Silberstern Sternentaenzers Sohn 08 - Rueckkehr ins Ungewisse
an ihre Lippen. „Danke dir!“ Bisher war sie sich nicht ganz sicher gewesen, ob es auch klappte. Aber nun waren alle Zweifel beseitigt. Mannito hat auf meine Gedanken nicht reagiert, jubelte sie. Er hat nicht mal mit der Wimper gezuckt. Ich möchte, dass er selbst entscheidet, was er tun will. Wenn er hier in Deutschland bleibt, dann - weil er das von sich aus möchte.
Annit wollte den Freund keinesfalls beeinflussen. Alles, was er tat, sollte er freiwillig und gerne tun und nicht, weil sie ihm ihre Gedanken aufgezwängt hatte. Sie drückte ihre Hand ganz fest auf das Amulett. „Ich darf dich niemals verlieren, niemals!“
In diesem Moment klopfte es etwas zaghaft an der Tür.
„Ja?“
Mannito kam herein. „Deine Mutter fragt, ob wir Lust auf einen Spieleabend haben?“
Annit zuckte die Schulter. „Hast du?“
Mannito nickte. ,Ja, von mir aus. Haben wir früher auch immer bei mir zu Hause gemacht.“
„Cool!“ Annit sprang auf. Ich will, dass er freiwillig bleibt und sich bei uns wohl fühlt! Und ich werde alles dafür tun!, beschloss sie, während sie ihm nach unten folgte.
Der unheimliche Feuertraum
Inzwischen hatten sie den gemeinsamen Spieleabend bereits etliche Male wiederholt. Es war immer richtig lustig gewesen, und sie verdrückten dabei jede Menge köstlichen Apfelkuchen. Auch Mannito hatte sichtlich Spaß am Spielen, dabei schien er jedes Mal wie ausgewechselt und sein Heimweh vergessen. Darüber freute sich Annit am allermeisten, wollte sie doch, dass sich der Freund bei ihnen wohl fühlte.
Auch heute hatten sie wieder viel Spaß gehabt. Zweimal hatte Mannito alle anderen beim Mensch-ärgere-dich-nicht geschlagen. Nun fiel Annit müde, zufrieden und satt ins Bett. Es dauerte nicht lange, da schlummerte sie auch schon tief und fest - und war bald darauf in einem seltsamen Traum gefangen. Es war dunkle Nacht. Sie galoppierte auf Silberstern einen Weg entlang, direkt auf einen Bauernhof zu. Die Hufe des Hengstes klapperten laut auf dem harten Boden. Mit einem Mal erhellte Licht den Himmel, grelles Licht, das wie lodernde Fackeln schien. Es war so grell und stechend, dass es Annits Augen blendete. Immer wieder musste sie die Augen zukneifen, um überhaupt etwas sehen zu können. Sie wollte umdrehen, doch Silberstern lief weiter. Geradewegs auf eine Scheune zu. Kurz davor bäumte er sich auf, und plötzlich konnte Annit erkennen, dass gewaltige Flammen aus der Scheune schlugen. Und auf einmal war alles umgeben von einem hell lodernden, riesigen Feuerkreis. Annit wollte laut um Hilfe schreien. Doch sie konnte es nicht. Sie brachte keinen Ton über die Lippen. Unterdessen züngelten die Flammen höher und immer höher, bis die gesamte Scheune in der Feuersbrunst verschwunden war. Zurück blieb nur der hell lodernde Feuerkreis.
Schweißgebadet schreckte Annit aus dem Traum auf und rieb sich die Augen. Sie sah immer noch die brennende Scheune vor sich. Ihr Herz pochte wie ein Trommelwirbel. Sie setzte sich und schlang die Arme um ihre Knie. Das war unsere Scheune. Hier auf dem Hof. Sie brannte lichterloh! Annit versuchte, sich zu beruhigen. Sie stand auf, schlich leise auf den Flur und schaute durch das Fenster hinunter auf den Hof. Dort war alles dunkel. Kein Mucks war zu hören. Wieso nur stand unsere Scheune in Flammen?, überlegte sie wieder. Das war doch unsere Scheune, oder, Silberstern?
Annit zweifelte keine Sekunde daran, dass Silberstern ihr diesen Traum geschickt hatte. Der brennende Feuerkreis war das eindeutige Zeichen dafür. Er tauchte in allen Träumen auf, die der magische Hengst ihr schickte. Warum nur soll unsere Scheune brennen? Was kann es für einen Grund dafür geben? Und wann wird das passieren?
Annit vergewisserte sich mit einem Blick durchs Fenster nochmals, dass draußen auf dem Hof wirklich alles in Ordnung war, dann huschte sie zurück in ihr Zimmer und legte sich immer noch leicht zitternd wieder ins Bett. Sie kuschelte sich in ihre Decke, rollte sich zur Seite und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Wie gerädert wachte Annit am nächsten Morgen auf und stürzte gleich wieder zum Flurfenster, um nach der Scheune zu sehen. Doch soweit sie den Hof von dort überblicken konnte, schien alles in Ordnung. Was war in der Scheune?, überlegte sie fieberhaft, während sie sich dann anzog. War jemand drin, als sie in Flammen aufging und niederbrannte? Sie kniff die Augen zusammen und versuchte krampfhaft, sich an jedes Detail ihres Traums zu erinnern.
Verdammt!
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