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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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richtigen Ort. Eine hübsche Straßenkreuzung sollte reichen … ich kenne diese Gegend recht gut, also glaube ich, einen passenden Ort gefunden zu haben.«
    »Wozu brauchen wir eine Straßenkreuzung?«, fragte Colette.
    WEIL SIE EINE WAHLMÖGLICHKEIT REPRÄSENTIERT , schrieb Stanley.
    »Eine was?«, fragte sie.
    »Eine Wahlmöglichkeit«, sagte Silenus. »Kreuzungen stehen für die Chance, dass sich die Dinge in mehr als eine Richtung weiterentwickeln können. In diesem Moment sind alle Straßen, die vor dir liegen, und alles, was dir auf ihnen begegnet, möglich. Und in diesem Moment bist du anderen Gewalten ausgesetzt. Gewalten, denen gegenüber du normalerweise unempfindlich wärest.«
    Die Straßenbahn setzte sie ab, und Silenus führte sie über eingesackte Gräben und eisige, nasse Felder, die noch auf ihr Frühlingserwachen warten mussten. Es war bitterkalt hier draußen, und in der Ferne war ein grauer, vernebelter Wald zu sehen. Die Felder zogen sich einen Hang hinab, an dessen unterem Ende sich zwei schmale Straßen kreuzten. Ein verkümmertes, kleines Bäumchen stand an einer Ecke der Kreuzung.
    Georges ahnungsvolles Gefühl verstärkte sich, als sie sich der kleinen Straßenkreuzung näherten. »Was sind das gleich für Leute, die wir treffen wollen?«, fragte er, ohne jemanden direkt anzusprechen.
    Zu seiner Überraschung war Stanley derjenige, der sich umwandte und überlegte, ob er antworten sollte. Er zog seine Tafel hervor und schrieb beim Gehen, bedachte George mit einem zweifelnden Blick und drehte die Tafel um. Dort stand: GLAUBST DU AN ELFEN?
    Silenus zog erneut seine Taschenuhr hervor und warf einen Blick darauf. »Immer noch eine Stunde bis zum Sonnenaufgang. Gut. Das lässt mir ein wenig Zeit für Vorbereitungen. Wir müssen Zeichen setzen, um ihre Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.«
    Sie sahen zu, wie Silenus die Tasche abstellte und etwas hervorzog, das aussah wie ein Bündel Stöcke, die in etwas Dunklem, Sirupartigem getränkt waren, das einen entsetzlichen Gestank verbreitete. »Nichts eignet sich besser zum morgendlichen Wecken als Teerdämpfe«, sagte Silenus. »Dies ist zudem sehr alter Teer. Er hat unzählige Jahre unberührt an den finstersten Orten geruht. Genau das, was wir brauchen.«
    Er legte die geteerten Holzstücke auf der Seite der Kreuzung aus, die dem Wald zugewandt war. Dann widmete er sich erneut seinem Beutel und wühlte in ihm herum, bis er ein kleines Stoffsäckchen gefunden hatte. Er öffnete es und ließ den Inhalt in seine Handfläche rieseln. Es sah aus wie winzige, fragile Knochen.
    »Flügel und Rippen einer Krähe, die einen großen Teil ihres Lebens in großer Höhe verbracht hat«, sagte Silenus und sortierte mit einem Finger die Knochen. Schließlich wählte er einen extrem kleinen Wirbel aus und musterte ihn eingehend. »Verbrenne die Gebeine der Erde, sing des Himmels Lied«, murmelte er. Dann, von beinahe allen anderen mit Abscheu betrachtet, warf er den Wirbel in seinen Mund. Er verzog das Gesicht und schob ihn herum, bis sich seine Wange ausbeulte.
    »Tun wir das wirklich?«, fragte George. »Sehen wir wirklich bald … äh …«
    »Ja«, sagte Silenus. »Das werden wir. Aber sie zu sehen sollte dich nicht ängstigen.«
    »Nein?«
    »Nein.« Er wühlte weiter in seinem Beutel. »Ängstigen sollte dich, dass sie dich sehen werden.« Er zog einen großen, silbernen Handspiegel hervor und drehte ihn in der Handfläche, und George sah, dass er von beiden Seiten verspiegelt war. Silenus hängte ihn mit einer Schnur an das Bäumchen, sodass eine Seite den Wald reflektierte, die andere ihre eigenen Gesichter.
    »Was soll das alles, Harry?«, fragte Colette.
    »Das Elfenvolk ist eine recht launenhafte und oberflächliche Rasse«, sagte Silenus. »In weltliche Angelegenheiten mischen sie sich üblicherweise nicht ein, weil sie glauben, sie stünden über uns. Der Rest der Welt liegt für sie unter einer Art Dunstglocke, und sie verlassen ihr kleines Königreich nie – zu meinem Glück. Aber folglich braucht es einiges, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Bestimmte Gewänder, Zeichen und Totems, die von Macht künden, solches Zeug eben. Jemand, der die Erde selbst verbrennt und den Himmel unter der Zunge hält, ist einer näheren Betrachtung wert.«
    »Aber das kannst du gar nicht«, wandte Colette ein. »Du tust nur so.«
    »Wirklich?«, konterte Silenus. »Woher weißt du das?«
    »Wofür ist der Spiegel?«, fragte George.
    »Sie sind auch ausgesprochen

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