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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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gesagt, er würde es in den oberen Etagen zur Sprache bringen, wenn der Zeitpunkt günstig war, wenn die Konjunktur wieder Aufwind hatte. Natürlich war nie etwas passiert.
    Er antwortete so gelassen er konnte: »Zu wenig Zeit. Zu knappe Mittel. Das Übliche.«
    »Verdammt noch mal, Rajive. Sebastin ist da draußen und kontaktiert die Schweine, die wir überwachen … die wir tatsächlich aktiv überwachen? Wie ist das möglich? Wie hat er es geschafft, innerhalb von ein paar Tagen ein Dutzend Personen ausfindig zu machen, die ganz oben auf unserer Liste stehen? Etwas, wofür wir wer weiß wie lange gebraucht haben …«
    Rajive hätte versuchen können, es Alan noch einmal zu erklären, aber der würde es ohnehin nicht verstehen wollen. Stattdessen bot er ihm etwas an, womit Alan nicht ganz so schlecht dastehen würde, wenn Washington von diesem Schlamassel erfuhr – und das halbwegs der Wahrheit entsprach.
    »Wir haben nicht alle Daten, die wir brauchen. Die Leute sind nicht bereit, sie uns einfach zu geben. Weder politische Winkelzüge noch Gipfeltreffen werden uns die nötigen Datenmengen einbringen.«
    »Aber die Leute sind bereit, Sebastin all diese Daten zu geben?« Mit einem angewiderten Kopfschütteln wandte Alan sich von Rajive ab.
    »Alan, die Leute haben nicht Sebastin die Informationen gegeben. Sie haben sie Ubatoo gegeben. Sebastin brauchte dort bloß jemanden, der sie an ihn weitergab.«
    »Und wie hat er Ubatoo dazu gebracht, ihm diese Informationen zu geben, wo wir sie nicht mal dazu bringen, uns guten Tag zu sagen?«
    »Die ACCL ist zurzeit im Silicon Valley jedermanns Liebling. Das ist kein großes Geheimnis – alle wollen der Organisation helfen.«
    »Idioten. Alles Idioten. Und welcher davon hat Ihrem Freund Sebastin geholfen?«
    Rajive blätterte durch seine Akten.
    »Er hat zwei Kontakte bei Ubatoo. Den Leiter der Data-Mining-Abteilung, ein gewisser Atiq Asad. War früher mal Professor in Berkeley, jetzt ist er Vice President bei Ubatoo. Sebastin hat auch mit einem Praktikanten namens Stephen Thorpe zusammengearbeitet, aber wie stark der beteiligt war, ist noch nicht bekannt. Bis wir landen, habe ich mir ein genaueres Bild von seiner Rolle gemacht.«
    »Was glauben Sie, Rajive? Was ist mit Sebastin passiert? Hat er es sich anders überlegt? Ein paar Millionen Dollar reichen manchen Leuten wohl nicht, was?«
    »Er hat schon ein kleines Vermögen. Daher vermute ich, dass er zunächst aus patriotischem Pflichtgefühl zur Zusammenarbeit mit uns bereit war. Vielleicht hat er dann beschlossen, dass ein Ferienhaus ihm wichtiger ist. Keine Ahnung.«
    »Patriotisches Pflichtgefühl? Sebastin? Damit tun Sie ihm zu viel Ehre an. Ich wette, er ist wie alle anderen bloß ein gieriger Mistkerl, der für Geld alles machen würde«, entgegnete Alan, lehnte sich zurück und lutschte weiter an seinem Eiswürfel.
    »Wegen morgen – was machen wir, wenn Sebastin und die ACCL sich als Sackgasse erweisen?«, fragte Alan.
    »Wenn ich richtigliege, ahnt bei der ACCL sowieso niemand, was los ist. Es ist an der Zeit, mit Professor Asad und diesem Praktikanten zu reden. Wir müssen abschätzen können, wie groß der Schaden ist.«
    »Ich kann’s kaum erwarten, Asads Gesicht zu sehen, wenn ihm klar wird, dass die Daten, die sie uns verweigert haben, sich in den Händen eines Terroristen befinden, der sie an den Meistbietenden verkauft. Das wird eine Riesenkatastrophe.«
    Es war durchaus möglich, dass die Sache ein gewaltiges Medienspektakel auslöste. »Ubatoo liefert Daten an Terroristen«. Persönlich hätte Alan gegen ein bisschen Presse nichts einzuwenden gehabt. Mit etwas Geschick und Kreativität hätte er aus dieser Geschichte ganz sicher einen gewaltigen PR -Sieg für sich selbst und das NCTC rausschlagen können. Aber heutzutage, wo die Sicherheitsbehörden im Auftrag des Präsidenten zur Zusammenarbeit verpflichtet waren und die ausdrückliche Order hatten, nach außen zu demonstrieren, dass sie alle an einem Strang zogen – keine Chance. Über alles musste der Mantel des Schweigens gebreitet werden. Und genau das war jetzt Alans und Rajives Aufgabe.
    »Falls Sebastin seine Liste bereits weiterverkauft hat, wird die Sache für Professor Asad böse ausgehen«, sagte Rajive. Und während Alan nur wenige Minuten, nachdem jeder sich seinen Unterlagen zugewandt hatte, eingeschlafen war, studierte Rajive Stephens Akte. Bis zum morgigen Treffen blieb noch einiges zu tun. 

EIN TÜFTLER IN JEDER HINSICHT
    August

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