Silent Control | Thriller
Testlauf.«
Orlando startete den Generator, der sich direkt unter ihnen befand. Am Bildschirm verfolgte er, wie sich die monströse Strahlenkanone mit der nötigen Energie auflud, bis sie langsam anfing, sich zu drehen. Am vorderen Ende strahlten kreisrunde Kapseln auf. Der junge Soldat, der Orlando beim Aufbau der Apparatur geholfen hatte, stieg vom Wagen herunter und gab per Funk den Befehl für den Rückzug der Nationalgarde. Wie in Zeitlupe und fast unbemerkt von der Menschenmenge vor ihnen, zog sie sich hinter das Fahrzeug zurück.
»Ich hoffe, Sie sind sich darüber im Klaren, welche Grenze wir heute überschreiten«, wandte sich Orlando an Clark, während er sich Ohrenschützer aufsetzte.
»Bullshit, Orlando, wir kratzen gerade mal dran. Sie haben keine Ahnung, was uns allen blüht, wenn wir nicht handeln. Und jetzt legen Sie schon endlich los.«
Der Soldat gab Clark einen Ohrenschützer und setzte sich selbst einen auf. Ein immer stärker werdendes Summen durchdrang die Körper der Männer, die Vibration schüttelte auch den Tieflader durch. Das markdurchdringende Geräusch schwoll fast unerträglich an. Auf dem Monitor vor Orlando näherte sich eine rote Linie ihrem Target. Wie hypnotisiert starrte Clark darauf.
Inzwischen hatten einige Dutzend Demonstranten den Rückzug der Garde bemerkt. Allerdings zogen sie die falschen Schlüsse daraus und achteten auch nicht auf das Fahrzeug mit dem seltsamen Metallzylinder. Stattdessen besetzten sie wieder die Straße, voller Euphorie über ihren vermeintlichen Etappensieg.
Orlando stellte die Frequenz auf 6,67 Hertz, und sein Helfer steigerte die Energiezufuhr.
Die Menschen vor ihnen zeigten zunächst keine ungewöhnlichen Reaktionen. Immer näher bewegten sie sich auf den Wagen zu, sodass Clark schon damit rechnete, sich mit der Waffe verteidigen zu müssen, die er vorsichtshalber eingesteckt hatte.
Plötzlich veränderte sich das Bild. Einige Demonstranten hielten sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Ohren zu. Panisch begannen sie zurückzulaufen. Chaos brach aus. Sie stolperten übereinander, Füße prallten auf Gesichter oder Weichteile. Menschen schleiften ihre zusammengebrochenen Gefährten mit sich oder blieben wimmernd liegen und pressten die Hände an den Kopf. Vereinzelt waren grässliche Schreie zu hören. Wie von Geisterhand getrieben, wichen die Menschen vor der Wirkung der elektromagnetischen Strahlen zurück.
Orlando war entsetzt.
»Runter, runter, runter!«, schrie er. »Drehen Sie die Stromstärke runter!«
Sein Gehilfe zog an einem Regler. Das Brummen der Maschine wurde schwächer.
Wie ein Feldherr überblickte Clark den Schauplatz des Experiments. Das Ziel war erreicht: Sie hatten die Demonstration aufgelöst. Nur ein paar einzelne Aktivisten waren noch zu sehen, die wild durcheinanderliefen, ohne sich der Ursache ihrer plötzlichen Angst bewusst zu sein. Kurze Zeit später war der Platz wie leer gefegt.
»Ich habe es geahnt.« Orlando deutete auf die Strahlenopfer, die sich auf dem Asphalt wanden. »Wir waren zu nah dran, und die Frequenz war viel zu hoch.«
Er fasste sich an die Stirn. Schweißtropfen liefen an seinen Schläfen herunter.
»Zu nah dran?«, rief Clark. »Das war doch die perfekte Dosis, Sie Hasenfuß! Hervorragend, Orlando! Der kleine Test reicht, schalten Sie Ihre Höllenmaschine ab.«
Mit einem lautstarken Pfeifen setzte die Kanone aus. Die Drehung kam zum Stillstand. Clark stieg vom Fahrzeug und ging zum Kommandanten der Nationalgarde, der sich hinter dem Lastwagen bereitgehalten hatte.
»Erstatten Sie für alle Fälle Meldung. Falls jemand Fragen stellt: Ein neuartiger Generator für die Stromversorgung der Truppen hat ungewöhnlich hohen Elektrosmog freigesetzt. Bedauerlicherweise mit Folgen für einige Demonstranten.«
Der Kommandant sah ihn zweifelnd an. Was er gerade erlebt hatte, konnte unmöglich ein Versehen gewesen sein. Dennoch nahm er Haltung an.
»Verstanden, Sir.«
Zufrieden ging Clark zurück zu seiner Limousine. Alles ging reibungsloser, als er gedacht hatte.
»Fahren Sie mich ins Per Se«, befahl er dem Fahrer.
Die Zeit war reif, Torben Arnström in die Zange zu nehmen.
KAPITEL 30
MANHATTAN – RESTAURANT PER SE
June und Torben verließen kurz nach neun Uhr das Hotel, begleitet von den beiden Agenten. Einen Wagen brauchten sie nicht, denn das Per Se lag nur wenige Hundert Meter entfernt vom Mandarin Oriental am Columbus Circle.
Während im Financial District die Hölle los war, ging es
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