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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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eine willkommene Erleichterung gegenüber dem darstellte, womit sie sich üblicherweise zufriedengeben mussten. Und da sie für das Budget verantwortlich war, wusste sie, dass sie genug finanziellen Spielraum für ihn hatten.
    Silenus dachte darüber nach. »Wer hat dich ausgebildet, Junge?«, fragte er.
    »Niemand«, sagte George, nicht ohne einen gewissen Stolz. »Ich habe es mir selbst beigebracht.«
    »Unmöglich«, spottete Colette. »Niemand erreicht so ein Niveau ohne fremde Hilfe.«
    »Ich schon«, gab George zurück. »Ich hatte in Rinton niemanden, der mich hätte unterrichten können.«
    »Also hast du es dir einfach selbst beigebracht, ja?«, fragte Colette. »Ganz allein?«
    »Ja.«
    Sie verdrehte die Augen. »Komm schon, George, sei ehrlich zu uns. Wer hat dich ausgebildet?«
    »Niemand«, sagte George und lief rot an. »Und ich lüge nicht.«
    Ehe Colette noch etwas sagen konnte, hob Silenus die Hand, studierte George einen Moment lang und meinte: »Wenn er sagt, er hat es sich selbst beigebracht, dann hat er es sich selbst beigebracht. Er hat keinen Grund, uns anzulügen, und ich sehe keinen Grund, seine Worte anzuzweifeln.«
    »Was?«, rief Colette. »Harry, das kannst du unmöglich glauben!«
    »Ich kann«, sagte Silenus. Aber obgleich dies die erste Gelegenheit war, zu der sein Vater etwas Gutes über sein Spiel gesagt hatte, waren Silenus’ Worte für George kein Trost; etwas Distanziertes und Kaltes lag in seinen Zügen.
    In der nächsten Woche reisten sie weiter nach Milton, wo weitgehend die gleiche Routine herrschte. Es änderte sich so gut wie nichts, vielleicht mit Ausnahme von Kingsleys Gesundheitszustand, der ein wenig schlechter zu werden schien, obwohl er jegliche Zuwendung abwehrte. Am Sonntag verschwanden Stanley und Silenus erneut mit dem Überseekoffer und kehrten auf ebenso geheimnisvolle Art zurück, wirkten aber zufriedener als in Alberteen. Und danach kam Hayburn, wo sie es wieder taten, auch wenn George nie erfuhr, was genau sie eigentlich taten.

9
     
    EIN HIRTENTREFFEN
     
    George war kein dummer Junge. Im Gegenteil: Bekam er seinen Willen nicht, blieb ihm immer noch seine enorme Pfiffigkeit. Doch er war es, vielleicht zu seinem eigenen Schaden, in überwältigendem Maße gewohnt, zu bekommen, was er wollte. Seine Großmutter hatte ihr Bestes getan, um ihn in abgeschiedener Frömmigkeit zu erziehen, und die Werkzeuge, die sie zur Durchsetzung ihrer Ziele bevorzugt genutzt hatte, waren Schmeichelei und Bestechung. Und nachdem George sich ihrem Einfluss entzogen hatte, um seinem Vater zu folgen, war er im Otterman’s gelandet, wo ihm seine überragenden Fähigkeiten ein beachtliches Druckmittel geliefert hatten. Bisher hatte sich ihm im Leben nur selten etwas in den Weg gestellt, und deshalb war es nur natürlich, dass er glaubte, er hätte aufgrund irgendeiner angeborenen Eigenschaft eine Vorzugsbehandlung verdient.
    Während der dritten Woche bei der Silenus-Truppe regte sich in ihm der Verdacht, er hätte sich eine ganze Menge Dinge verdient, die er nicht bekam. Zuerst und vor allem war er der Ansicht, er hätte eine Erklärung verdient. Hatte er nicht sein Leben für die Truppe aufs Spiel gesetzt? Und hatte er nicht eine bequeme und lukrative Anstellung aufgegeben, um sich ihnen anzuschließen? Das Wenigste, was sein Vater tun konnte, war, ihm zu erzählen, was sie wirklich taten.
    Aber das tat Silenus nicht. Zum Ende dieser drei Wochen hin wirkte Georges Vater zerfahrener denn je, verbrachte mehr und mehr Zeit in seinem Büro und wirkte jedes Mal, wenn er herauskam, noch etwas frustrierter. Der einzige Zeitpunkt, zu dem George mit ihm sprechen konnte, war am Abend, gleich nach der Vorstellung. Und da George nicht so dumm war, ihn konkret nach dem Lied, seiner Erinnerung an den Grabhügel oder den Männern in Grau zu fragen, fing er an, ganz unschuldige Fragen zu stellen oder suggestive Kommentare abzugeben, die vielleicht einige Bröckchen Wahrheit aus Silenus herauszulocken imstande waren.
    »Ich hoffe, die Leute kommen gut heim«, sagte George nach einer Aufführung und deutete zum Publikum. »Sind sie dafür nicht zu benommen?« Diese Frage beantwortete Silenus lediglich mit einem Schulterzucken.
    »Ist die Akustik in diesem Theater gut genug für den Choral?«, fragte George nach einer anderen Vorstellung. Mit dieser Frage handelte er sich die strikte Anweisung ein, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
    »Ist je jemand nach einem Ihrer Auftritte

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