannt waren und ein Kind der Liebe gezeugt hatten. Annit! Dass Elena ihr Baby über alles geliebt hatte, aber nicht wollte, dass es als Kind der Schande und von allen verachtet in einer feindlichen Welt aufwuchs und zudem ein Leben in Armut führte. Dass dies der Grund war, warum ihre leibliche Mutter sie zur Adoption freigegeben hatte. Dass Elenas Schwester dafür gesorgt hatte, dass Annit in eine gute Familie kam, und dass sie ihr zur Erinnerung an die Vergangenheit lediglich eine Bibel mit einer Widmung mitgegeben hatte. Die Bibel, die Annit schließlich im Keller gefunden hatte.
„Elena sagt, es sei kein Tag vergangen, an dem sie nicht an mich gedacht hätte“, endete Annit leise ihre Erzählung. „Sie beteuert, sie hatte mich immer in ihrem Herzen.“ Ursula griff nach einem Taschentuch und schnäuzte geräuschvoll hinein. Dann fasste sie nach Annits Hand. „Wir werden ihr für immer dankbar sein. Du warst ein Segen für uns, ein Gottesgeschenk. Wir konnten keine eigenen Kinder bekommen, und dann bekamen wir dich. Es war wie ein Wunder.“ Sie hielt einen Moment inne und holte tief Luft. „Ich weiß, du bist enttäuscht von uns, weil wir dir nicht früher die Wahrheit gesagt haben. Aber Gott weiß, dass ich es wollte. Dass ich immer auf den richtigen Moment gewartet habe. Aber wie ich nun schmerzhaft lernen musste, gibt es für manche Dinge keinen richtigen Moment.“
Hannes nahm ihre andere Hand. „Du bist die Tochter, die wir uns immer gewünscht haben. Du ..." Seine Stimme brach ab. Er wischte sich über seine Augen.
Annit blickte von einem zum anderen. ,Ja, ich war sauer, sogar stinksauer und enttäuscht. Jeder hat ein Recht auf die Wahrheit. Jeder muss wissen, woher er stammt. Aber ...“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Ich hab euch beide sehr lieb. Ihr seid die besten Adoptiveltern der Welt“, sagte Annit und meinte es auch so.
Besuch vom Nachbarn
Annit, Mannito und ihre Eltern saßen gerade beim Frühstück in der großen Bauernstube, als es kräftig an der Tür klopfte.
Ursula legte ihr Marmeladenbrötchen auf den Teller, tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel ab und öffnete die Tür. „Ja, der Günter. Komm doch rein!“, begrüßte sie den Nachbarn. Sie führte den schmächtigen, älteren Mann mit den lichten grauen Haaren und den buschigen Augenbrauen in die Stube und ließ ihn bei den anderen Platz nehmen.
„Was gibt’s denn so früh?“, wollte Hannes wissen.
Günter griff erst mal zu der Kaffeetasse, die ihm Ursula servierte, und nahm einen Schluck. Seine Hände zeugten von der schweren Feldarbeit und zitterten leicht. Dann setzte er die Tasse ab. „Meine Ilse bekommt Nachwuchs, weißt ja.“
Hannes nickte.
Der Nachbar seufzte. „Aber ich bin einfach zu alt, um mich weiter um sie zu kümmern. Ich schaff das nicht mehr. Magst du sie nicht nehmen, Hannes?“
Annit starrte den alten Bauern mit großen Augen an. „Sie können doch Ihre schwangere Tochter oder Enkeltochter nicht einfach wegschicken“, stieß sie entsetzt hervor. „Und wir? Was sollen denn wir mit ihr anfangen? Sie braucht ihre Familie, keine Fremden!“
Günter konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, und auch Hannes grinste breit. „Meine Ilse ist eine Stute“, erklärte der Bauer dann.
„Ach so!“, sagte Annit beruhigt und mampfte weiter ihr Brötchen.
Der Nachbar guckte Hannes fragend an. „Also, was ist? Nimmst du sie auf? Sie ist ein liebes, gutes Pferd. Ich komme natürlich auch für ihren Unterhalt auf, nur die Arbeit schaff ich halt nicht mehr.“
,Aber klar!“, antwortete Annit sofort hellauf begeistert. „Klar kümmern wir uns um sie.“ Sie knuffte Mannito in die Seite. „Es gibt nichts Tolleres als eine Fohlengeburt. Außerdem haben dann Silberstern und Ranja auch ein bisschen Gesellschaft.“
Mannito zuckte die
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