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Silence

Silence

Titel: Silence Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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hinter der Schule erreicht hatte, blieb ich stehen, um meinem Verfolger zu sagen, er solle sich von mir fernhalten.
    Mein Verfolger ignorierte meine Einwände und zog mich in seine Arme. Ich weinte in Giovannis Umarmung, bis er mich von sich schob.
    »Komm, wir verschwinden von hier.«

14 . Kapitel

    Giovanni hob mich auf seine Arme und rannte mit mir in den Wald. Er rannte, als machte mein Gewicht ihm nichts aus. Wie eine geschlossene Wand zogen Bäume und Sträucher an uns vorbei. Panisch klammerte ich mich an Giovannis Hals fest. Ich wollte ihn fragen, wohin er mich brachte, aber angesichts der Geschwindigkeit, in der wir uns fortbewegten, schwieg ich. Ich wollte ihn nicht unnötig ablenken und riskieren, dass wir gegen einen der Laubbäume krachten.
    Der Wind brannte in meinen Augen und trieb mir die Tränen ins Gesicht. Es war mir kaum möglich zu atmen. Bei dem Tempo, in dem Giovanni sich bewegte, fühlte es sich so an, als würde man seinen Kopf aus einem rasenden Auto halten. Ich presste mein Gesicht an Giovannis Brust, um besser Luft holen zu können und nicht sehen zu müssen, wie die Bäume an uns vorbeirasten. Mein Herz hämmerte in meiner Brust. Wie war das möglich? Wie konnte sich jemand so schnell fortbewegen?
    Nur wenige Augenblicke später blieb Giovanni abrupt stehen. Wie bei einer Notbremsung mit einem Schnellzug wurde ich mit der Kraft einer Abrissbirne gegen Giovannis Körper gepresst. Ich stieß den Inhalt meiner Lunge mit einem Ächzen aus. Auf Giovanni schien der plötzliche Wechsel von der rasanten Achterbahnfahrt hin zum Notstopp keinerlei Nebenwirkungen zu haben. Mir hingegen war es, als wollte mein Magen durch die Speiseröhre nach oben.
    Ich blinzelte die Tränen aus meinen Augen, um sehen zu können, was diesen plötzlichen Halt verursacht hatte.
    Wir standen vor einer alten Holzhütte, die schon bessere Zeiten erlebt hatte. Ob das Haus irgendwann einmal einen Farbanstrich hatte, ließ sich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Fenster zumindest schien es gegeben zu haben. Jetzt waren diese lieblos mit Brettern vernagelt. Zwei Holzstufen – oder das, was von ihnen noch übrig war – führten auf eine winzige Veranda, deren Brüstung niemanden mehr vor einem Sturz beschützen dürfte. Sie bestand nur noch aus lose herabhängenden Brettern. Die Eingangstür hing schief in ihren Angeln und stand offen.
    Giovanni stellte mich auf meine Füße. Ich schwankte leicht und musste mich am Arm meines Entführers festhalten. Meine Beine zitterten wie Wackelpudding und ich rang noch immer um genügend Sauerstoff in meiner Lunge. Ohne ein Wort, aber mit einem breiten Grinsen nahm Gi ovanni mich wieder auf die Arme und glitt mit mir in die Hütte. Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie er das gemacht hatte, denn mein Gehirn hatte noch nicht vollständig akzeptiert, dass wir gerade mit der Geschwindigkeit eines Düsenjets durch den Wald gerannt waren.
    Innen wirkte die kleine Hütte nicht viel vertrauenerweckender. Zwei Schlaflager befanden sich auf dem Boden in der Mitte des kleinen Zimmers. An der hinteren Wand stand ein Tisch, der leicht windschief war. Ein kleiner Ofen in einer Ecke strahlte noch immer Wärme ab. Und an den Wänden hingen zwei Geweihe, was mich darauf schließen ließ, dass es sich bei dieser Unterkunft um eine längst vergessene Jagdhütte handelte.
    Ich drängte mich mit dem Rücken zur Wand in eine Ecke in der Nähe der Tür.
    »Was bist du?«, stotterte ich und wagte es nicht, Giovanni aus den Augen zu lassen.
    Giovanni kam in einem Augenzwinkern zu mir. Eine Hand stützte er neben meinem Kopf an die Wand, die andere strich mir sanft übers Gesicht.
    »Du siehst so blass aus wie Ermano, wenn er zu lange auf Essen verzichtet hat«, flüsterte er in mein Ohr. Er vergrub seine Nase in meinem Haar und ich konnte hören, wie er tief den Duft meines Haarshampoos einsog. »Hmmm. Du riechst lecker, aber du musst keine Angst haben.«
    Ich versuchte, von Giovanni wegzurutschen, doch ein leises Knurren aus der Brust meines Gegenübers ließ mich diese Absicht noch einmal überdenken.
    »Habe ich dir jemals wehgetan?«
    Ich schüttelte verzweifelt den Kopf.
    Giovanni verschwand so schnell, wie er gekommen war. Verängstigt suchte ich mit meinen Augen den kleinen Raum nach ihm ab. Ich entdeckte ihn in der Ecke hinter dem Ofen.
    Natürlich hatte er mir nie wehgetan und ich wusste, dass auch er anders war. Er las meine Gedanken, projizierte Bilder in meinem Kopf, alles Dinge, die ich

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