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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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Enttäuschung über die Ergebnisse des ersten Tages noch emsiger zu Werke ging. Statt weiter willkürlich zu recherchieren, begann sie akribisch das Web zu durchsuchen. Systematisch arbeitete sie sich durch die umfangreiche Trefferliste, die Ubatoo geliefert hatte. Als sie dann auf die unauffälligeren Websites auf den hinteren Rängen stieß, wurde ihre Ausdauer belohnt.
    Dort fand sie auch die Posts von truthAndDare28 und Schlimmeres – denselben Hass, dieselbe Eindringlichkeit, aber in Verbindung mit wohlüberlegten, konkreten Plänen und eindeutigen Beschreibungen von Grausamkeiten. Jeder Link, den sie anklickte, führte sie tiefer in die Gefilde von Hass und Gewalt. Und jedem Post, der den Radikalismus der einen Seite hochleben ließ, standen Dutzende Posts gegenüber, die den der anderen Seite bejubelten.
    Die Welt, die sie da enthüllt hatte, war gewaltig. Sie verfolgte die Verbindungen von Link zu Link, bis sie auf private Websites stieß, auf die ihr der Zugang verwehrt wurde oder die in einer Sprache verfasst waren, die sie nicht verstand. Unmengen von Links führten direkt zu MySpace-Seiten, Facebook-Profilen und YouTube-Videos, und alle waren sie offene Einladungen, sich noch weiter vorzuwagen.
    Diese Websites lieferten Molly reichlich Inhalte für EasternDiscussions. Zwar boten manche von ihnen auch Raum für Diskussionen über Alltagsthemen wie Shoppen und Partnersuche, doch im Unterschied zu Mollys erster Auswahl scheute keine von ihnen Debatten über Religion und Politik.
    Das waren die Posts, die Schlagzeilen machten. Das waren die Posts, die einem sofort in den Sinn kamen, wenn jemand von Angst sprach, wenn jemand von Terrorismus sprach. Das waren die Botschaften, die sie für ihre Dissertation brauchte; alles andere war zu prosaisch, um interessant zu sein.
    Je mehr sie las, desto mehr war sie davon überzeugt, dass sie auf dem richtigen Weg war. Je mehr Menschen im Nahen Osten online gingen, desto mehr wuchs die Notwendigkeit, dafür zu sorgen, dass das, was sie sahen, nicht nur ein Echo des Hasses auf Amerika war, der sie bereits umgab. Wie sehr prägten die Ansichten einiger lautstarker Individuen oder einiger radikaler Posts letztendlich die Ansichten aller Leser? Wenn es ihr gelang, die Wirkung zu quantifizieren, wäre ihre Arbeit praktisch fertig.
    Dennoch, sie fragte sich, wo denn der Unterschied lag zwischen der Arbeit an einer passiven Analyse und dem Garnichtstun. Wenn sie den Menschen schon nicht unmittelbar vor Ort half, musste sie eine Wirkung erzielen, die genauso nachhaltig, genauso real und eigentlich noch größer war. Wozu also sollte sie sich die Mühe machen, die Anschauungen der Mitglieder eines Forums zu studieren, solange sie nicht wusste, wie man sie verändern konnte?
    Konnte sie die Diskussionen systematisch beeinflussen? Konnte sie, statt den Einfluss von extremistischen Individuen bloß zu studieren, deren Wirkung begrenzen? Vielleicht war das ja ganz einfach; vielleicht musste man nur dafür sorgen, dass die Nachrichten, die die »richtigen« Ideen unterstützten, immer ganz oben in Ergebnislisten auftauchten, damit Leser sie als Erstes sahen. Vielleicht musste man eine glaubwürdige Autorität installieren, oder eine Reihe von Autoritäten, die für einen vertretbaren Standpunkt warben. Oder vielleicht war es viel simpler. Wie wäre es, wenn man die Länge von Nachrichten untersuchte und kontrollierte – hatten kürzere oder längere Nachrichten eine größere Wirkung? Wie viele Aufrufe zum Handeln sollte eine Nachricht enthalten? Wie häufig durften Begriffe wie Gebet, Macht, Gott vorkommen? Vielleicht war es ja noch einfacher. Vielleicht mussten den Lesern ja bloß die »richtigen« Botschaften immer und immer wieder präsentiert werden.
    All diese Dinge mussten irgendeine Wirkung haben. Und wenn sie deren Ausmaß beziffern und dokumentieren könnte, dann wäre ihre Arbeit nicht nur eindrucksvoller, sondern auch nützlicher. Kein Promotionsausschuss könnte ihre Bedeutung in Zweifel ziehen. Gale wäre bestimmt ganz aus dem Häuschen. Das ging weit hinaus über das simple Messen der Informationswirkung von Diskussionsforen. Es erforschte, wie sie sich verdeckt steuern ließen.
    Was sie jetzt dringend brauchte, waren Probanden. Sie brauchte eine Website, auf der Leute tagtäglich posteten, mit denen sie ihre Experimente durchführen konnte. Wie sonst sollte sie testen, ob ihre Beeinflussungs- und Kontrollmethoden sich tatsächlich auf die Entwicklung von Meinungen

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