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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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zum Nachzählen war er zu nervös. Das hier ist kein Spiel , klangen ihm Rajives Worte wieder und wieder in den Ohren.
    Er blickte Mohammad direkt in die Augen, obwohl jede Zelle seines Körpers schrie, er solle zusehen, dass er wegkam. Er musste seine ganze Willenskraft aufbieten. Als er sprach, bebte seine Stimme.
    »Wann werden Sie sie kontaktieren?«
    Keine Antwort.
    Sebastin versuchte es erneut, diesmal ohne Mohammad anzusehen.
    »Die Informationen über ihre Finanzen«, sagte er und deutete auf die DVD in Mohammads Hand, »müssten mich planmäßig erreichen. Ich rufe Sie an, sobald ich sie habe.«
    Sein Körper war verkrampft, auf einen möglichen Angriff eingestellt. Doch die beiden Männer rührten sich nicht.
    »Dann bis zum nächsten Mal, mein Freund, Inschallah .«

SEBASTINS FREUNDE
    10. August 2009.
     
    »Was zum Teufel treibt Sebastin bloß? Er sollte sich längst gemeldet haben!« Trotz seiner Wut war Alan Mayers Stimme kaum über das Dröhnen der Flugzeugturbinen hinweg zu hören.
    »Er hat das schon mal gemacht. Es war bisher nie ein Problem. Irgendwann hat er sich dann gemeldet, um uns auf den neusten Stand zu bringen, jedes Mal«, antwortete Rajive.
    »Wenn es keine Probleme gibt, wieso fliege ich dann jetzt nach Kalifornien?«
    »Er hat den Termin für die letzte Lieferung verstreichen lassen, und wir können ihn nicht erreichen. Wir vermuten aber, dass er die Namensliste bereits hat.«
    »Haben wir ihn schon bezahlt?«
    »Nein, Sir, keinen Cent. Die Bezahlung erfolgt erst bei vollständiger Lieferung.«
    »Vielleicht hat er die Liste einfach noch nicht.«
    »Die NSA und unser Team haben Telefongespräche abgehört, aus denen hervorgeht, dass in den letzten Tagen im ganzen Land Treffen mit einer Reihe von Personen stattgefunden haben, die wir derzeit verschärft überwachen lassen. Daher glauben wir, dass Sebastin die Liste bereits hat«, antwortete Rajive.
    »Sebastin hat diese Treffen organisiert?«
    »Mindestens vier Anrufe hat Sebastin selbst getätigt. Er hat sich jedes Mal als Mitarbeiter der ACCL vorgestellt. Was die übrigen Anrufe angeht, so erfolgten etliche Erstkontakte von seinem Telefon aus und andere von Nummern, die wir zurzeit nicht überwachen. Die zeitliche Übereinstimmung zwischen den Treffen und den Anrufen ist einfach zu auffällig, als dass sie bloßer Zufall sein könnten und nicht im Zusammenhang mit Sebastin stehen müssten.«
    »Treffen im ganzen Land? Heißt das, die von der ACCL rufen jetzt Personen auf der Liste an?«, fragte Alan, der noch immer nicht begriff, worauf Rajive hinauswollte.
    »Nein. Das habe ich zuerst auch gedacht. Aber das ergibt keinen Sinn. Erstens, sie dürften die Liste nicht mal haben. Sebastin sollte sie direkt an uns übergeben, ohne die ACCL da hineinziehen. Zweitens, falls die von der ACCL die Liste tatsächlich hätten, dann würden sie geplanter vorgehen, professioneller – wir hätten längst in den Abendnachrichten davon gehört. Sie würden ordentlich Stunk machen über Watch Lists , Datenschutz und Bürgerrechte. Wenn es um Publicity geht, sind die richtig gut. Nein, die haben nichts damit zu tun.«
    »Haben wir Mitschriften von irgendwelchen Treffen?«
    »Nein. Wir haben Mitschriften von einigen Telefonaten – in allen ging es darum, einen Erstkontakt herzustellen und ein Treffen zu vereinbaren. Aber von den Treffen selbst liegen keine Mitschriften vor.«
    Alan ließ die Akte, die er in der Hand hatte, auf den Tisch zwischen sich und Rajive fallen und massierte langsam seine Stirn, bis die teigige Haut rosa glänzte. Rajive konnte förmlich sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete – in ein paar Sekunden würde Alan garantiert zu demselben Schluss gelangt sein wie er selbst. Es machte Rajive Spaß, Alans graue Zellen ans Arbeiten zu bringen, und wenn Alan von sich aus die richtigen Schlüsse zog, lief alles immer ein bisschen reibungsloser.
    »Also Rajive, was ist Ihrer Meinung nach passiert? Bezahlen wir vielleicht einen Terroristen, damit er unsere Arbeit macht?«
    »Er ist ein Opportunist, aber ich halte ihn nicht für einen Terroristen. Ich glaube, er hat einen anderen Käufer gefunden. Eine andere plausible Erklärung gibt es eigentlich nicht.«
    »Damit eines klar ist, Rajive. Wenn unsere Liste verkauft wurde, dann sehe ich zwischen Opportunismus und Terrorismus keinen Unterschied. Er hat nicht zufällig versucht, neue Vertragsbedingungen auszuhandeln?«
    »Er hat es ein einziges Mal versucht, aber nicht ernsthaft geglaubt,

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