Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
Vom Netzwerk:
gleich noch die kleinen Pölsterchen, die ich mir in den letzten Tagen zusätzlich angefuttert hatte. Den kleinen Wildlederbeutel mit dem Eisenkraut ließ ich in meinem Sport-BH verschwinden. Wenigstens würden mir heute die Gedanken meiner Mitschüler erspart bleiben. Ich hoffte, dass meine Souffleuse mir trotzdem meinen Text zuflüstern konnte.
    Direktor Snyder (er war Deutscher und hieß eigentlich Schneider, ehemaliger Direktor des Internats in Füssen, auf das viele Schüler der Silence High irgendwann wechselten, so wie jetzt auch Kirsty) hielt seine alljährliche Rede über den Neubeginn, den ein neues Schuljahr bedeuten konnte.
    Ermano stand mit mir hinter der Bühne. Immer wieder glitt sein Blick über mein Kleid. Er schien zufrieden mit seiner Wahl. Seine Aufmerksamkeit machte es mir nicht unbedingt leichter. Ich war mir nicht sicher, was mich nervöser machte; seine Bewunderung oder die Aussicht auf unseren Auftritt in wenigen Minuten.
    Einzig Ermanos Outfit schaffte es, mich zu erheitern. Er trug eine Art Kniebundhose in einem dunklen Lila. Darunter ein paar weiße hohe Kniestrümpfe. Ich kannte solche Hosen schon aus dem Fernsehen, aber in natura sahen sie noch viel lächerlicher aus. Seine Jacke, wenn man es denn als Jacke bezeichnen durfte, war im gleichen Lila und hatte eine goldene Knopfleiste. Wirkte aber dafür weitaus vornehmer als die Hosen.
    »Du siehst toll aus«, sagte Ermano. »Ich habe noch keine schönere Julia gesehen.«
    Ich war dem Dämmerlicht hinter der Bühne dankbar, so konnte Ermano nicht sehen, dass mein Gesicht farblich gerade nicht besonders gut zum Kleid passte.
    »Du siehst … ungewöhnlich aus.«
    »Danke«, grinste Ermano. »Wenn du dich unsicher fühlst, Angst hast oder irgendetwas nicht stimmt, mein Kopf gehört ganz dir. Schau einfach nur mich an. Da draußen stehen nur du und ich.«
    Ich nickte unsicher. Mehr als zweihundert Menschen wegzudenken, die noch dazu nicht gerade Fans meiner Wenigkeit waren, erschien mir unmöglich. Aufgeregt tippelte ich mit den Füßen, zog den Ausschnitt von Julias Kleid nach oben und verfluchte die Stäbchen, die in den Stoff eingearbeitet waren und mir fast die Luft nahmen. Der Angstschweiß lief mir in Bächen über den Körper. Wenn es eine Steigerung für Lampenfieber der extremen Art gab, dann hatte ich diese.
    In den letzten Monaten stand ich schon oft vor schlimmen Situationen. Eigentlich war mein ganzes Leben nur noch ein Scherbenhaufen. Nein, ein Misthaufen. Aber das Gefühl von Angst, das ich in diesem Moment verspürte, schlug alles bisher Erlebte. Meine heftige Atmung, der rasende Puls, alles sprach dafür, dass ich kurz vor einer Panikattacke stand.
    Ermano legte mir eine Hand auf den Rücken. Die Berührung und die Wärme beruhigten misch etwas. Ich konzentrierte mich auf meine Atmung und schloss die Augen, um möglichst viel meiner Umgebung für einen Moment aussperren zu können. Als ich die Augen wieder öffnete, stand ein breit grinsender Giovanni vor mir.
    »Ihr gebt ein hübsches Paar ab.« Giovanni musterte meinen Aufzug mit unverhohlener Neugier. Auf meinem Dekolleté ruhte sein Blick ein klein wenig länger als n ötig.
    »Was machst du hier?«, fragte Ermano scharf und schob sich vor mich.
    »Ich hab etwas für Lisa.«
    Giovanni ignorierte seinen Bruder und kam langsam auf mich zu. Seine Augen versenkten sich einen Moment in meinen, dann zog er mich an seine Brust. Ich war gewillt, Widerstand zu leisten, das schwöre ich, aber mein Körper hörte nicht mehr auf meinen Geist. Er widersetzte sich einfach den Anweisungen meines Gehirns. Und das nicht, weil Giovanni mich beeinflusste, sondern weil der stoffliche Teil meines Ichs sich dem geistigen nicht fügen wollte. Mein Herz flatterte wie ein wildes Feuer in meinem Körper. Und in meinem Bauch brannte diese Flamme auf voller Stärke.
    »Das gehörte meiner Mutter.« Giovanni hatte mir ein silbernes Medaillon umgehängt, auf dem eine aufwendige Rosenblüte eingearbeitet war.
    »Aber … Das kann ich nicht annehmen. Das ist sicher wertvoll und vor allem alt«, protestierte ich und wand mich aus Giovannis Umarmung.
    »Es gehört dir.« Giovanni hob eine Hand an meine Wange und strich eine verirrte Strähne aus meinem Gesicht. »Nicht wertvoller als du.« Mit Zeigefinger und Daumen fischte Giovanni nach dem Lederbändchen, das oben aus meinem Dekolleté lugte, und zerrte den kleinen Beutel daran heraus. »Das brauchst du jetzt nicht mehr.«
    Ich machte wohl einen ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher