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Silicon Jungle

Silicon Jungle

Titel: Silicon Jungle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shumeet Baluja
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schwitzte. Schulter und Hals, wo der Mann ihn Gott weiß wie lange auf den Boden gedrückt hatte, pochten.
    Er berührte vorsichtig die Stirn und verzog das Gesicht, als er das noch warme Blut spürte. Er tastete behutsam mit dem Finger den durchtränkten Haaransatz ab, um zu sehen, wie groß die Wunde war.
    »Sebastin, da sind Sie ja wieder. Sie haben wirklich Glück. Wir werden Ihnen die Liste abkaufen. Und wir möchten, dass Sie uns noch mehr Informationen beschaffen.«
    Wie sollte er hier bloß rauskommen? »Ich weiß nicht, wie ich an weitere Informationen kommen soll. Ich hab doch gesagt, dass uns immer alles anonym zugespielt wird.« So musste es gehen.
    »Überlegen Sie sich eine Möglichkeit, Kontakt zu Ihren Informanten aufzunehmen. Da fällt Ihnen doch sicher was ein.«
    Wie viel war ihnen die Liste wohl wert? Er fing mit der höchsten Summe an, mit der er glaubte, durchkommen zu können.
    »Ich will fünf Millionen.« Das war fünfzig Mal so viel, wie Rajive ihm zahlte.
    »Dollar? Sie hoffen im Ernst auf fünf Millionen Dollar? Wieso nicht fünfzig Millionen, Sebastin? Seien Sie nicht albern. Sie liegen hier auf dem dreckigen Fußboden, in Ihrem eigenen Blut, haben Angst um Ihr Leben und verlangen trotzdem Geld. Vielleicht sollten wir mal bei Ihnen zu Hause nachschauen. Könnte es vielleicht sein, dass Sie die Liste dort irgendwo herumliegen haben? Aber so dumm sind Sie doch nicht, oder? Wir könnten Ihnen auch gar nichts geben, Sebastin, und uns die Liste einfach nehmen. Was würden Sie dann machen? Ich denke, Sie sind nicht in der Position, Forderungen zu stellen.« Mohammad warf einen langen mitleidigen Blick auf Sebastin, ehe er weitersprach: »Aber wir werden fair sein. Sie und ich werden ins Geschäft kommen. Wir werden Sie anrufen und Ihnen sagen, was wir bezahlen.«
    Ein Tritt gegen den Kopf. Sebastin wäre fast wieder ohnmächtig geworden.
    Noch ein Tritt. Und er wurde es.

DER YURI-EFFEKT
    17. Juli 2009.
     
    Stephen öffnete die Augen, als das Morgenlicht langsam in die dunklen Ecken des Zimmers kroch. Als Erstes registrierte er verschwommen das Glas, halb voll mit einer abgestandenen Mischung aus Rum, Cola und geschmolzenem Eis. Dann hörte er das vertraute Klappern einer Tastatur. Er lag noch immer auf der Couch, während Molly über ihren Rechner gebeugt war.
    »Hast du gar nicht geschlafen?«
    Molly drehte sich zu ihm um. »Nein, noch nicht. Aber ich leg mich gleich hin. Muss bloß noch ein paar Kleinigkeiten erledigen.«
    Selbst in seinem Zustand konnte er sehen, dass ihre Augen verquollen waren und vor Übermüdung gerötet. Er hievte sich langsam vom Sofa und ging zu Molly, beugte sich über ihre Schulter und fuhr ihr mit den Fingern durch das dunkelbraune Haar.
    »Musst du heute nicht zu GreeneSmart?«
    »Erst in vier Stunden. Ich hau mich vorher kurz aufs Ohr«, erwiderte sie, nahm seine Hand aus ihrem Haar und hielt sie fest.
    Er wusste, dass es nicht viel bringen würde, trotzdem sagte er ihr, sie solle es nicht übertreiben und sich schlafen legen. Doch kaum war er aufgestanden, um unter die Dusche zu gehen, klapperte die Tastatur wieder.
    Als er zurück ins Wohnzimmer kam, hatte Molly seinen Platz auf der Couch eingenommen und schlief tief und fest, neben sich einen Wecker. Stephen blieb kurz stehen und sah sie an. Sie erinnerte ihn an all die Menschen, mit denen er in der Vergangenheit so gern zusammengearbeitet hatte, bei SteelXchange, im Promotionsprogramm, sogar am College. Und er machte sich ernsthaft Gedanken, welchen Einfluss er auf Molly hatte. Hätte sie sich von ihrer Arbeit auch dann so mitreißen lassen, wenn sie kein Paar geworden wären?
    Als er die Wohnung verließ, vergewisserte er sich noch einmal mit einem letzten Blick, ob er Molly nicht geweckt hatte.
     
     
    Als Stephen Gebäude 11 betrat, war es schon halb elf, viel später als sonst. Er wollte erst seine E-Mails checken und dann mit Yuri sprechen. Noch ehe sein Monitor erwacht war, tauchte Kohan auf.
    »Hast du heute schon deinen Cappuccino getrunken?«
    »Noch nicht. Kleinen Moment. Ich will eben meine E -Mails checken. Zehn Minuten, okay?«
    »Ach, erzähl mir nichts. Ich hab dich reinkommen sehen, du hast deine E -Mails schon auf dem Handy gecheckt. Und in den letzten fünfzehn Sekunden wird dir schon niemand geschrieben haben.«
    Stephen schmunzelte. »Ich bin vernetzt, also bin ich.«
    »Wie auch immer. Na komm, gehen wir. Ich muss dir was erzählen.«
    Kaum waren sie draußen, legte Kohan auch schon

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