Silicon Jungle
murmelte er, ohne Yuri anzublicken, als sie sich vor Gebäude 11 trennten. »Aber erwähn bitte auch Kohan und Andrew. Schließlich haben wir alle einen Beitrag zu JENNY geleistet.«
APFELKUCHEN
21. Juli 2009.
»Vielen Dank, dass Sie meine Einladung angenommen haben. Wir haben uns lange nicht gesehen«, sagte Sebastin zu Stephen, nachdem sie im »Pieces of Pi«, einem Restaurant in San Mateo, eine halbe Stunde vom Ubatoo-Gelände entfernt, Platz genommen hatten. Ein Pflaster an Sebastins Stirn bedeckte die frische Naht.
»Schön, Sie wiederzusehen«, sagte Stephen automatisch. Obwohl er der Verabredung am Telefon zugestimmt hatte, war er nicht sicher gewesen, dass das Treffen tatsächlich zustande kommen würde. Wenn es nach ihm ginge, würde er am liebsten sämtliche Geschäftskommunikation per E -Mail abwickeln, vielleicht noch per Telefon, und nur wenn unbedingt erforderlich, im persönlichen Gespräch. Für seinen Geschmack entstand dabei zu viel Small Talk, zu viel Ablenkung und zu wenig Substanz.
Während Sebastin den Teebeutel im heißen Wasser auf und ab hüpfen ließ, konzentrierte er sich auf die Rolle, die er mal wieder spielen musste. Er richtete all seine Energie auf einen heiteren Gesprächsauftakt. Krieg das hin. Es muss gut laufen, damit ich Mohammad geben kann, was er haben will.
»Stephen, ich muss mich noch mal für die Daten bedanken, die Sie mir beschafft haben. Das war wirklich unglaublich und weit mehr, als ich gehofft hatte. Ich bin sicher, Ihre Liste wird mir eine große Hilfe sein.« Perfekt . Das klang, als wäre alles in Ordnung.
»Danke. Ich hoffe, Sie können mit den Informationen was anfangen. Ich weiß, es sind ganz schön viele.«
»Aber ja doch, ja. Das ist fantastisch. Also, ich möchte Ihnen ein Angebot machen, und verzeihen Sie mir meine Unverblümtheit. Ich fände es wirklich toll, wenn Sie ganz für mich arbeiten würden.«
Stephen wusste mit vielen unterschiedlichen Gesprächssituationen umzugehen (in denen sich Leute hauptsächlich immer neue Methoden einfallen ließen, wie sie noch mehr Daten aus ihm rausholten und ihn zu noch mehr Arbeit anspornten), aber dieses Angebot traf ihn unerwartet.
»Ich fühle mich geschmeichelt, Sebastin, aber ich weiß wirklich nicht, was ich noch für Sie tun könnte. Ich weiß auch nicht genug über die ACCL oder darüber, was die ACCL genau macht, um das zu entscheiden.«
Sebastins Haltung veränderte sich merklich, als hätte er widerwillig akzeptiert, dass er eine Erläuterung liefern musste, die er sich lieber erspart hätte. Jetzt musste er so gut es ging den Schein wahren, bis er bekam, was er brauchte, um die Sache abzuhaken.
»Deshalb bin ich hier, Stephen. Ich sage Ihnen so viel ich kann, und dann liegt die Entscheidung bei Ihnen. Unser Kernteam besteht aus vier Leuten, die beschlossen haben, sich für eine gute Sache zu engagieren, statt immer nur noch mehr Geld zu verdienen. Sehen Sie sich unsere Website an. Da finden Sie unsere Lebensläufe. Wir wollen kein großes Team, bloß ein paar Leute, mit denen wir gut zusammenarbeiten können. Sie wären der Zweite, den wir fest einstellen. Aber wir haben ein Heer von Freiwilligen und Partnern. Ich glaube, wir bewegen wirklich was.«
»Sie meinen, indem Sie zu all den Leuten, über die wir gesprochen haben, Kontakt aufnehmen?«
»Das ist nur ein Teil unserer Arbeit. Es geht darum, unsere Privatsphäre zu schützen, unsere Freiheit, an Informationen heranzukommen und angstfrei über jedes Thema zu diskutieren.« Sebastins Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Nur weil ich etwas Bestimmtes lese oder sage, gehöre ich noch lange nicht auf die Watch List irgendeiner Sicherheitsbehörde. Wer weiß, warum jemand zum Verhör einbestellt oder gar gefoltert wird?«
Stephen schaute sich mehrmals im Restaurant um und hoffte, dass niemand, den er kannte, in Hörweite saß. Sebastin holte tief Luft, ehe er weitersprach. »Wir können dieser Entwicklung nur vorbeugen, indem wir die Leute aufklären und möglichst viele Beweise sammeln, und zwar mithilfe sämtlicher uns zur Verfügung stehender Datenquellen, wozu natürlich all das gehört, was Sie und Atiq uns netterweise geliefert haben. Fangen wir mit ein paar E -Mails an, mal sehen, wie weit wir damit kommen. Es geht darum, dass die Betroffenen erfahren, wie sie auf eine Watch List geraten sind. Ich garantiere Ihnen, die meisten haben es nicht verdient.«
Stephen sprach leise, als wollte er damit Sebastins laute Tirade
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