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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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Erfahrung zu bringen, wäre ein guter Anfang. Aber Sebastin ging nicht ran. Stephen nahm sich vor, ihn morgen Nachmittag in seinem Büro bei der ACCL zu besuchen. Selbst wenn er Sebastin dort nicht antreffen sollte, wäre es beruhigend, mit irgendwem dort zu sprechen.
    Als er zu Molly zurückkam, hatte sie ihren Laptop zugeklappt und ordnete einen dicken Stapel Blätter.
    »Was ist das?«, fragte Stephen.
    »Ich hab die Mails ausgedruckt.«
    »Du hast sie ausgedruckt ?« Die E -Mails zu lesen war eine Sache, aber sie auszudrucken – sozusagen handfeste Beweise zu produzieren – eine ganz andere.
    »Ich schreddere sie anschließend, versprochen, aber manche sind wirklich tolles Material für meine Diss. Sieh dir bloß mal GR.Zadeh an. Ich verfolge seine Posts seit Tagen. Er schreibt die hitzigsten, fiesesten Posts auf der Website. Aber seine Posts sind richtig lahm im Vergleich zu seinen Mails. Dann ist da Tarik78. Der ist neben GR.Zadeh einer der Wütendsten, aber in seinen Mails drückt er sich total gewählt aus und … normal. Das ist erstaunlich – endlich kann ich einen Blick in die Köpfe all der Leute werfen, die ich beobachte, und das ohne dass sie davon wissen. Niemand hatte je Zugriff auf derart unverfälschte Gedanken. Das ist der Durchbruch für meine Diss, Stephen.«
    Das war im Augenblick zu viel des Guten. »Hast du wenigstens irgendwelche Informationen über die Leute gefunden, die bei dem Treffen dabei waren?«
    »Ich weiß nicht, ob es dieselben Leute sind oder nicht.« Molly deutete auf einen zweiten Stapel Blätter.
    »Du hast das noch nicht überprüft?«
    »Keine Sorge, ich mach das im Auto, wenn wir nach Hause fahren.«
    Stephen drehte sich unvermittelt um und steuerte ohne ein weiteres Wort auf die Tür zu. Molly nahm die Sache zu sehr auf die leichte Schulter.

EINBAHNSTRASSE
    29. Juli 2009.
     
    »Rajive am Apparat.« Seine Stimme klang müde.
    »Rajive, ich bin’s, Sebastin.«
    »Sebastin, wo haben Sie denn gesteckt? Wir waren schon drauf und dran, einen Suchtrupp loszuschicken. Ist alles in Ordnung?«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Haben Sie die Liste von Ubatoo bekommen?«
    »Genau darüber wollte ich mit Ihnen sprechen … Was ist, wenn ich sie nicht kriege … ich meine … für den Preis, den Sie zahlen?«
    »Wir zahlen so viel wir können, Sebastin. Sie kannten die Bedingungen, als wir Ihnen das Geschäft angeboten haben.«
    »Ich werde mehr brauchen. Erheblich mehr.«
    »Ich glaube nicht, dass das geht. Niemand wird mehr bewilligen. Ehrlich gesagt, so viel ist die Liste nicht wert.«
    »Und wenn doch? Was, wenn ich sicher wüsste, dass die Namen auf der Liste haargenau stimmen?«
    »Woher sollten Sie das sicher wissen?«, erwiderte Rajive ungeduldig.
    Sebastin hätte ihm sagen können, dass er sein Spiel mit den zwei Kategorien von Büchern durchschaut hatte. Er hätte ihm sagen können, dass er die Liste bereits besaß und sich selbst vergewissert hatte, wie gut sie war, und deshalb von nun an die Bedingungen stellte.
    Was er aber eigentlich gern gesagt hätte, war: »Helfen Sie mir. Ich glaube, ich habe Mist gebaut.«
    Und was er tatsächlich sagte, war: »Ich halte große Stücke auf diesen Praktikanten.«
    »Sebastin, selbst wenn der Praktikant Gott wäre, er wird aus der Bücherliste, die ich Ihnen gegeben habe, keine perfekte Liste machen. Es sind Bücher, Sebastin, mehr nicht.« Rajives Stimme verriet nicht, wie wenig er seinen eigenen Worten traute. »Der Vertrag steht, Sebastin. Wir erwarten die Namen von Ihnen. Das hier ist kein Spiel. Wenn Sie die Liste haben, sagen Sie’s mir und dann ist es gut.«
    »Ich … ich habe …«
    Er hätte den Satz auf vielerlei Weise beenden können, um sich zu retten. Doch stattdessen sagte er:
    »Ich habe jetzt einen Termin. Ich melde mich wieder, wenn ich sie habe.«
     
     
    Zwanzig Minuten später klopfte es an der Tür von Zimmer 151 des Georgian-de-Carmel in Santa Monica.
    M. Mohammad und die beiden Gentlemen, die schon bei ihrer letzten Begegnung dabei gewesen waren, kamen herein und nahmen den kleinen Raum in Beschlag.
    »Alles erledigt?«, fragte Mohammad. Keine Drohgebärden diesmal. Keine unnötigen Fragen.
    Sebastin gab ihm die DVD .
    Im Gegenzug wurde ihm ein Päckchen in die zitternde, ausgestreckte Hand gelegt. Er öffnete es, überprüfte den Inhalt, weil er wusste, dass das von ihm erwartet wurde, und konnte nur mit größter Mühe den aufsteigenden Brechreiz unterdrücken. Es war hoffentlich vollzählig, denn

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