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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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öffnete ganz langsam die Finger. Eine rote Rosenblüte lag in seiner Handfläche.
    »Wunderbar.« Mrs. Walsh unterbrach mein Gefühlschaos. »Das war wirklich vorzüglich. Ihr zwei werdet nächste Woche die gleiche Szene noch einmal vor der ganzen Schule aufführen. Zur Schulversammlung zu Jahresbeginn.«
    Mein Herz machte einen Satz. Vor der ganzen Schule? War das hier nicht genug gewesen? »Aber …!«, setzte ich an und wollte protestieren.
    »Kein Aber, Lisa. Ihr habt noch genug Zeit zu üben.« Mrs. Walshs Vortrag wurde von der Schulklingel unterbrochen.
    Ermano griff nach meiner Hand, als ich gerade zu meinem Platz gehen wollte.
    »Hast du nicht was vergessen?«
    »Nicht dass ich wüsste«, gab ich mürrisch zurück.
    »Ich denke schon«, sagte Ermano mit breitem Grinsen. »Üben.« Ermano hielt noch immer meine schweißnasse Hand.
    »Üben? Warum. Du hast doch gehört, Mrs. Walsh war zufrieden.« Ich versuchte mich zu befreien.
    Ermanos Augen blitzten und er verstärkte seinen Griff um mein Handgelenk.
    »Wir sollten uns trotzdem besser vorbereiten. Deine Julia war nicht so perfekt. Ich könnte dir zeigen, wie du die Julia noch besser rüberbringst.«
    »Für eine Schulaufführung sollte das reichen«, sagte ich zornig.
    Meine schauspielerischen Fähigkeiten waren nicht einmal im Ansatz vorhanden. Außer es handelte sich um das Hüpfen und Kreischen mit Pom Poms in den Händen. Was wollte er nur von mir?
    Ich versuchte, in seine Gedanken vorzudringen, doch stieß nur auf eine feste Mauer. Ich runzelte die Stirn und stellte noch einen Versuch an. Ermano legte den Kopf schief, als warte er immer noch auf eine Antwort von mir. Ich ärgerte mich, dass ich seine Gedanken nicht lesen konnte. Die Mauer war genauso undurchdringlich wie die meiner Eltern. Nur hatte es mich bei ihnen nie gestört. Aber bei Ermano. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm. Erst dieses Verhalten von heute Morgen und jetzt das ganze Gegenteil.
    Giovanni kam zu uns. Ohne dass er mich eines Blickes würdigte, löste er Ermanos Finger von meinem Handgelenk und zog ihn mit wütendem Blick von mir weg.
    »Was ist mit deinem Bruder los? Er ist so … Ich weiß auch nicht.«
    Giovanni lehnte sich etwas zurück und öffnete seine Hand vor meiner Brust. Noch immer lag die Rosenblüte darin. Er nahm sie und steckte sie mir ins Haar.
    »Mach dir keine Gedanken. Ermano ist einer von den Typen, die ständig grübeln und einsam irgendwo in einer Ecke sitzen.«
    Michelle stöckelte an mir vorbei; die Augen stur von mir weg gerichtet, die Nasenspitze steil nach oben. Ihre grauen Augen sandten Blitze auf Giovannis Rücken. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    In der nächsten Stunde stand Biologie auf dem Stundenplan. Als ich das Klassenzimmer betrat, saß Kate schon neben Larissa, also setzte ich mich hinter den Tisch der beiden und hoffte, dass Giovanni, wenn er kam, sich neben mich setzen würde.
    Das ging auch Kate durch den Kopf: Ich hab mich zu Larissa gesetzt, damit du neben Giovanni sitzen kannst. Du musst mir nach der Schule einfach alles berichten. Ich finde das ja so aufregend. Ihr zwei seht toll zusammen aus. Und Michelle hättest du hören müssen. Die ist vielleicht sauer , plapperte Kate in meinen Kopf hinein.
    Ich grinste Kate an.
    Giovanni kam nicht.
    Als Ermano das Klassenzimmer betrat, waren alle Tische belegt und ihm blieb nur noch der Stuhl neben mir. Er zog ihn geräuschvoll zurück und setzte sich, so weit es möglich war, von mir entfernt. Ich runzelte die Stirn und warf Kate einen fragenden Blick zu.
    Sieht so aus, als würden nicht alle Italiener auf dich abfahren , dachte sie.
    Ich nickte. Ermanos offensichtliche Abneigung gegen mich würde unsere gemeinsame Hausaufgabe nicht leichter für mich machen. War eine Zusammenarbeit so überhaupt möglich? Ich fühlte mich unbehaglich bei der Vorstellung, dass ich meine Nachmittage mit jemand verbringen sollte, der ein Problem mit mir hatte. Da hätte mich die Walsh auch gleich in eine Zelle mit Michelle stecken können.
    »Die heutige Stunde gehört ganz und gar dem menschlichen Kreislauf«, begann Mr. Carter und strich sich mit Daumen und Zeigefinger über den dunklen Schnauzer. »Vor ihnen auf den Tischen liegen jeweils eine Blutdruckmanschette, ein Stethoskop und eine Taschenuhr mit Seku ndenzeiger. Wir werden jetzt gleich lernen, wie man den Puls misst und den Blutdruck.«
    Mr. Carter verteilte Protokolle, in die wir unsere Messungen eintragen sollten. »Wir machen das

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