Silicon Jungle
dass wir uns darauf einlassen. Dafür hat er zu schnell aufgegeben«, stellte Rajive entschieden klar. »Wenn die Liste etwas taugt, kriegt er mindestens das Zwanzigfache von dem, was wir ihm geboten haben.«
»Und woher wissen wir, ob die Liste was taugt?«
»Sebastin hat Kontakt zu etlichen Personen aufgenommen, denen wir hohe Priorität einräumen. Würde die Liste nichts taugen, dann hätte er vielleicht, und nur vielleicht, nach ein paar Dutzend Anrufen einige dieser Personen gefunden. Aber es waren nicht Dutzende Anrufe – er hat sie einen nach dem anderen angerufen. Diese Liste ist richtig gut.«
»Wen genau hat er kontaktiert?«
»Bislang wissen wir nur von den Personen, die wir bereits aktiv überwachen oder die von seinem Telefon aus kontaktiert wurden – und das überwachen wir, seit er Kontakt zu Muratt Merdin aufgenommen hat. Wir ermitteln noch, wie viele Personen er sonst noch gefunden und möglicherweise über andere Wege kontaktiert hat.«
Alan atmete laut aus.
»Also, wer kauft eine solche Liste?«
»Wer würde sie nicht haben wollen? Ich könnte aus dem Stegreif ein Dutzend Terrorgruppen aufzählen, die Interesse daran hätten.«, sagte Rajive nüchtern.
»Hören Sie, Rajive, ich bin hier nicht der IT -Experte. Das sind Sie. Ich bin davon ausgegangen, dass die Liste uns helfen sollte, Informationen zu bestätigen, die wir bereits hatten. Mir wurde gesagt, Sebastin würde mit den Personen, auf die er stoßen würde, nichts anfangen können. Ich dachte auch, Sie hätten gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, falsche Fährten gelegt? Und erzählen Sie mir nicht, jemand in unserer Organisation oder in der NSA ist dermaßen inkompetent gewesen, Sebastin eine unserer Personenlisten zu geben. Das möchte ich wirklich nicht hören.«
Alans Taktiken, sich abzusichern, waren für Rajive nichts Neues.
»Es wurden keine Informationen nach außen gegeben. Und natürlich führen wir den Abgleich in unseren Labors im NCTC durch. Und ja, wir haben in der Liste, die wir Sebastin gegeben haben, jede Menge falscher Fährten gelegt. Das habe ich selbst gemacht, genau wie vom Ausschuss verlangt.«
»Dann verraten Sie mir bitte, welchen Nutzen Sebastins Liste ohne unsere hat?«
»Ich vermute, er hat unsere Liste nicht gebraucht«, erwiderte Rajive schließlich. »Wir denken derzeit über zwei Möglichkeiten nach. Erstens, er hatte Zugang zu unserer Liste. Falls dem so ist, dann, ja, würde das einen ernsthaften Sicherheitsverstoß auf unserer Seite bedeuten. Nicht unmöglich, aber wenig wahrscheinlich. Zweitens, seine Namensliste enthält an sich schon eine Reihe brauchbarer Kandidaten, und er war für einen Abgleich gar nicht auf unsere Liste angewiesen.«
»Was reden Sie denn da, Rajive? Wie sollte so etwas möglich sein? Irgendwer muss ihm doch was gesteckt haben.« Alan kochte.
»Alan, es gibt eine Reihe von Möglichkeiten für undichte Stellen, wie Sie sich bestimmt erinnern«, erwiderte Rajive in Anspielung auf das Gipfeltreffen in Tysons Corner. »Aber wenn Sie mich fragen, ist dieses Szenario unwahrscheinlich. Ich vermute eher, dass da jemand eine sehr gründliche Analyse der Bücherliste durchgeführt hat.«
Alan, der sich wieder zu beruhigen versuchte, schüttete einen Eiswürfel aus seinem Glas in den Mund und lutschte langsam darauf herum, während er das flimmernde Sonnenlicht hinter den Wolken beobachtete.
»Rajive, damit ich Ihren Plan auch durch und durch verstehe. Die Liste enthielt ausschließlich Büchertitel, richtig, sonst nichts? Sie haben keine anderen Infos rausgegeben, richtig?«
»Ausschließlich Bücher. Aber wenn man sich die Verbindungen ansieht, die Käufer dieser Bücher mit anderen Personen haben, mit Organisationen, anderen Websites, kann man durchaus einiges daraus ableiten. Da muss nur jemand hinreichend motiviert sein und eine kolossale Ausdauer haben. Deshalb haben wir ja die vielen falschen Fährten gelegt. Doch selbst, wenn es möglich ist, wüsste ich nicht, wer so viel Zeit in diese Sache stecken könnte und die dazu erforderlichen Ressourcen hätte.«
»Der eigentliche Sinn dieser Übung war doch der, die Personen, die bereits auf unserer Liste standen, nach Prioritäten zu ordnen, oder? Und jetzt höre ich von Ihnen, dass Sie bereits wussten, wie so was geht. Wieso wurde Sebastin dann mit hineingezogen? Wieso hat Ihr Team das nicht selbst gemacht?«
Rajive blickte Alan fassungslos an. Wie oft hatte er um die notwendigen Mittel gebeten, wie oft hatte Alan
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