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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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einen Tick zu lang. »Was hätte ich denn sagen sollen?«, erwiderte sie schließlich. »Ich hab mir was ausgedacht. Ich hab im Grunde das gesagt, was Salim Galab sagen würde. Dass es mich wütend macht, wenn jeder, der sich für den Islam interessiert, automatisch zum Feind erklärt wird, selbst wenn er ganz friedliche Absichten hat.«
    »Ist das alles? Hat das gereicht?«
    »Nein. Ich hab noch ein bisschen mehr gesagt, ich weiß nicht mehr, was genau. Ich hab wohl noch was gesagt von wegen, das wäre mal wieder so eine typisch amerikanische Aggression und dagegen müsse man sich auf jeden Fall wehren. Ich kann nicht abschätzen, ob die anderen mir das abgekauft haben.«
    »Wieso hast du das gesagt?«, fragte Stephen fassungslos.
    »Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Die wollten eine Antwort. Ich glaube, Sahim hätte genau das gesagt.« Ihr Adrenalinspiegel sank allmählich ab. Sie konnte wieder klarer denken. »Ich habe dasselbe wie auf meiner Website gemacht – nur diesmal persönlich. Wie sonst hätte ich rausfinden sollen, was sie denken, wenn sie mir nicht über den Weg trauen?«
    »Ich weiß nicht, Molly. Das hört sich für mich gar nicht nach ACCL an. Wir müssen Sebastin von diesen freiwilligen Mitarbeitern erzählen.«
    »Das waren keine freiwilligen Mitarbeiter von der ACCL , die mich vor irgendwas warnen wollten, Stephen.«
    Die Worte hingen in der Luft.
    »Ich glaube, die wollten mich testen.«
    »Wofür denn?«
    »Nein. Ich meine, ich weiß es nicht.«
    Stephen wurde schlecht. In was hatte er sie da reingeritten?
    »Was ist mit dem anderen Typen, diesem Ali?«
    »Keine Ahnung. Er hat gesagt, er wäre nicht verheiratet, und er hat viel über seine Arbeit und Geld geredet. Mehr weiß ich nicht. Was er mit den Leuten machen wollte, die die Listen aufgestellt haben, war um einiges verstörender und drastischer, als ich erwartet hatte. Er hat auch ein paar von seinen Posts auf EasternDiscussions erwähnt. Ich hab versucht, ihn anhand seiner Äußerungen zu identifizieren, aber ich weiß nicht, ob er mir vorher schon mal aufgefallen ist.«
    »Wusste einer von denen, dass EasternDiscussions deine Website ist?«
    »Nein, obwohl sie ein paarmal erwähnt wurde. Ich schätze, sie waren alle mal da.«
    »Hast du nicht gesagt, dass du wegen deines Forschungsprojekts da warst?«
    »Um Gottes willen, Stephen. Die nehmen ihre Posts ernst. So was kann ich denen nicht erzählen.«
    Als immer mehr Meilen zwischen ihnen und dem Haus lagen, hatte Stephen sich fast wieder beruhigt. »Ich wünschte, wir könnten mehr rausfinden«, hörte er sich plötzlich sagen.
    »Ich auch. Aber die Sache da drin wurde ein bisschen zu heftig. Als Ali richtig losgelegt hat, bin ich gegangen. Ich weiß nicht, wie es dann weiterging.«
    »Und sie haben dich einfach gehen lassen?«
    »Ja klar. Was hätten sie denn machen sollen? Es war ja auch bloß unser erstes Treffen.«
    »Und wie geht’s jetzt weiter?«
    »Das nächste Treffen soll in zwei Wochen stattfinden. Wann und wo erfahre ich per E-Mail.«
    »Du hast doch nicht etwa vor, da hinzugehen, oder?«
    »Sprich doch erst mal mit Sebastin, und dann sehen wir weiter«, erwiderte Molly. Auch ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, aber genau solche Leute hatte sie sich für ihre Untersuchung erhofft.

GRUNDLAGEN
    6. August 2009.
     
    Nach dem Treffen in Milpitas waren Molly und Stephen müde und ausgehungert, und sie hatten keine Lust, direkt nach Hause zu fahren. Also beschlossen sie, einen Zwischenstopp in einer von Ubatoos Cafeterien einzulegen. Es war nach neun Uhr, und sie hatten beide seit dem Morgen nichts gegessen.
    Mit einem Imbiss und Laptops ausgestattet, suchten sie sich einen leeren Besprechungsraum, wo sich jeder sogleich schweigend in seine eigene Welt zurückzog. Es war kurz vor elf, als Molly das erste Mal wieder aufblickte und sah, dass Stephen sie anstarrte.
    »Lust auf einen kleinen Spaziergang? Es ist noch früh.«
    Sie nahm Stephens Hand und führte ihn hinaus in die wolkenlose, stille kalifornische Nacht. Erst als sie sich ein gutes Stück von den Gebäuden entfernt hatten, sagte Stephen: »Weißt du, bloß weil du auf meiner Liste stehst, musst du noch lange nicht auf irgendeiner offiziellen Liste stehen – oder überhaupt irgendwann auf einer landen. Und selbst wenn, sobald das einer überprüft, wird er sehen, dass da ein Fehler vorliegt. Das weißt du doch, oder?«
    »Ja, ich weiß, ich habe schließlich nichts zu verbergen. Sollen sie mich doch beobachten«,

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